MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Zielgenaue Medikamente gegen Rheuma

Biologika trotz Nebenwirkungen sicher anwendbar

 

Köln (23. September 2009) – Biotechnologische Medikamente gegen Rheuma – sogenannte Biologika – lindern nicht nur die Krankheit selbst. Sie schwächen unter anderem auch die körpereigene Abwehr. Dadurch sind Patienten schlechter vor Infektionen geschützt. Wie sich Biologika sicher einsetzen lassen und warum ihr Nutzen im Kampf gegen Rheuma sehr groß ist, diskutieren Experten im Rahmen des 37. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), der vom 23. bis 26. September in Köln stattfindet.

 

Biologika sind hierzulande seit etwa einem Jahrzehnt im Einsatz. Ursprünglich zur Therapie von Blutvergiftungen entwickelt, bekämpfen die molekularbiologisch hergestellten Medikamente heute erfolgreich zum Beispiel Rheumatoide Arthritis (RA): Sie blockieren gezielt die von der körpereigenen Abwehr gesteuerten entzündlich-rheumatischen Vorgänge im Gelenk. Mittlerweile sind mehrere Wirkstoffe auf dem Markt. „Die verschiedenen Biologika greifen – wenn auch auf unterschiedlichen Wegen – direkt in den Erkrankungsprozess ein“, erläutert DGRh-Beirat Professor Dr. med. Gerd-Rüdiger Burmester, leitender Rheumatologe an der Berliner Charité. Mit wachsender Erfahrung und Studienzahl setzten Rheumatologen Biologika heute individuell angepasst und zunehmend sicher bei ihren Patienten ein, erläutert der Experte: „Kontrollierte klinische Studien belegen eine hohe Wirksamkeit und ein gutes Sicherheitsprofil.“

 

Ein gewisses Risiko besteht jedoch darin, dass Biologika die körpereigenen Abwehrkräfte gegen Infektionen schwächen. „Viele Rheumatologen standen deshalb den neuen Medikamenten skeptisch gegenüber“, sagt Professor Burmester im Vorfeld des Kongresses in Köln. Mithilfe von großen Studien und Patientenregistern prüfen Wissenschaftler diese Bedenken. Die Daten von weltweit etwa 20 000 Patienten, die in Registern genau nachuntersucht wurden, belegen: „Vor allem im ersten Jahr der Biologika-Behandlung kommt es vermehrt zu Infektionen, danach scheint das Risiko nicht mehr erhöht“, so der DGRh-Experte. Lungenentzündungen oder Gürtelrose gehören zu den möglichen, wenn auch seltenen Folgen einer solchen Therapie.

 

Biologika erfordern auch eine genaue Überwachung bei Menschen, die unterschwellig mit Tuberkulose infiziert sind. Diese Patienten sind äußerlich gesund, weil die Immunabwehr die Erreger der Infektionskrankheit in Schach hält. Unter Biologika-Therapie kann die Tuberkulose jedoch ausbrechen. Professor Burmester: „Alle Rheumapatienten werden deshalb vor Beginn der Therapie auf Tuberkulose getestet und bei einer bestehenden Infektion vorsorglich behandelt.“ Die Befürchtung, Biologika begünstigten das Krebsrisiko, hat sich bei Erwachsenen nicht bestätigt. Und auch Menschen mit nicht zu ausgeprägter Herzschwäche können die Präparate einnehmen. Schwangere sollten davon jedoch absehen beziehungsweise das Medikament bei eingetretener Schwangerschaft absetzen.

 

Bei einigen Patienten lösen Biologika allergieähnliche Reaktionen aus. Dies gilt besonders dann, wenn der Arzt die Medikamente als Infusion in die Vene verabreichen muss. Auch vorübergehend ansteigende Leberwerte, erhöhte Blutfette oder eine verminderte Zahl von Abwehrzellen im Blut treten auf. Diese Risken hat der behandelnde Arzt laut Professor Burmester unbedingt zu berücksichtigen und entsprechend gegenzusteuern: „Der Einsatz von Biologika bei rheumatischen Erkrankungen erfordert Vorsichtsmaßnahmen und sollte deshalb ausschließlich Rheumatologen vorbehalten sein“. Nutzen und Sicherheit von Biologika erörtern Experten im Rahmen des 37. Kongresses der DGRh in Köln.

 


 

Quelle: Pressekonferenz im Rahmen des 37. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) am 23.09.2009 in Köln.

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…