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World Sleep Day®
Schlaf ist der Seismograph unseres Gesundheitszustandes
Jena (18. März 2021) — Am 19. März 2021 veranstaltet die World Sleep Society zum 14. Mal den Welttag des Schlafes. Ziel ist es, weltweit die immense Wichtigkeit von Schlaf für die Gesundheit zu adressieren. Motto des World Sleep Day 2021 ist „Regular Sleep, Healthy Future“ (Regelmäßiger Schlaf, gesunde Zukunft). Diesem Slogan schließt sich die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) gern an. Wer gut und erholsam schläft, leistet einen wichtigen Beitrag für seine Gesundheit.
Seit vielen Jahren hat es für die DGSM oberste Priorität, diese Erkenntnis in den Köpfen der Menschen festzusetzen. Dies gelingt immer besser. Aber Schlaf hat nach wie vor keine starke Lobby bei staatlichen Institutionen. Im Präventionsschutzgesetz finden sich Ernährung, Bewegung, Stressreduktion als wichtige Marker zur Prävention von Krankheiten – Schlaf findet sich hier noch unzureichend. Auch in der betrieblichen Gesundheitsvorsorge beispielsweise spielt Schlaf keine Rolle. Die DGSM sieht deshalb für die nächsten Jahre hier einen Hauptstellenwert ihrer Arbeit.
Guter Schlaf kann auch eine Prävention gegen Covid-19 sein
Schlafprobleme waren schon vor Corona weit verbreitet. In der anhaltenden Pandemie-Krise, die uns vor große Herausforderungen stellt und Ängste – seien es gesundheitliche oder existentielle – mit sich bringt, liegt die Vermutung nahe, dass noch viel mehr Menschen weltweit mit Schlafschwierigkeiten dazu gekommen sind. Aktuelle Studien zum Schlafverhalten während Corona und des Lockdown fanden u.a. heraus, dass sich die Schlafqualität verschlechtert hat, möglicherweise im Zusammenhang mit der Ausprägung von Ängsten, depressiven Verstimmungen und fehlender körperlicher Aktivität. Es ist eindeutig wissenschaftlich belegt, dass Schlaf das Immunsystem stärkt und Schlafmangel die T-Zell-Funktionen einschränkt und das Erkältungsrisiko steigert. Das unterstützt die Tatsache, dass gesunder Schlaf in der Pandemie-Situation von Bedeutung ist. Denn es gibt Berufsgruppen, wie zum Beispiel Schichtarbeiter und im medizinischen Sektor Tätige, die häufiger an Schlafmangel leiden und folglich anfälliger sind. Und nicht nur berufsbedingt bekommen viele Menschen zu wenig Schlaf. Wer kann, sollte viel schlafen, lautet der Rat der Schlafmediziner! Gerade in der jetzigen Zeit, zahlt es sich aus, besonders auf eine gute Schlafhygiene und Schlafqualität zu achten. Auch das ist eine Art von Prävention. An dieser Stelle könnte man vielleicht für den Teil der Bevölkerung, der gut schläft, einen Vorteil des Lockdowns herausarbeiten: Studien zeigen, dass man dadurch morgens länger schlafen kann und so der soziale Jetlag weniger ausgeprägt ist.
Die Pandemie als Katalysator für neue Techniken
Eine DGSM-Umfrage zur Nutzung telemedizinischer Systeme, an der 146 zertifizierte Schlaflabore in Deutschland teilnahmen, ergab, dass 65 Prozent nie digitale Möglichkeiten nutzen und 80 Prozent gaben an, Telemedizin nicht zur Diagnostik zu nutzen. Mit dieser Situation war die Hälfte der befragten Schlaflabore nicht zufrieden und würde es begrüßen, mehr Patienten telemedizinisch versorgen zu können. 60 Prozent waren der Überzeugung, dass sich die schlafmedizinische Versorgung durch Telemedizin verbessern kann. Telemedizin kann und soll den Arzt nicht ersetzen, sondern nur unterstützen, so die DGSM. Die derzeitig einzige Möglichkeit, die auch finanziert wird, ist die Telesprechstunde per Video. Dies nutzten 19 Prozent der befragten Schlaflabore. Seit Oktober 2020 gibt es das digitale Versorgungsgesetz, welches es ermöglicht, Apps auf Rezept zu verschreiben. Darunter ist auch eine App, die Patienten mit chronischen Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnie) verschrieben werden kann. Diese setzt Elemente der Kognitiven Verhaltenstherapie, die unter Schlafmedizinern als die effektivste Behandlungsmöglichkeit angesehen wird, um.
Apps könnten die schlafmedizinische Diagnostik erweitern
Smartwatches und Apps erobern heute bereits zu einem kleinen Teil die schlafmedizinische Selbst-Diagnostik in der Bevölkerung. Grundsätzlich begrüßt die DGSM die Entwicklung, dass der Schlaf dadurch mehr in den öffentlichen Focus rückt, jedoch sollten diese Daten auch wissenschaftlich fundiert ausgewertet werden – bestenfalls im Schlaflabor. Erst dadurch kann definitiv eine gute oder schlechte Schlafqualität beurteilt und ggf. therapeutische Schritte eingeleitet werden. Die Qualität dieser Apps ist sehr unterschiedlich: ein Teil ist sehr einfach, manche sind aber auch von Ingenieuren entwickelte Anwendungen. Die DGSM fordert hier eine Klassifizierung, anhand derer der Öffentlichkeit diese Unterschiede deutlich werden und somit eine Entscheidung auch bewusster gefällt werden kann. Manche Apps sind eine exzellente Ergänzung zur medizinischen Diagnostik, andere keinesfalls und das sollte auch kenntlich gemacht werden. Einen ersten Schritt in diese Richtung geht die Website www.trustedhealthapps.org. Diese Plattform ist gedacht für Patienten aber auch für Ärzte, um sich zu informieren, welche Apps es für welchen Krankheitsbereich gibt. Die Apps werden beschrieben und durch ein fächerübergreifendes Medizinergremium bewertet, es wird mitgeteilt, ob die App bereits zertifiziert ist und es Studien dazu gibt usw. Ein allgemeingültiges Bewertungsverfahren liegt hier zugrunde. Für die DGSM als wissenschaftliche Fachgesellschaft ist es rechtlich nicht möglich, eine eigene Seite mit Empfehlungen für Apps herauszugeben.
- Save-the-Date: Jährlich am 21. Juni findet der „DGSM-Aktionstag Erholsamer Schlaf“ statt. Damit will die Gesellschaft kontinuierlich auf die Bedeutung des Themas Schlaf aufmerksam machen und dafür sensibilisieren.
Weitere Informationen
- http://www.dgsm.de Mehr Infos zur Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin
- http://www.worldsleepday.org Mehr Infos zum World Sleep Day
- http://www.esrs.eu Die European Sleep Research Society veranstaltet am 19.3. 2021 ein Webinar zum Thema „Sleep and Sleep Disturbances During the COVID-19 Pandemic”
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM), 18.03.2021 (tB).
Schlagwörter: COVID-19, DGSM, Schlafmedizin