Geringerer Hämatokrit-Anstieg unter Testosteron-Gel vs. langwirksamen Testosteron-Injektionen

Berlin (25. August 2022) – Bei Patienten mit symptomatischem Testosteronmangel können mittels einer Testosterontherapie die Serumtestosteronspiegel wieder in den Normalbereich angehoben und Testosteronmangel-bedingte Symptome gelindert werden – bestenfalls ohne nennenswerte Nebenwirkungen. Eine der am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen einer Testosterontherapie stellt die Erhöhung des Hämatokritwerts dar. Aus Studien ist bekannt, dass die Gabe von Testosteron die Erythropoese steigert, wobei sich je nach Testosteronpräparat Unterschiede zeigen. In einer prospektiven Registerstudie1 wurden nun erstmals zwei bewährte Darreichungsformen von Testosteron diesbezüglich miteinander verglichen: Ein transdermales Testosteron-Gel im Dosierspender (Testogel® Dosiergel) und intramuskuläres Testosteronundecanoat. In beiden Studienarmen konnte die Therapie die Testosteronspiegel in den Normalbereich anheben. Unter der Gel-Therapie hatten die Männer jedoch ein signifikant geringeres Risiko für kritische Hämatokrit-Anstiege.

Etwa 5 % der männlichen Bevölkerung sind von einem symptomatischen Testosteronmangel (Männlicher Hypogonadismus) betroffen, weshalb das Thema nicht nur in der urologischen Praxis eine wichtige Rolle spielt, sondern auch der Hausarzt bzw. die Hausärztin damit immer wieder konfrontiert wird. Es lohnt sich daher, die Patienten aktiv nach den typischen Beschwerden zu fragen, wie z. B. Libidoverlust und erektile Dysfunktion, aber auch Antriebslosigkeit, Stimmungsschwankungen und Depression. Auch eine leichte Anämie kann ein Hypogonadismus-Symptom sein.1,2,3,4 Bei einem erniedrigten Gesamttestosteron oder freien Testosteron im Serum und entsprechenden Beschwerden besteht gemäß der Leitlinie der European Association of Urology (EAU) zum Männlichen Hypogonadismus ein therapiebedürftiger Testosteronmangel.2 In diesen Fällen spricht sich die EAU-Leitlinie für eine Testosterontherapie (testosterone replacement therapy, TRT) aus. Ziel ist es, die Testosteronspiegel wieder in den physiologischen Bereich anzuheben und damit die Symptomatik zu verbessern sowie ggf. vorliegende Begleiterkrankungen (z. B. Adipositas, Typ2-Diabetes) günstig zu beeinflussen.

Eine TRT kann Testosteronmangel-bedingte Beschwerden lindern, aber gleichzeitig zu unerwünschten Nebenwirkungen wie einer zu starken Zunahme des Hämatokritwerts (Hkt) führen. Ein zu hoher Hkt kann wiederum das Risiko für die Entwicklung schwerer kardiovaskulärer Ereignisse (z. B. Apoplex oder Myokardinfarkt) oder auch für venöse Thromboembolien (VTE) erhöhen.1,2,3,4,5 Ob verschiedene Formulierungen wie transdermales Testosteron-Gel oder intramuskulär (i.m.) applizierte Testosteronester unterschiedliche Auswirkungen auf die Erythropoese und den Hkt-Wert haben, wurde jedoch bislang nur unzureichend untersucht.

 

Erster Head-to-Head-Vergleich zwischen T-Gel und TU i.m.

Im Rahmen der prospektiven, offenen, zweiarmigen HEAT-Registerstudie (HEmatopoietic Affection by Testosterone) wurden die Effekte von langwirksamem Testosteronundecanoat (TU) i.m. und einem transdermalen Testosteron-Gel (T-Gel) auf die Hkt- und Hämoglobinwerte (Hb) erstmals direkt miteinander verglichen.1 Insgesamt wurden 802 Männer (Alter 25 bis 65 Jahre) mit einem klassischen (primär oder sekundär) oder funktionellen Hypogonadismus eingeschlossen (Gesamttestosteron < 12,1 nmol/l oder freies Testosteron < 243 pmol/l). Den Patienten oblag die Wahl des Testosteronpräparates, nachdem sie von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin über beide Therapieoptionen aufgeklärt worden waren. 498 Männer entschieden sich für das transdermale T-Gel (zwei Hübe à 20,25 mg Testosteron einmal täglich durch den Patienten selbst morgens auf die Haut des Oberarm-SchulterBereiches appliziert), 304 Männer für Injektionen mit i.m. TU durch den Arzt bzw. die Ärztin (je 1.000 mg zu Baseline sowie nach 6, 18 und 30 Wochen). Follow-up-Untersuchungen erfolgten nach 26 bis 30 Wochen.1

 

Unter T-Gel kam es seltener zu kritischen Hämatokrit-Anstiegen

Sowohl die tägliche Anwendung des T-Gels als auch die i.m. TU-Injektionen führten zu einem Anstieg der Serumtestosteronspiegel in den Normalbereich.1 Allerdings stiegen die Werte für Gesamttestosteron (Abb. 1), Hb und Hkt (Abb. 2) unter TU i.m. signifikant stärker an als unter dem T-Gel (jeweils p < 0,001). Der mediane Hkt-Wert war zum Zeitpunkt des Follow-up (Woche 26 bis 30) in der TU-Gruppe 2 % höher als in der T-Gel-Gruppe (48,1 % vs. 46,1 %; Abb. 2).

 

Abb. 1: Gesamttestosteronwerte bei Baseline und nach Gabe von Testosteronundecanoat (TU) i.m. vs. transdermalem T-Gel; IQR: interquartile range; modifiziert nach [1]

 

 

 

Abb. 2: Hämatokritwerte bei Baseline und nach Gabe von Testosteronundecanoat (TU) i.m. vs. transdermalem T-Gel; IQR: interquartile range; modifiziert nach [1]

 

 

Zudem kam es in der TU-Gruppe signifikant häufiger zu Hkt-Werten > 50 % als unter  T-Gel. Während in der T-Gel-Gruppe 25 von 498 Patienten beim Follow-up einen Hkt-Wert > 50 % aufwiesen, waren es in der TU-Gruppe 69 von 304 Patienten (Tab. 1). Signifikante Unterschiede zeigten sich auch bei höheren Hkt-Schwellenwerten von > 52 % bzw. > 54 % (Tab. 1).1 Dass eine TRT-induzierte Hkt-Erhöhung auf mindestens 52 % klinisch relevant ist, konnte in einer weiteren aktuellen Studie belegt werden.5

 

Tab. 1: Anteil an Patienten (%) mit erhöhten Hkt-Werten bei Follow-up nach Gabe von Testosteronundecanoat (TU) i.m. vs. transdermalem T-Gel; modifiziert nach [1]

 

Als klinisch relevante und statistisch signifikante Einflussparameter auf die Höhe des HktAnstieges identifizierten die Studienautoren fortgeschrittenes Alter (p = 0,009), einen größeren Bauchumfang (p = 0,01), einen stärkeren Anstieg der Testosteronspiegel (p = 0,007) und funktionellen vs. klassischen Hypogonadismus (p = 0,04).

Der geringere Einfluss des T-Gels vs. TU i.m. auf den Hkt könnte laut Autoren der HEATStudie durch eine günstigere Pharmakokinetik bedingt sein. Durch die tägliche Applikation des T-Gels am Morgen wird der zirkadiane Rhythmus der endogenen Testosteronproduktion imitiert, wohingegen unter i.m. TU die Testosteronspiegel nachts nicht absinken, sondern permanent hoch sind.1 Topische Applikationsformen, eine individuelle Dosisreduzierung und regelmäßiges Blutbild-Monitoring können bei Patienten mit erhöhtem Hkt daher helfen, ein mögliches kardiovaskuläres Risiko zu reduzieren.

 

 

Über Besins Healthcare Germany 

Besins Healthcare Germany ist Teil der weltweit aktiven Besins Healthcare-Gruppe. Wir sind einer der führenden Hersteller moderner Hormonpräparate. Als hochspezialisierter Partner in der Gynäkologie und Andrologie/Urologie bieten wir Ihnen ein besonders breit gefächertes Portfolio an innovativen Präparaten für die Frauen- und Männergesundheit – mit vielfältigen Lösungen für individuelle Therapieansätze.

In der Forschung & Entwicklung gilt unser besonderes Augenmerk der Galenik. Als weltweit erstes Pharmaunternehmen haben wir Hormone in Gel-Form für die transdermale Anwendung auf den Markt gebracht. Damit sind wir bei der Behandlung von Hormonmangel-Beschwerden bis heute richtungsweisend.

Das Familienunternehmen Besins Healthcare wurde 1885 in Paris gegründet und ist seit 1992 auch in Deutschland – mit Firmensitz in Berlin – aktiv. Wir entwickeln unsere Arzneimittel fortlaufend weiter, um den Patientinnen und Patienten die bestmögliche Therapie im Bereich der Hormongesundheit anzubieten – Innovating for Well-being.

 

 

Quellen

  1. Zitzmann M et al. The HEAT-Registry (HEmatopoietic Affection by Testosterone): comparison of a transdermal gel vs long-acting intramuscular testosterone undecanoate in hypogonadal men. Aging Male 2022; 25:134-144
  2. Dohle GR et al. EAU Guidelines on Male Hypogonadism 2019; Online unter:
    https://uroweb.org/guideline/male-hypogonadism/. Letzter Aufruf: 03.08.2022
  3. Salonia A et al. EAU Guidelines on Sexual and Reproductive Health 2022; Online unter:
    https://uroweb.org/guidelines/sexualand-reproductive-health/. Letzter Aufruf: 03.08.2022
  4. Corona G et al. European academy of andrology (EAA) guidelines on investigation, treatment and monitoring of functional hypogonadism in males: endorsing organization: European society of endocrinology. Andrology 2020; 8:970-987
  5. Ory J et al. Secondary Polycythemia in Men Receiving Testosterone Therapy Increases Risk of Major Adverse Cardiovascular Events and Venous Thromboembolism in the First Year of Therapy. J Urol 2022; 207:12951301

 


Quelle: Besins Healthcare, 25.08.2022 (tB).

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