Bertelsmann Stiftung

Pflegekosten übersteigen vielerorts die Finanzkraft von Senioren

Gütersloh (12. Oktober 2016) – In Deutschland gibt es deutliche regionale Unterschiede, wie viel stationäre Altenpflege kostet. In fast der Hälfte der Kreise und kreisfreien Städte reicht das durchschnittliche Einkommen der Senioren über 80 Jahre nicht, um professionelle stationäre Versorgung in Anspruch zu nehmen. Das zeigt die aktuelle Analyse der Pflegelandschaft in Deutschland, die die Prognos AG im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt hat. Die Analyse nimmt die wichtigsten Fragen der Bürger zum Thema Altenpflege in Deutschland zum Ausgangspunkt. Die Bürger wollen unter anderem wissen, wie viel Pflege vor Ort kostet. Die Antwort: Im Nordosten müssen sich Senioren weniger um die Finanzierung eines Pflegeheimplatzes sorgen als im Südwesten Deutschlands.

In den Kreisen von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Baden-Württemberg sowie in den Stadtstaaten übersteigen die Pflegekosten das durchschnittliche Jahreseinkommen der über 80-Jährigen zum Teil deutlich. Bundesweit reicht in 44 Prozent der Kreise das Durchschnittseinkommen der alten Menschen rechnerisch nur für maximal elf Monate stationärer Pflege. In einem Viertel der Kreise liegt die durchschnittliche Kaufkraft sogar so niedrig, dass die über 80-Jährigen nur maximal zehn Monate stationäre Pflege pro Jahr finanzieren können. 2013 mussten bundesweit 41 Prozent der Pflegebedürftigen zusätzlich Sozialhilfe beantragen. "Ob Pflegebedürftige durch Angehörige, einen ambulanten Dienst oder im Heim versorgt werden, hängt auch vom Einkommen der Pflegebedürftigen ab", sagt Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Die aktuelle Studie zeigt einen Zusammenhang zwischen geringerer Kaufkraft der über 80-Jährigen und einem überproportionalen Anteil von Angehörigenpflege.

In den ostdeutschen Bundesländern, Schleswig-Holstein und weiten Teilen Niedersachsens ist die durchschnittliche Kaufkraft der Senioren mehr als ausreichend, um die stationären Pflegekosten zu tragen. In einem Fünftel der Kreise könnten sie sich theoretisch sogar 13 Monate Pflege und mehr pro Jahr leisten.

Tarifpartner und Politik sind gefordert

Ein Grund für das Gefälle zwischen Nordost und Südwest sind die Unterschiede bei der Bezahlung der Altenpflegekräfte. Die Bruttoentgelte in der Pflege lagen 2013 zwischen 1.714 Euro und 3.192 Euro im Monat. Die im Norden und Osten Deutschlands günstige Bilanz zwischen Kaufkraft und Pflegekosten geht somit zu Lasten der Fachkräfte in der Altenpflege. Sie werden hier deutlich schlechter bezahlt als im Westen und Süden, wo das Einkommen der Pflegekräfte fast doppelt so hoch ist.

Neben den Tarifpartnern, die für eine angemessene und verbindliche Bezahlung sorgen müssen, ist auch die Politik gefragt. Denn: "Noch fehlt eine Lösung, wie sich die Leistungen der Pflegeversicherung so weiterentwickeln lassen, dass Altenpflegekräfte leistungsgerecht bezahlt werden, ohne die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen finanziell zu überfordern", sagt Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung.

Zusatzinformationen

Am 17. Oktober 2016 findet die parlamentarische Anhörung zum dritten Pflegestärkungsgesetz im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages statt. Das Gesetz soll die Kommunen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben in der Pflege unterstützen. Die Untersuchung nutzt alle auf Kreisebene verfügbaren belastbaren Daten, um die unterschiedlichen Aspekte der Pflegelandschaft vergleichbar darzustellen. Die Datenlage ist an dieser Stelle allerdings unzureichend und lückenhaft. So stehen Informationen über Pflegeberatung, niedrigschwellige Angebote, Tages- oder Kurzzeitpflege nicht zur Verfügung, weshalb diese Themenbereiche in der Studie nicht betrachtet werden konnten.

Der Report Pflegeinfrastruktur bildet regionale Unterschiede zu ausgewählten Aspekten der pflegerischen Versorgung ab. Im Zentrum der Untersuchung „Die pflegerische Versorgung im Regionalvergleich“ stehen folgende Bürgerfragen:

  1. Wie wird vor Ort gepflegt: durch Angehörige, ambulante Dienste oder stationär?
  2. Wie ist die Erreichbarkeit der stationären Pflegeeinrichtungen?
  3. Wie wird die Qualität der Pflege in der Region bewertet?
  4. Welche Leistung bekomme ich für mein Geld?
  5. Reicht mein Einkommen aus, um mir die Pflege leisten zu können?
  6. Gibt es in Zukunft ausreichend Pflegepersonal in meiner Region?


Weitere Informationen


Quelle: Bertelsmann Stiftung , 12.10.2016 (tB).

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