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Wie Gefühle unser Gedächtnis steuern
Basel, Schweiz (13. Oktober 2009) – Emotionale Erlebnisse bleiben erfahrungsgemäss besonders stark im Gedächtnis haften, jedoch nicht bei allen Menschen gleich stark. Wissenschaftler der Universität Basel haben für dieses Phänomen einen molekularen Mechanismus beschrieben. Die Forschungsresultate erscheinen diese Woche in der Online-Ausgabe der US-Fachzeitschrift PNAS.
An die Hochzeit, einen schönen Urlaub, aber auch an einen Unfall können wir uns oft noch Jahre später sehr gut erinnern. Hingegen werden alltägliche, gefühlsneutrale Geschehnisse nur oberflächlich abgespeichert und schneller vergessen. Dieser gedächtnisfördernde Effekt von Emotionen ist biologisch sinnvoll. So brennen sich erlebte Gefahrensituationen tief in unser Gedächtnis ein und können dadurch eher vermieden werden. Dieser Effekt von Gefühlen auf das Gedächtnis ist aber nicht bei allen Menschen gleich stark ausgeprägt.
Die Professoren Dominique de Quervain und Andreas Papassotiropoulos von der Universität Basel hatten entdeckt, dass eine genetisch verankerte Variante eines bestimmten Rezeptors (alpha-2B-adrenerger Rezeptor), der als Andockstelle für den Botenstoff Noradrenalin dient, dazu beiträgt, dass man sich besonders stark an emotionale Information erinnert.
Die Forscher fanden zudem heraus, dass dieselbe Rezeptorvariante auch für die Stärke von quälenden Erinnerungen an traumatische Erlebnisse bei der posttraumatischen Belastungsstörung mitverantwortlich ist. Allerdings blieb bisher unklar, wie diese genetische Variante zu einem besseren emotionalen Gedächtnis führt.
Erhöhte Aktivität des Mandelkerns
In der aktuellen Untersuchung studierten die Wissenschaftler den zugrunde liegenden Mechanismus. Dr. Björn Rasch, der Erstautor der Studie, untersuchte dazu die Hirnaktivität von gesunden Versuchteilnehmern, während diese sich emotionale Bilder anschauten. Die Rezeptorvariante, die mit einem gesteigerten emotionalen Gedächtnis einherging, führte zu einer erhöhten Aktivität des Mandelkerns (Amygdala), einer Hirnstruktur, die wichtig ist für die Verarbeitung und Abspeicherung emotionaler Information.
Dieser genetisch verankerte Mechanismus führt also über eine erhöhte Aktivität im Mandelkern dazu, dass man sich beispielsweise besonders gut an erlebte Gefahrensituationen erinnert und sie dadurch künftig besser vermeiden kann. Der Preis, den man für diesen positiven Effekt zu bezahlen hat, könnte allerdings sein, dass sich auch schlimme traumatische Erlebnisse tiefer ins Gedächtnis eingraben und so in Form quälender Erinnerungen weiter existieren. Die aktuelle Studie fand im Rahmen eines von de Quervain und Papassotiropoulos geleiteten Projekts statt.
Neurobiologische Mechanismen des menschlichen Gedächtnisses
Das Projekt "Neurobiologische Mechanismen des menschlichen Gedächtnisses" wird von den Professoren Andreas Papassotiropoulos und Dominique de Quervain von der Universität Basel geleitet und vom Schweizerischen Nationalfonds, der European Science Foundation und mehreren universitären und privaten Stiftungen gefördert. Zu den Zielen des Projektes gehören die Identifizierung von neurobiologischen und molekularen Mechanismen des menschlichen Gedächtnisses und die gezielte Entwicklung neuer Therapiestrategien zur Behandlung von Gedächtnisstörungen. Das Projekt umfasst mehrere Tausend Versuchsteilnehmer und Patienten aus Europa, den USA und Afrika. Bisherige Studien wurden unter anderem in den Wissenschaftszeitschriften Nature Neuroscience (2003, 2007), PNAS (2006, 2009) und Science (2006) publiziert.
Abb.: fMRI-Aufnahme eines Mandelkerns (Amygdala) mit genetisch bedingter erhöhter Aktivität. Bild: Division Kognitive Neurowissenschaften, Universität Basel
Originalbeitrag
B. Rasch, K. Spalek, S. Buholzer, R. Luechinger, P. Boesiger, A. Papassotiropoulos, and D. de Quervain
A genetic variation of the noradrenergic system is related to differential amygdala activation during encoding of emotional memories
PNAS Early Edition | DOI: 10.1073/pnas.0907425106
Weitere Informationen
http://www.brainscience.ch/unibas-dcn.html – Division Kognitive Neurowissenschaften der Universität Basel
Quelle: Pressemitteilung der Universität Basel vom 13.10.2009 (tB).