Wirksamkeit und Sicherheit in der MS-Therapie

Neue Daten zur Langzeitanwendung von MAVENCLAD® und Rebif®

 

  • Aktuelle 5-Jahres-Daten bestätigen Langzeitwirksamkeit von MAVENCLAD (Cladribin-Tabletten)
  • Neueste ECTRIMS-Daten von 8.500 Patienten zeigen das bekannte Sicherheitsprofil von Cladribin-Tabletten
  • Positive CHMP-Bewertung zum Einsatz von Interferon beta in der Schwangerschaft – soweit medizinisch indiziert – und Stillzeit unterstützt jetzt die kontinuierliche Rebif-Anwendung

 

Darmstadt (26. September 2019) – Merck, ein führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen, hat heute im Rahmen einer Fachpresseveranstaltung beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e.V. neue Daten zu den MS-Therapien MAVENCLAD® (Cladribin-Tabletten) und Rebif® (Interferon beta-1a s.c.) vorgestellt. Eine aktuelle Post-hoc-Auswertung der CLARITY Extension Studie zeigt, dass 5 Jahre nach Beginn der Behandlung mit Cladribin-Tabletten 75,2 % der Patienten einen stabilen oder verbesserten EDSS-Score haben (53,9 % stabil; 21,3 % verbessert).(1) Auch in einer retrospektiven Analyse (CLARINET-Studie) hatten 64 % der Patienten 5 Jahre nach der letzten Dosis Cladribin keine Behinderungsprogression (EDSS) und 57 % waren schubfrei. Die CLARINET-Studie ist eine nicht-interventionelle, explorative Auswertung von 80 Patienten aus dem italienischen MS-Register, die mindestens eine Dosis in der CLARITY, CLARITY Extension und anderen Studien des Entwicklungsprogramms erhielten.(2)

Zu Cladribin-Tabletten liegen inzwischen Daten aus 14 Jahren klinischer Erfahrung vor. Eine integrierte Analyse aller Phase-III-Studien und des PREMIERE-Registers, das sich den Studien anschloss, zeigt eine adjustierte Inzidenzrate therapieassoziierter unerwünschter Ereignisse (TEAEs) pro 100 Patientenjahren von 103,29 (Placebo: 94,26). Insgesamt wurde keine Risikoerhöhung für Infektionen beobachtet, auch nicht für opportunistische Infektionen. Im Vergleich zu Placebo wurden weder eine Häufung an Malignitäten festgestellt, noch traten Fälle von Progressiver Multifokaler Leukoenzephalopathie (PML) auf.(3,4)

„Wir freuen uns, dass sich diese Daten zur Sicherheit auch im PSUR widerspiegeln“, sagt Dr. Michael Hübschen, Director Medical Affairs Neurologie und Immunologie bei Merck. Der Unbedenklichkeitsreport (Periodic safety update report, PSUR) dient der Nutzen-Risiko-Abwägung und wird von den Arzneimittelherstellern in vordefinierten Abständen bei der EMA (Europäische Arzneimittel-Agentur) eingereicht(5) 2 Jahre nach der Zulassung von Cladribin-Tabletten steht der 4. PSUR an. Beim ECTRIMS-Kongress wurden Daten zu ca. 8.500 Patienten vorgestellt, die in diesen einfließen werden: Sie zeigen keine neuen Signale zu Sicherheit und Verträglichkeit.(3,4)

„Sicherheit spielt bei der Umstellung von anderen Therapien eine wichtige Rolle“, betont Professor Martin Stangel (Hannover). Er stellte Daten zu 17 Patienten mit hochaktiver schubförmiger MS vor, die von Natalizumab auf Cladribin-Tabletten umgestellt wurden. Die Patienten wiesen eine hohe Krankheitsaktivität auf und die meisten hatten einen hohen JCV-Index (John-Cunningham-Virus-Index) von über 1,5. Auch 15 Monate nach der Umstellung traten weder Schübe noch Rebound-Phänomene oder PML-Fälle auf.(6) Vergleichbare Ergebnisse konnten in Manchester mit 14 Natalizumab-Patienten, die ein erhöhtes PML-Risiko hatten, beobachtet werden: Im Zuge des Wechsels zu Cladribin-Tabletten wurden weder unerwünschte Ereignisse noch eine erhöhte Krankheitsaktivität festgestellt. Auch beim regelmäßigen MRT-Monitoring fanden sich keine Anzeichen einer Carryover-PML.(7) Ebenso weisen die vorläufigen Ergebnisse der Studien CLEVER und CLADQoL mit 33 umgestellten Patienten in diese Richtung: Auch hier gab es bislang keine schweren Nebenwirkungen wie therapieassoziierte Krankheitsdurchbrüche, Rebound-Phänomene oder PML.(8,9,10) „Die Datenlage zu Cladribin-Tabletten ist für diesen Zeitpunkt nach der Zulassung bereits sehr umfangreich und aussagekräftig. Cladribin-Tabletten sind eine wichtige Therapieoption für Neurologen und MS-Patienten“, fasst Stangel die Ergebnisse zusammen.

 

Positive CHMP-Bewertung zur Zulassungsänderung von Interferon beta

Kinderwunsch bei MS-Patientinnen stellte stets eine besondere Herausforderung dar, da zwar die Schubrate während einer Schwangerschaft normalerweise abnimmt, dann aber in den ersten 3 Monaten postpartum wieder ansteigt.(11) Bisher waren die Therapieoptionen für Schwangere stark limitiert, da nahezu alle MS-Therapien kontraindiziert sind. Der Ausschuss für Humanarzneimittel der EMA (CHMP) empfiehlt jetzt eine Zulassungsänderung für die Interferon beta-Therapie.(12) Frauen mit schubförmiger MS können ihre Behandlung mit Interferon beta-1a s.c. (einschließlich Rebif) während der Schwangerschaft beginnen oder fortsetzen, wenn es medizinisch indiziert ist. Da Interferon beta-1a in unbedeutenden Mengen in die Muttermilch übergeht, kann außerdem während der Behandlung mit Interferon beta gestillt werden. „Dies ist ein wichtiger Fortschritt für die Behandlung von MS-Patientinnen und kann den behandelten Ärzten und vor allem auch den Patientinnen mehr Sicherheit geben“, erklärt Professor Kerstin Hellwig (Bochum). Die CHMP-Bewertung basiert auf Daten von mehr als 4.000 Schwangerschaftsausgängen in Registern sowie Erkenntnissen aus der Anwendungsbeobachtung.(12)

 

Über MAVENCLAD®

MAVENCLAD® (Cladribin-Tabletten) ist eine orale Kurzzeittherapie, die selektiv und periodisch auf Lymphozyten abzielt, die maßgeblich am Krankheitsgeschehen von Multipler Sklerose (MS) beteiligt sein sollen. Im August 2017 erteilte die Europäische Kommission (EC) in den 28 Ländern der Europäischen Union und in Island, Liechtenstein und Norwegen die Marktzulassung für MAVENCLAD® für die Behandlung von hochaktiver schubförmiger Multipler Sklerose (RMS). MAVENCLAD® wurde seitdem in mehr als 50 Ländern zugelassen, darunter Kanada und Australien sowie zuletzt in den USA im März 2019.

Das klinische Entwicklungsprogramm zu Cladribin-Tabletten umfasst folgende Studien:

  • CLARITY (Cladribine Tablets Treating MS Orally): 2-jährige placebokontrollierte Phase-III-Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit von Cladribin-Tabletten als Monotherapie bei Patienten mit schubförmig-remittierender MS.
  • CLARITY Ext: Placebokontrollierte Erweiterungsstudie der Phase III zur 2-jährigen CLARITY-Studie. Untersucht wurden Sicherheit und explorative Wirksamkeit von Cladribin-Tabletten gemäß dem Verabreichungsschema für die Behandlungsjahre 3 und 4.
  • ORACLE MS (Oral Cladribine in Early MS): 2-jährige placebokontrollierte Phase-III-Studie zur Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit von Cladribin-Tabletten als Monotherapie bei Patienten mit Risiko für die Entwicklung von MS (Patienten, bei denen ein erstes klinisches Ereignis auf MS hinweist).
  • ONWARD (Oral Cladribine Added ON to Interferon beta-1a in Patients With Active Relapsing Disease): Placebokontrollierte Phase-II-Studie primär zur Bewertung der Sicherheit und Verträglichkeit von Cladribin-Tabletten als Zusatztherapie bei Patienten mit schubförmiger MS, bei denen während der etablierten Behandlung mit Interferon beta ein aktiver Schub stattgefunden hat.
  • PREMIERE (Prospective Observational Long-term Safety Registry of Multiple Sclerosis): Langzeitnachbeobachtung aus dem Sicherheitsregister zu Patienten mit MS, die an klinischen Studien mit Cladribin-Tabletten teilgenommen haben.

In der zweijährigen CLARITY-Studie wurde bei Patienten, die mit Cladribin-Tabletten behandelt wurden, als häufigstes unerwünschtes Ereignis (UE) Lymphopenie angegeben (26,7 % unter Cladribin-Tabletten und 1,8 % unter Placebo). Die Inzidenz von Infektionen lag bei 48,3 % unter Behandlung mit Cladribin-Tabletten und 42,5 % unter Placebo, wobei 99,1 % bzw. 99,0 % von den Prüfärzten als leicht bis mäßig schwer bewertet wurden. In den anderen klinischen Studien traten ähnliche unerwünschte Ereignisse auf.

 

Über Rebif®

Rebif® (Interferon beta-1a) ist ein krankheitsmodifizierendes Medikament zur Behandlung der schubförmigen Multiplen Sklerose (MS). Es ähnelt dem körpereigenen Interferon-beta-Protein. Die Wirksamkeit von Rebif® bei chronisch progredienter MS ist nicht nachgewiesen. Man nimmt an, dass Interferon beta an der Verringerung von Entzündungen beteiligt ist. Der genaue Mechanismus ist unbekannt.

Rebif® wurde 1998 in Europa und 2002 in den USA zugelassen und ist in mehr als 90 Ländern weltweit registriert. Rebif® reduziert nachweislich Krankheitsprogression, Schubrate sowie Ausdehnung und Aktivität der mittels Magnetresonanztomografie sichtbaren Läsionen.

Rebif® kann mit dem elektronischen Autoinjektor RebiSmart® verabreicht werden (nicht zugelassen in den USA) oder dem Einweg-Pen RebiDose®. Für die manuelle Injektion steht der Pen RebiSlide™ mit Mehrfachdosen zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es den Autoinjektor Rebiject II® sowie gebrauchsfertige vorgefüllte Spritzen für die manuelle Injektion. Diese Injektionshilfen sind nicht in allen Ländern zugelassen.

Im Januar 2012 genehmigte die Europäische Kommission die Indikationserweiterung von Rebif® zur Anwendung bei Multipler Sklerose im Frühstadium. Diese Indikationserweiterung für Rebif® ist in den USA nicht beantragt worden.

Bei Patienten mit vorangegangenen Depressionen, Lebererkrankungen, Funktionsstörungen der Schilddrüse und Krampfanfällen sollte Rebif® mit Vorsicht angewendet werden. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören grippeähnliche Symptome, Reaktionen an der Einstichstelle, Erhöhung der Leberenzymwerte und Anomalien des Blutbilds. Patienten, vor allem Personen mit Depressionen, Krampfanfällen oder Leberfunktionsstörungen, sollten mir ihrem Arzt besprechen, ob Rebif® das geeignete Medikament für sie ist.

 

Über Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems und die häufigste, nicht traumatische, zu Invalidität führende neurologische Erkrankung bei jungen Erwachsenen. Schätzungen zufolge sind weltweit circa 2,3 Millionen Menschen an MS erkrankt. Die Symptome können unterschiedlich sein, wobei vor allem Sehtrübung, Taubheit oder Kribbeln in den Gliedmaßen sowie Kraftlosigkeit und Koordinationsprobleme auftreten. Am weitesten verbreitet ist die schubförmig verlaufende MS.

 

Über Merck

Merck, ein führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen, ist in den Bereichen Healthcare, Life Science und Performance Materials tätig. Rund 52.000 Mitarbeiter arbeiten daran, im Leben von Millionen von Menschen täglich einen entscheidenden Unterschied für eine lebenswertere Zukunft zu machen: Von der Entwicklung präziser Technologien zur Genom-Editierung über die Entdeckung einzigartiger Wege zur Behandlung von Krankheiten bis zur Bereitstellung von Anwendungen für intelligente Geräte – Merck ist überall. 2018 erwirtschaftete Merck in 66 Ländern einen Umsatz von 14,8 Milliarden Euro.

Wissenschaftliche Forschung und verantwortungsvolles Unternehmertum sind für den technologischen und wissenschaftlichen Fortschritt von Merck entscheidend. Dieser Grundsatz gilt seit der Gründung 1668. Die Gründerfamilie ist bis heute Mehrheitseigentümer des börsennotierten Konzerns. Merck hält die globalen Rechte am Namen und der Marke Merck. Die einzigen Ausnahmen sind die USA und Kanada, wo die Unternehmensbereiche als EMD Serono, MilliporeSigma und EMD Performance Materials auftreten.

 

Literaturverweise

  1. Giovannoni G et al. ECTRIMS 2019;[EP1573]
  2. Patti F et al. ECTRIMS 2019;[P617]
  3. Cook S et al. Mult Scler Relat Disord 2019; 29:157–67
  4. Cook S et al. ECTRIMS 2019; [P1390]
  5. https://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/PSURs/_node.html, zuletzt abgerufen am 18.09.2019
  6. Stangel M; vorgestellt beim DGN-Presseclub „MS-Therapien 2019: Evident & wirksam“ am 26. September 2019
  7. Mihalova T et al. Annual Meeting of the Association of British Neurologists 2019; poster presentation
  8. Penner IK et al. ECTRIMS 2019; P619]
  9. Penner IK et al. ECTRIMS 2019;[EP1556]
  10. Ziemssen T et al. ECTRIMS 2019;[P620]
  11. Confavreux C et al. 1998. N Engl J Med. 1998; 339 (5):285–291.
  12. Pressemitteilung Merck „CHMP empfiehlt Zulassungsänderung von Rebif® für den klinisch erforderlichen Einsatz während Schwangerschaft und Stillzeit“, verfügbar unter:  https://www.merckgroup.com/de/news/rebif-label-23-09-2019.html?utm_source=press-release&utm_medium=email&utm_campaign=press-mailer&utm_content=de [abgerufen am 23.09.2019]

 


Quelle: Merck, 26.09.2019 (tB).

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