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Japan: "Menschen, die einfach Zuwendung brauchen – Ansprache und neuen Mut"
Diese Form der Hilfe wird noch sehr lange Zeit nötig sein
Tokyo, Japan (1. April 2011) – Das Erdbeben ist heute drei Wochen her. Die Hilfsgüter und Sachspenden sind jetzt überall verteilt, so dass die Menschen weiterleben können. Manche Gruppen, Nachbarschaften, Familien haben sich entschlossen, in andere Orte umzuziehen, um dort Wohnung, Schule und Arbeitsmöglichkeiten zu nutzen und für zumindest einige Jahre dort zu leben.
Man versucht nun, möglichst viele Menschen aus den Sammelunterkünften in behelfsmäßigen Wohnungen unterzubringen, die zu diesem Zweck von den Kommunen errichtet werden. Die hier einziehen, sind diejenigen, die möglichst nah an ihrem alten Wohnort bleiben möchten.
In einem Telefongespräch mit einem Freund erfahren wir, dass jetzt die Phase der psychologischen und geistlichen Unterstützung begonnen hat. Was die Medien nicht zeigen, sind all die traumatisierten, verzweifelten, deprimierten Menschen, die einfach Zuwendung brauchen, Ansprache und neuen Mut. Diese Form der Hilfe wird noch sehr lange Zeit nötig sein. Und wir als Gemeinde hoffen, dazu einen kleinen Beitrag leisten zu können, indem wir Kontakt aufnehmen zu einer Gruppe, an die wir die Spendengelder aus Deutschland weiterleiten, und die wir über die nächsten Jahre begleiten. Solch einen Kontakt zu finden, ist unsere nächste Aufgabe. Das braucht Zeit und gute Informationen. Die Menschen im Erdbebengebiet sind mit sich selbst beschäftigt und haben noch nicht viel Kraft zur Kontaktaufnahme nach außen.
An vielen Orten werden erst jetzt freiwillige Helfer eingeladen. Sie dürfen kommen unter besonderen Bedingungen: Sie müssen sich selbst versichern gegen mögliche Unfälle, sie müssen sich vollständig selbst versorgen können (Benzin, Wasser, Essen, Schlafmöglichkeiten). Es gibt keine Heizung, keine Möglichkeit zu baden, aber Toiletten und Waschmaschinen stehen zur Verfügung. Helfer müssen mindestens drei Nächte, d.h. vier Tage bleiben. Die Regierung ruft jetzt Universitäten auf, Studenten zu freiwilliger Hilfe zu werben, z.B. durch Erlassen der Studiengebühren für ein Semester.
Weiterhin wird aus den betroffenen Gebieten dringend gewünscht, Sachspenden ausschließlich nach genauer Absprache zu verschicken. Der Bedarf an Hilfegütern ändert sich täglich. Aus einem Ort kam die Nachricht: wir brauchen hier nur noch Unterhemden. Alles andere ist angekommen. Oder: die 1.000 Gasherde sind angekommen, mehr werden nicht benötigt.
Beim großen Kobe-Erdbeben 1995 gab es eine Millionen freiwillige Helfer. Damals war das betroffene Gebiet wenige Quadratkilometer groß. Beim Tokoku-Kanto-Beben erstrecken sich die zerstörten Gebiete über eine Fläche von ca. 500 mal 100 km.
Es wird also noch viel Hilfe über lange Zeit gebraucht.
Gott befohlen
Ihre Elisabeth Hübler-Umemoto
Quelle: Evangelische Kirche in Deutschland, Elisabeth Hübler-Umemoto, Pfarrerin der Evangelischen Gemeinde Tokyo, 01.04.2011 (tB)