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Wie korrekt diagnostizieren Allgemeinärzte Depressionen?
Allgemeinpraxis ist eine schwierige Aufgabe
Fragestellung der Studie: Wie korrekt diagnostizieren Allgemeinärzte Depressionen?
Hintergrund
Zürich, Schweiz (24. August 2009) – Sowohl für den einzelnen Patienten als auch für die Gesellschaft ist die Depression eine grosse Belastung. In einer von der WHO durchgeführten Studie in 14 Ländern liegt die Häufigkeit dieser Erkrankung in der Bevölkerung bei 14 %. Generell ist die Prävalenz in urbanen Gebieten höher als in ländlichen Gegenden. Da die Diagnose einer Depression nicht einfach ist, wird sowohl eine "Über- als auch Unterdiagnostizierung" beobachtet. Das Ziel des vorliegenden "systematic review" war die Generierung von Daten, wie oft die Diagnose der Depression korrekt und wie oft die Diagnose nicht korrekt gestellt wurde.
Einschlusskriterien
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Studien in der Primärversorgung, in denen die Korrektheit der Diagnose ohne Zuhilfenahme von spezifischen Instrumenten (diagnostische Fragebogen, Skalen zur Beurteilung des Schweregrades usw.) gestellt wurde.
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In randomisierten Studien, in denen zum Beispiel der Effekt einer Fortbildung untersucht wurde, wurden nur die Resultate der Gruppe ohne diese Fortbildung genommen.
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Studien mussten mindestens 50 Patienten mit einer Depression beinhalten
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Studien in denen der Outcome, also das Vorliegen oder Nicht-Vorliegen einer Depression mit einem validierten Verfahren, strukturiertes oder semi-strukturtiertes Interview, überprüft wurde.
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Vignettenstudien wurden ausgeschlossen
Studiendesign und Methode
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Systematic review
Outcome
Primäre Outcomes: Korrektheit der Diagnose
Resultat
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Von insgesamt 118 Studien in denen die Fähigkeit der Ärzte in der Allgemeinmedizin Depressionen zu diagnostizieren untersucht wurden, erfüllten 41 die geforderten Einschlusskriterien.
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Die Gesamtzahl aller Patienten in den Studien betrug 50.371 (mittlere Anzahl pro Studie 1.228), mittlere Anzahl an Patienten mit Depression 135 pro Studie.
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In 19 Studien wurde untersucht wie zuverlässig Ärzte die Diagnose einer Depression ein- oder ausschliessen.
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Die Resultate können kurz folgendermassen zusammengefasst werden. Pro 100 unselektionierten Patienten in der Allgemeinpraxis, werden mehr falsch positive Diagnosen (15 Patienten) als falsch negative Diagnosen gestellt. Falsch positiv heisst, dass die Diagnose einer Depression gestellt wird, obwohl keine vorliegt; falsch negativ heisst, dass die Diagnose der Depression übersehen wird.
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Die Resultate der Studie deuten darauf hin, dass die "Überdiagnose" häufiger ist als die Unterdiagnose.
Kommentar
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Ob diese Resultate auch für die Schweiz gelten, geht aus der Studie nicht hervor.
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Aus den Resultaten der Studie kann nicht automatisch der Schluss gezogen werden, dass die Ärzte unbedingt schlechte Depressions-Diagnostiker sind. Das Problem mit der Depression beginnt schon vor der Diagnose, nämlich bei der Definition, was eine Depression ist. Die Krankheit Depression wird aufgrund von Symptomen definiert und kann zumindest derzeit noch nicht aufgrund somatischer Marker definiert werden. Es könnte also auch so sein, dass Ärzte die diagnostischen Kriterien etwas anders gewichten als die, die diese Kriterien erstellt haben.
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Zudem ist es schwierig auf einer kontinuierlichen Skala, die bei jedem Menschen zwischen "überhaupt nicht depressiv" und "schwerst depressiv" liegt, den Punkt festzulegen der Depression von Nicht- Depression unterscheidet.
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Diese persönlichen Feststellungen sind kein Playdoyer für einen Relativismus bei der Diagnose Depression, sondern haben die Absicht auf die grundlegenden Probleme in der Depressionsdiagnostik hinzuweisen.
Literatur
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Mitchell AJ et al. Clinical diagnosis of depression in primary care: a meta-analysis. Lancet 2009; 374: 609-19.
Quelle: HortenZentrum, Verfasser: Johann Steurer, 24.08.2009, © 2010 Hortenzentrum, (tB).