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Unterzuckerungen gefährden Diabetes-Patienten
Werden moderne Insuline bald nicht mehr für alle Patienten erstattet?
Berlin (9. September 2009) – Die Priorisierung in der Medizin ist in vollem Gange – die aktuelle Debatte um die modernen Insuline liefert den Beweis: Geht es nach dem Willen des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) sollen rund 290.000 Menschen mit Typ 2-Diabetes, die mit so genannten lang wirksamen Insulinanaloga behandelt werden, eingeschränkt werden und – mehr noch – gesundheitliche Risiken in Kauf nehmen. Nicht nur ein Unding sondern schlichtweg unethisch, meint Prof. Dr. med. Andreas Fritsche, Mitglied des Pharmakotherapieausschusses der Deutschen Diabetes Gesellschaft anlässlich einer Pressekonferenz der Novo Nordisk Pharma GmbH in Berlin. Fritsche weiter: „Der patientenrelevante Zusatznutzen dieser Medikamente ist klar belegt“. „Bei Anwendung international üblicher statistischer Methoden ist eindeutig belegt, dass lang wirksame Insulinanaloga das Risiko von Unterzuckerungen vermindern. Dennoch will der G-BA diese Insuline nicht weiter erstatten lassen“, kritisiert Dr. med. Tim Heise, Leiter des Profil Instituts für Stoffwechselforschung, Neuss. „Hier soll am falschen Ende gespart werden. Dabei könnten die Folgen, die aus wiederholten Unterzuckerungen resultieren, die Solidargemeinschaft weitaus teurer zu stehen kommen“, sagt Dieter Möhler, Bundesvorsitzender des Deutschen Diabetiker Bundes.
Hypoglykämien (Unterzuckerungen) sind ein schwerwiegendes Problem in der Diabetesbehandlung. Sie entstehen als Nebenwirkung der Insulintherapie. Eigentlich hat der Patient mit Diabetes zu viel Zucker im Blut, der durch das Insulinspritzen dorthin transportiert wird, wo er hingehört: in die Körperzellen, wo der Zucker verstoffwechselt werden kann. Bei der Insulinbehandlung kann jedoch leicht über das Ziel hinausgeschossen werden: Es wird dann soviel Zucker aus dem Blut transportiert, dass es zur Hypoglykämie kommt. „Dabei treten zunächst die typischen Symptome wie Zittern, Schwitzen, Heißhunger u.a. auf. Das sind Warnreaktionen des Körpers, die dazu führen sollen, möglichst rasch Glukose über die Nahrung aufzunehmen“, berichtet Fritsche. „Beim Nicht-Diabetiker, der hin und wieder unterzuckert ist, funktioniert dieses ‚Achtung-Signal‘ sehr gut. Bedenken Sie jedoch, dass beim Diabetes-Patienten diese Zustände sehr häufig auftreten können, so dass sich der Körper daran gewöhnt und die Warnungen nicht mehr ernst nimmt“, so Fritsche weiter. Aus anfänglich leichten Unterzuckerungen werden dann schnell schwere Hypoglykämien mit lebensbedrohlichen Zuständen. „Es ist heute eindeutig belegt: Viele leichte Hypoglykämien können zu einer möglicherweise tödlichen Unterzuckerung führen. Darum gilt: Jede Hypoglykämie muss vermieden werden“, appelliert Fritsche.
Lang wirksame Insulinanaloga verringern Unterzuckerungen
Lang wirksame Insulinanaloga können dabei helfen, die Anzahl der Unterzuckerungen zu verringern und damit das Risiko möglicher tödlicher Auswirkungen zu minimieren. Die Analoga sind, dem humanen Insulin ähnliche Stoffe, die aufgrund ihrer Eigenschaften und ihrer bequemen Anwendungsweise Vorteile in der Therapie bieten. „Die Analoginsuline zeigen einen deutlichen Mehrwert gegenüber den so genannten NPH-Insulinen, die aus den 30er Jahren stammen. Mit lang wirksamen Analoginsulinen lassen sich die Therapieziele besser erreichen und damit die Häufigkeit gefürchteter Diabetes-Folgekrankheiten wie Erblindung und Nierenversagen reduzieren, ohne den Preis von vermehrten gefährlichen Unterzuckerungen zahlen zu müssen“, ergänzt Fritsche.
IQWiG – Nutzenbewertung mit unüblichen Methoden
Wie kommt nun das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG), das mit der Nutzenbewertung der Analoginsuline beauftragt wurde und dem G-BA damit die Entscheidungsgrundlage liefert, trotz der wissenschaftlich belegten Vorteile zu seinem abschlägigen Entscheid? „Die unterschiedliche Bewertung der Daten kommt dadurch zustande, dass das Institut die Ergebnisse mathematisch korrigiert hat“, erklärt Heise. Dadurch wolle man eine mögliche Verzerrung vermeiden, also eine Verfälschung der Ergebnisse, die aufgrund des Studiendesigns zustande kommen könnten. „Das ist prinzipiell eine richtige Überlegung, um Ergebnisse objektivierbar und damit wissenschaftlich beurteilbar zu machen“, so Heise weiter. Probleme sieht er allerdings in der Art des angewandten Korrekturverfahrens. Das sei seines Wissens in dieser Form noch nicht angewendet und so auch von den Erfindern der Methode nicht erdacht worden. "Die vom IQWIG gewählte Methodik ist eine Kombination von vielen kleinen Korrekturmaßnahmen, von denen jede einzelne die Anerkennung eines in Studien demonstrierten Nutzens von lang wirkenden Insulinanaloga bei Patienten mit Typ 2-Diabetes erschwert. Insgesamt werden dadurch eventuell wichtige und patientenrelevante Vorteile übersehen“, gibt Heise zu Bedenken.
Der Patient – der, auf den es ankommt?
Geht es noch um den Patienten mit Diabetes oder werden die Bedürfnisse eines kranken Menschen durch den immer größer werdenden Wunsch nach Einsparmaximierung überholt? „Wohlgemerkt, wenn wir von Lebensqualität und Bedürfnissen sprechen, ist nicht „Wellness“ gemeint und Insulinanaloga sind keine Lifestyle-Medikamente“, stellt Möhler klar. Bliebe der gegenwärtige G-BA Entwurf bestehen, müssten die Ärzte zukünftig Schädigungen des Patienten billigend in Kauf nehmen, bevor lang wirksame Insuline verordnet werden dürften, gibt Möhler zu bedenken. „Dabei sind wir als Patienten absolut dafür, dass sorgfältig mit dem Geld der Krankenkassen umgegangen wird. Und in diesem Zusammenhang ist ein IQWiG durchaus sinnvoll. Aber dann soll es auch anerkannt wissenschaftlich vorgehen und die Realität abbilden“ fordert Möhler.
Download
Präsentation Prof. Dr. med. Andreas Fritsche zum Thema "Langwirksame Insulinanaloga zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 – Bewertung des IQWiG Berichts aus Sicht der Deutsche Diabetes Gesellschaft": Praesentation Fritsche.pdf (219.11 KB)
Präsentation Tim Heise zum Thema "International unübliche datenauswertung des IQWiG: Diskrepanz zwischen Ergebnissen und Bewertung": Praesentation Heise.pdf (428.68 KB)
Präsentation Dieter Möhler zum Thema "Moderne Insulintherapie: Kostensenkungen dürfen nicht zur Senkung der Lebensqualität von Diabetikern führen": Praesentation Moehler.pdf (82.23 KB)
Quelle: Pressekonferenz der der Firma Novo Nordisk Pharma am 09.09.2009 in Berlin (CGC-Cramer Gesundheits Consulting).