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Winter ist auch (Keuch) – Husten Zeit
Der Keuchhusten ist erwachsen geworden
Berlin (9. Oktober 2008) – Keuchhusten (Bordetella pertussis) ist eine hoch ansteckende Krankheit, die jeden treffen kann. Noch vor wenigen Jahren glaubte man, dies sei eine reine Kinderkrankheit. Untersuchungen zeigen allerdings, dass immer öfter Jugendliche und Erwachsene an Keuchhusten leiden. Sechs von zehn der Patienten sind über 25 Jahre alt. Experten schätzen, dass Jahr für Jahr in Deutschland 110.000 Erwachsene an Keuchhusten erkranken.
In unseren Breitengraden tritt Keuchhusten leicht vermehrt im Herbst und Winter auf, übertragen werden die Bakterien über Tröpfcheninfektion. Das Hauptsymptom bei Erwachsenen ist ein langwieriger Husten ohne zunächst wesentlich andere Krankheitszeichen. Die Hustenanfälle können über Wochen und Monate auftreten und besonders nachts heftig sein. Manchmal klagen die Betroffenen auch über Kratzen im Hals oder Schweißausbrüche. Zudem treten bei 25 Prozent der Patienten Komplikationen auf – wie beispielsweise eine Lungenentzündung, Mittelohrentzündung oder Krampfanfälle. Manchmal sind die Hustenanfälle sogar so stark, dass es zu Rippen- und Leistenbrüchen oder Bandscheibenvorfällen kommt.
Nur eine Impfung schützt sicher
Einen sicheren Schutz vor einer Keuchhustenerkrankung bietet die Impfung. Die Grundimmunisierung sollte im Säuglingsalter abgeschlossen und im Kindesalter, spätestens aber im Jugendlichenalter aufgefrischt bzw. nachgeholt werden. Erwachsene, die engen Kontakt zu Säuglingen haben beziehungsweise Nachwuchs planen sowie beruflich Kinder oder Schwangere betreuen, wird die Impfung offiziell empfohlen Wichtig: Da weder eine durchgemachte Keuchhustenerkrankung noch die Impfung lebenslangen Schutz bietet, wird die Auffrischung für diesen Personenkreis alle zehn Jahre empfohlen. Da die Keuchhustenimpfung in Kombination mit der Impfung gegen Wundstarkrampf, Diphtherie und Kinderlähmung erfolgen kann, ist nur ein Pieks notwendig.
Keuchhusten betrifft Kinder und Erwachsene
Bakterien als Auslöser
Keuchhusten ist eine hoch ansteckende Infektionskrankheit der Atemwege, die im schlimmsten Fall für den kleinen Patienten tödlich enden kann. Auslöser der Krankheit Keuchhusten sind die Bakterien der Gattung Bordetella pertussis. Sie werden über die Luft übertragen (Tröpfcheninfektion) und gelangen auf diese Weise auf die Schleimhäute des Rachens und der Bronchien.
Komplikationen nicht unterschätzen
Noch immer denken die meisten Menschen, Keuchhusten ist eine reine Kinderkrankheit. Doch die Krankheit ist in den letzten Jahren erwachsen geworden. Noch vor 30 Jahren betrafen über 50 Prozent der Erkrankungen das Säuglingsalter und weniger als fünf Prozent die über 15 Jährigen. Heute sehen die Zahlen ganz anders aus. Rund 70 Prozent der Krankheitsfälle werden von Jugendlichen und Erwachsenen gemeldet. Experten schätzen, dass Jahr für Jahr allein in Deutschland 110.000 Erwachsene an Keuchhusten erkranken. Sechs von zehn der Patienten sind über 25 Jahre alt.
Bei Kindern, die an Keuchhusten leiden, treten oft Erkrankungen der Atemwege wie Lungenentzündungen oder Bronchitis auf, da der Organismus des Kindes durch den Husten bereits stark geschwächt ist. Auch Mittelohrentzündungen kommen häufig vor. Zudem ist es möglich, dass eine Gehirnentzündung mit Krampfanfällen entsteht. Dadurch kann es zu Bewusstlosigkeit und in schlimmsten Fall zum Tod kommen. In außereuropäischen Ländern zählt Keuchhusten zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten; jedes Jahr sterben rund 300.000 Kinder daran.
Auch Erwachsene sind vor Keuchhusten und seinen schwer wiegenden Komplikationen nicht sicher. Rund 25 Prozent aller Erwachsenen, die Keuchhusten haben, leiden unter zusätzlichen Beschwerden. Während der Hustenanfälle ist die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff oft problematisch, was zu Schäden durch Sauerstoffmangel führen kann. Durch den starken Husten sind kleine Hautblutungen, Nasenbluten, Blutungen im Auge bis hin zu Gehirnblutungen (Subdurales Hämatom) möglich. Weitere, teils dramatische Folgen sind Rippenfrakturen, Nabel- und Leistenbrüche, Harninkontinenz, Lungenentzündung, Mittelohrentzündungen Gewichtsverlust, Bronchiektasien (Erweiterungen der Bronchien) sowie Emphysem (Lungenüberblähung).
Das Problem: Häufig wird beim Erwachsenen nicht erkannt, dass er an Keuchhusten erkrankt ist, denn die Symptome sind nicht immer klar zu deuten. Einziger Hinweis ist ein schlimmer Husten. Wenn dieser bei ansonsten Gesunden länger als eine Woche andauert, besteht Verdacht auf Keuchhusten. „Aber nicht nur die Erwachsenen leiden sehr unter dem über Wochen andauernden Husten, sondern sie sind auch noch eine mögliche Infektionsquelle für nicht geimpfte oder unzureichend geimpfte Säuglinge“, erklärt Dr. Matthias Frank, Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren aus Karlsruhe. „Weder eine im Kindesalter durchgemachte Keuchhusten-Erkrankung, noch eine Impfung bietet einen lebenslangen Schutz. Deshalb sind Auffrischimpfungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter so wichtig und notwendig“, betont Dr. Frank. „Besonders auch Frauen mit Kinderwunsch sollten für ihren eigenen Schutz und zum Wohl des noch Ungeborenen oder Neugeborenen einen vollständigen Impfschutz besitzen.“
Vorbeugen ist besser als behandeln
Wenn es zu einer Keuchhusten-Infektion gekommen ist, müssen die Patienten sowie die engen Kontaktpersonen vorsorglich mit einem Antibiotikum behandelt werden. Dadurch wird die Infektionskette unterbrochen. Dauer und Heftigkeit der Hustenattacken werden nicht wesentlich beeinflusst, da das so genannte Pertussis-Toxin (ein von den Bakterien abgegebenes Gift) vom Antibiotikum nicht erreicht wird.
Laut Infektionsschutzgesetz dürfen erwachsene Keuchhusten-Patienten solange keine Lehr-, Erziehungs-, Pflege-, Aufsichts- oder sonstige Tätigkeiten ausüben, bis die Ansteckungsgefahr vorbei ist. Besser ist es daher, einer Keuchhusteninfektion durch eine gut verträgliche Impfung vorzubeugen.
Impfschutz hält nicht ewig, man kann mehrfach erkranken
Was viele nicht wissen: Wer in seiner Kindheit gegen Pertussis geimpft wurde oder die Erkrankung durchgemacht hat, ist leider nicht lebenslang vor einer Neuinfektion geschützt. Nach etwa 10 Jahren verliert das Immunsystem die Fähigkeit, sich gegen den Erreger zur Wehr zu setzen. Dann kann man sich erneut infizieren. Das ist auch der Grund dafür, warum Keuchhusten im Erwachsenenalter so häufig ist. Nur eine Impfung schützt sicher.
Krankenkasse übernimmt die Kosten
Die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) in Berlin empfiehlt die Keuchhusten-Auffrischimpfung für Kinder im Vorschulalter, für Jugendliche im Alter von 9 bis 17 Jahren sowie für Frauen mit Kinderwunsch und alle Personen, die Kontakt zu Säuglingen (Eltern, Großeltern, Tagesmüttern, Babysittern) haben – für diesen Personenkreis erstatten die Krankenkassen die Kosten der Impfung.
Frauen sollten sich am besten langfristig vor einer Schwangerschaft gegen Keuchhusten impfen lassen, Angehörige und Bekannte im persönlichen Umfeld spätestens vier Wochen vor Geburt des Kindes. Noch einen Schritt weiter als die STIKO geht die Sächsische Impfkommission (SIKO) im Freistaat Sachsen. Sie empfiehlt die Pertussis-Impfung seit November 2006 (gemeinsam mit einer Impfung gegen Tetanus, Diphtherie und Polio) als Regel-Auffrischimpfung alle zehn Jahre – für jeden! Die SIKO folgt damit dem Beispiel anderer Länder, etwa der USA oder Österreich, in denen die Pertussis-Impfung für Erwachsene längst Standard ist.
Tipp: Weitere Informationen zum Thema Keuchhusten sowie der Impfung bietet die Website www.impfenaktuell.de – Wer zudem spezielle Fragen hat, kann sich montags zwischen 14 und 17 Uhr unter der Telefonnummer (0 61 51) – 136 99 25 auch von einer erfahrenen Ärztin persönlich beraten lassen.
Keuchhusten (Pertussis)
Fakten
Jährlich erkranken weltweit schätzungsweise 40 Millionen Menschen an Pertussis, 300.000 sterben daran. In Deutschland erkranken jedes Jahr schätzungsweise bis zu 110.000 Erwachsene an Keuchhusten, vermehrt tritt in Herbst und Winter Keuchhusten auf. In Deutschland kommt es zudem alle drei bis vier Jahre zu einem Anstieg der Keuchhusten-Fälle. Zuletzt registrierten die Gesundheitsämter in den neuen Bundesländern, wo der Keuchhusten meldepflichtig ist, 2005 einen Anstieg. Folgt man dem Gesetz der Regelmäßigkeit könnte es im Jahr 2008 wieder zu einem Anstieg der Infektionskrankheit kommen.
Wer sollte sich impfen lassen?
Erwachsene, die engen Kontakt zu Säuglingen haben, Nachwuchs planen oder beruflich Kinder sowie Schwangere betreuen, sollten sich auf jeden Fall impfen lassen, wenn die letzte Keuchhustenimpfung oder nachgewiesen Erkrankung länger als zehn Jahre zurückliegt. Vorbeugen kann man mit Kombinationsimpfstoffen, die zum Beispiel gleichzeitig den Impfschutz gegen Polio, Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten (Vierfachimpfstoff) auffrischen.
Können Impfreaktionen auftreten?
Impfstoffe zählen zu den sichersten Arzneimitteln. Impfreaktionen (wie in seltenen Fällen Rötungen, Schwellungen und Fieber) sind immer ein Zeichen dafür, dass sich das Immunsystem mit dem Impfstoff auseinandersetzt und einen Schutz aufbaut.
PZN
1er PZN: 2042959
10er PZN: 2042965
20er PZN: 2042971
Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?
Die Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für die Impfung für Frauen mit Kinderwunsch und allen engen Kontaktpersonen mit Säuglingen. Eine Vorreiterrolle übernimmt der Freistaat Sachsen. Da Keuchhusten für jeden Erwachsenen eine unnötige Bedrohung darstellt, können sich hier alle Erwachsenen im Abstand von zehn Jahren kostenlos gegen Keuchhusten impfen lassen.
Hersteller/Vertrieb
Einer auf dem Markt erhältlichen Impfstoffe ist eine Entwicklung von Merck & Co. Inc., und wird in Europa von Sanofi Pasteur MSD GmbH vermarktet.
Quelle: Pressekonferenz der Firma Sanofi-Pasteur-MSD am 09.10.2008 in Berlin (POYS).