Bundesverband Pflegemanagement: Friedrichshafener Erklärung

Pflege in Deutschlands Krankenhäusern – Wandel vom Kostenfaktor zum Erlösfaktor

 

Berlin (1. Juli 2015) – Hintergrund. Seit Einführung des DRG-Systems in Deutschland im Jahre 2003 hat sich ein massiver Wandel der Kosten- und Leistungssteuerung in den Krankenhäusern vollzogen. Die Leistungsplanung im Sinne von Case-Mix-Punkten ist der wohl elementarste Bestandteil der Wirtschaftsplanung geworden. Der zunehmende wirtschaftliche Druck auf die Krankenhäuser verschärft die Situation und zwingt Einrichtungen immer wieder dazu, über Möglichkeiten der Leistungsausweitung und damit der Erlöserzielung nachzudenken. Damit wächst der Druck auf die einzelnen medizinischen Fachabteilungen, das Leistungsspektrum zu erweitern, die Fallzahlen und somit die Erlöse zu steigern und die Verweildauern zu reduzieren.


Dieses ist also vor allem eine Diskussion zwischen den Chefärzten einer Klinik und der Geschäftsführung. Das Ziel der Erlössteigerung und Leistungsausweitung ist dann oft nur durch Investitionen in ärztliche Stellen zu erreichen. Zusätzlich trägt die fortschreitende Diversifizierung und Spezialisierung der Medizin ganz wesentlich dazu bei, dass die Arztstellen in Deutschlands Krankenhäusern erheblich angestiegen sind.

 

Zwischen Pflegeleistungen und Erlösen gibt es diesen unmittelbaren Zusammenhang nicht. Zwar sind die Pflegeleistungen im DRG-System abgebildet, aber eben nur als ein Faktor innerhalb des Gesamterlöses. Das bedeutet, dass kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem erwirtschaften von Case-Mix-Punkten und den Pflegeleistungen gesehen wird.

 

Pflege wird im System Krankenhaus daher nahezu ausschließlich als Kostenfaktor betrachtet. Lediglich der PKMS stellt einen kausalen Zusammenhang zwischen Pflegeleistung und Erlös her.  Seit dem Jahr 2003 ist daher ein kontinuierlicher Verlust der Vollkräfte Pflege im Krankenhaus zu verzeichnen. Zwar hat das Förderprogramm Pflege in den Jahren 2009 bis 2012 diesen Trend vorübergehend aufgehalten, gleichzeitig sind aber die Zahlen der in dem Krankenhaus behandelten Patienten überproportional angestiegen, so dass im Ergebnis die einzelnen Pflegekräfte immer mehr Patienten zu versorgen haben.

 

Ergebnis. Nach nun mehr 12 Jahren Erfahrung mit den DRG-Systemen in deutschen Krankenhäusern muss festgestellt werden, dass sich die pflegerische Versorgung der Patienten verschlechtert hat. Und dies bei sich gleichzeitig immer weiter verschärfenden Arbeitsbedingungen für die Pflegenden in den Kliniken.

 

Der Weg aus dieser Situation. Der Bundesverband Pflegemanagement ist davon überzeugt, dass diese Situation nur durch einen grundlegenden Wandel innerhalb des bestehenden Finanzierungssystems geändert werden kann. Es ist also zwingend erforderlich, dass Pflegeleistungen, ausgehend von dem Bedarf der Patienten eigenständig und transparent im System Krankenhaus vergütet werden. Eine derartige Ausgestaltung würde zur Folge haben, dass Patienten mit hohem Pflegeaufwand den Kliniken auch hohe Erlöse einbringen würden, die für das Budget Pflege zur Verfügung stehen. Dieses folgt auch dem grundlegenden Prinzip, dass Geld Leistung folgen soll.

 

Die Pflege und die Krankenhäuser Deutschlands verfügen durchaus über langjährige Erfahrungen mit Leistungsdaten, wie zum Beispiel PPR/LEP und auch PKMS. Ein Anfang ist also gegeben.

 

Der Bundesverband Pflegemanagement stellt daher drei Kernforderungen an die politisch Verantwortlichen: 

  1. Es müssen effektive Sofortmaßnahmen zur Sicherung der pflegerischen Versorgung ergriffen werden. Die Mittel, um die verloren gegangenen etwa 34.000 Stellen in Deutschlands Krankenhäusern wieder besetzen zu können, müssen für die Pflege bereitgestellt werden.
  2. Es müssen unmittelbar Forschungsmittel zur Erarbeitung eines validen und möglichst einfachen Systems zur Feststellung und Bewertung des Pflegebedarfs der Patienten zur Verfügung gestellt werden und eine neutral finanzierte wissenschaftliche Analyse ausgeschrieben werden.
  3. Auf dieser Basis muss ein System entwickelt werden, mit dem das Prinzip „Geld nach Pflegebedarf“ gebildet wird.

Die Friedrichshafener Erklärung des Bundesverbands Pflegemanagement ist ein Ergebnis der gemeinsamen Konferenz des Bundesvorstands mit den Landesgruppenvorständen im Frühjahr 2015 in Friedrichshafen

 

 

Download 

 

 

 


Quelle: Bundesverband Pflegemanagement, 01.07.2015 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…