ZQP-Studie: Bei der Wahl des passenden Pflegeangebots sind Erfahrungen aus erster Hand gefragt

Pflegequalität: Deutsche sind verunsichert

Berlin (18. April 2016) – Viele Bürger sind verunsichert, ob wirklich alle Menschen in deutschen Pflegeeinrichtungen qualitativ gut versorgt werden. Dies geht aus einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) hervor. Demnach glauben über zwei Drittel der Befragten (70 Prozent), dass die Pflegequalität von Einrichtung zu Einrichtung stark variiert. Von denjenigen, die vermuten, dass häufig erhebliche Mängel in der Qualität professioneller Pflegeangebote vorkommen, macht die große Mehrheit (71 Prozent) fehlendes Personal und daraus resultierende Arbeitsüberlastung als Hauptursache für Missstände verantwortlich.

Den mit Abstand größten Verbesserungsbedarf schätzen die Befragten im Bereich der persönlichen Zuwendung und Kommunikation, für die aus ihrer Sicht mehr Zeit zur Verfügung stehen sollte. Mehr als vier Fünftel (85 Prozent) von ihnen halten dies für wichtig. Wenn es um den Patientenschutz von Pflegebedürftigen geht, geben die meisten Befragten Medikamentensicherheit (74 Prozent), Hygiene (63 Prozent) und Schmerzmanagement (53 Prozent) als die wichtigsten Aspekte an.

Die Einschätzung von stark unterschiedlichen Versorgungsqualitäten mag dazu beitragen, dass es für fast alle Deutschen (96 Prozent) sehr wichtig ist, im Bedarfsfall verlässliche Informationen über die Qualität von professionellen Pflegeangeboten zu bekommen. Trotzdem würden sich derzeit offenbar nur sehr wenige Befragte bei der Auswahl einer ambulanten oder stationären Einrichtung gerne auf offizielle Bewertungen (5 Prozent) stützen wollen. Also auch nicht auf die sogenannten Pflegenoten, die eingeführt wurden, um Verbrauchern bei der Beurteilung der Pflegequalität verlässlich zu helfen. Doch von denjenigen, die Pflegenoten kennen, meint weniger als ein Viertel (22 Prozent), dass Noten verlässliche Informationen über die Pflegequalität bieten. Jeder Zweite aus dieser Gruppe hält notenbasierte Bewertungen im Bereich Pflege generell für ungeeignet. „Unsere Ergebnisse untermauern, dass wir Pflegebedürftige und ihre Nächsten aber auch die in der Pflege Tätigen bei der Darstellung von Pflegequalität mehr als bisher ernst nehmen müssen. Transparenzversprechen dürfen keine Mogelpackung sein. Der derzeit laufende Reformprozess ist eine Chance, nun ein belastbares Bewertungs- und Darstellungssystem zu liefern. Es ist zugleich eine Pflicht, den Nutzern aber auch den Erbringern von Pflegeleistungen aus einer Vertrauenskrise in das Transparenzsystem zu helfen“, erklärt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP.

Die Studie zeigt zudem, wem die Bürger am meisten bei der Wahl eines Pflegeanbieters vertrauen: Erfahrungen von Pflegebedürftigen und deren Angehörigen aus erster Hand mit einem für sie in Frage kommenden Angebot werden überwiegend als nützliche Informationsquelle eingestuft (53 Prozent). Auch wäre es vielen Befragten wichtig, sich im Auswahlprozess selbst einen Eindruck verschaffen zu können (38 Prozent). Personen mit Pflegeerfahrung bewerten den eigenen Eindruck sogar als noch wichtiger. Die Hälfte von ihnen würde sich vorrangig auf diesen verlassen. „Wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, Qualitätseinschätzung sei vorrangig ein von oben verordnetes Expertenthema. Die Menschen wollen sich selbst überzeugen, soweit sie selbst die Möglichkeit dazu haben. Dabei müssen wir sie stärken. Pflegeberatung und verbraucherorientierte Hilfen wie z. B. die ZQP-Ratgeber können dabei unterstützen“, kommentiert Suhr.

Chancen zur Qualitätseinschätzung kann auch das Internet bieten, z. B. durch Bewertungsportale – ähnlich wie diese bereits für Hotels oder Restaurants existieren. Die Befragten bewerten solche Angebote unterschiedlich. Über ein Drittel (39 Prozent) hält dort geäußerte Einschätzungen für zu individuell. Genauso viele sehen die Angebote als Chance, wenn eine größere Anzahl von Bewertungen abgegeben wurde. Suhr dazu: „Gesicherte Onlineinformationen sind nützlich. Man darf aber nicht vergessen, dass Pflegeangebote keine Kneipen sind. Wie sollen schwer pflegebedürftige Menschen im Internet bewerten, wie gut sie sich versorgt fühlen?“


Zum Hintergrund

Dieser Auswertung liegt eine anonyme Bevölkerungsumfrage zugrunde, in der mittels einer repräsentativen Stichprobe Informiertheit und Einschätzungen zum Thema „Qualität professioneller Pflegeangebote“ erfragt wurden. Die Stichprobengröße beträgt gut 2.000 Befragte (N=2.003). Die Befragung wurde in der Zeit vom 26. Oktober bis 6. November 2015 durchgeführt. Die Grundgesamtheit bildeten die Erwerbstätigen ab 18 Jahre, bundesweit, repräsentiert in einem Panel mit ca. 20.000 Personen.


Quelle: ZENTRUM FÜR QUALITÄT IN DER PFLEGE, 18.04.2016 (tB).

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