Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin

Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2023 – ONLINE

Berlin (15. März 2023) — Mit einer Prävalenz von etwa 10 % in der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland zählt Diabetes mellitus zu den großen Volkskrankheiten.(1) Insbesondere bei schlechter Blutzuckerkontrolle leiden Betroffene im Krankheitsverlauf zunehmend unter Schmerzen – etwa aufgrund diabetischer Polyneuropathie, Durchblutungsstörungen oder Phantomschmerzen nach Fußamputation. Der hohen Relevanz dieses Themas im Alltag der Patienten und auch im hausärztlichen und schmerztherapeutischen Versorgungsalltag trägt die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) e.V. auf dem diesjährigen Deutschen Schmerz- und Palliativtag Rechnung.

„Diabetes mellitus ist eine der großen Herausforderungen nicht nur in der Schmerzmedizin. Auch in allgemeinärztlichen und internistischen Arztpraxen kommen täglich Patienten in die Sprechstunde, die aufgrund der Schmerzen unter einem hohen Leidensdruck stehen“, betont Dr. med. Johannes Horlemann, Kongresspräsident und Präsident der DGS, Kevelaer. Neben den Schmerzen leiden viele Patienten unter Schlafstörungen und daraus resultierender Tagesmüdigkeit, die wiederum Bewegungsmangel mit Gewichtszunahme, einem Rückgang der Knochendichte und einer Verschlechterung der Stoffwechsellage zur Folge haben kann. Ein Abbau der Skelettmuskulatur und Fehlhaltungen können die Schmerzen noch verstärken. Gerade bei fortschreitender Erkrankung kommt es sowohl zu neuropathischen als auch nozizeptiven Schmerzformen. Die Herausforderung der Schmerzmedizin besteht dann darin, frühzeitig und konsequent zu behandeln, um schweren und chronifizierten Verläufen vorzubeugen. „Als Schmerzmediziner können wir Schmerzen behandeln. Bei Menschen mit Diabetes ist aber eine vernetzte Arbeit mit Hausärzten, Diabetologen, Neurologen und auch Orthopäden von zentraler Bedeutung“, so der DGS-Präsident. Denn gerade mit Schmerzen einhergehende Veränderungen des Skeletts und der Gelenke können die Lebensqualität der Patienten maßgeblich beeinträchtigen. Psychologen sollten gegebenenfalls ebenfalls mit ins Boot geholt werden.

 

Diabetes muss in der Schmerzmedizin eine größere Rolle spielen als bisher

Im Rahmen der interdisziplinären Versorgung nehmen Fachgesellschaften wie die DGS eine zentrale Rolle ein. Denn unter ihrem Dach sind Vertreter vieler der genannten Fachgruppen vereint. Entscheidend für den Patienten ist es jedoch, dass die behandelnden Ärzte vor Ort untereinander gut vernetzt sind. Horlemann lädt Kollegen verschiedener Fachrichtungen aus seiner Region seit 25 Jahren regelmäßig zu Fallbesprechungen und regionalen Fortbildungen ein. „Diabetes mellitus muss eine größere Rolle spielen als bisher. Und als Versorgergesellschaft ist es uns ein Anliegen, das so wichtige Thema mit dem Curriculum »Diabetes und Schmerz« in großer Breite auszurollen“, so Horlemann. Neben Schmerzmedizinern sollen insbesondere Hausärzte und Internisten darin unterstützt werden, die komplexen Zusammenhänge erfassen und in ihren Behandlungsalltag einbinden zu können.

Das Curriculum, das insgesamt zwölf Stunden umfassen wird, beginnt im Rahmen des Deutschen Schmerz- und Palliativtages 2023 mit vier Stunden und wird auf weiteren DGS-Fortbildungsveranstaltungen im ersten Halbjahr ebenfalls im Online-Format fortgesetzt. Thema des Curriculums sind auch die Behandlung des Burning-Feet-Syndroms und der Umgang mit Gelenk- und Rückenschmerzen, die z. B. durch eine zunehmende Immobilisierung und Adipositas entstehen können. Mit den Curricula „Kopfschmerz“ und „Psychotherapie in Zeiten knapper Ressourcen“ stehen noch zwei weitere zentrale Themen der Schmerzmedizin als Curricula auf der Agenda des Deutschen Schmerz- und Palliativtages.

 

Literaturverweis

1 IDF Diabetes Atlas 2021. https://diabetesatlas.org/idfawp/resource-files/2021/07/IDF_Atlas_10th_Edition_2021.pdf (Zugriff: 20.02.2023)

 

Kongress dauert noch bis Samstag

Der Deutsche Schmerz- und Palliativtag 2023 dauert noch bis Samstag, 18. März 2023. Im Anschluss stehen die meisten Vorträge in der Mediathek on demand zur Verfügung. Anmeldungen zum Kongress sind über diesen Link möglich: www.dgschmerzmedizin.de/kongresse/deutscher-schmerz-und-palliativtag/. Der Kongress wird bei der Ärztekammer Berlin zur Zertifizierung angemeldet.

 

Weiterführende Links

 

 

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) ist mit rund 4.000 Mitgliedern und 120 Schmerzzentren die führende Fachgesellschaft zur Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen. In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Schmerzliga e. V. ist es ihr vorrangiges Ziel, die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern – durch eine bessere Diagnostik und eine am Lebensalltag des Patienten orientierte Therapie. Dafür arbeiten die Mitglieder der DGS tagtäglich in ärztlichen Praxen, Kliniken, Schmerzzentren, Apotheken, physiotherapeutischen und psychotherapeutischen Einrichtungen interdisziplinär zusammen. Der von der DGS gestaltete jährlich stattfindende Deutsche Schmerz- und Palliativtag zählt seit 1989 auch international zu den wichtigen Fachveranstaltungen und Dialogforen. Aktuell versorgen etwa 1.321 ambulant tätige Schmerzmediziner die zunehmende Zahl an Patienten. Für eine flächendeckende Versorgung der rund 3,9 Millionen schwerstgradig Schmerzkranken wären mindestens 10.000 ausgebildete Schmerzmediziner nötig. Um eine bessere Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen zu erreichen, fordert die DGS ganzheitliche und bedürfnisorientierte Strukturen – ambulant wie stationär – sowie eine grundlegende Neuorientierung der Bedarfsplanung.

 

 


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS), 15.03.2023 (tB).

 

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