Deutsche Transplantationsgesellschaft (DTG)

Keine Spenderorgane. Keine Transplantationen.
Ein Schicksalsjahr für Patienten und TX-Zentren?

 

Berlin (8. November 2018) – Die Transplantationszahlen waren 2017 auf einem historischen Tief und trotz geringer Erholung 2018 bleibt die Situation besorgniserregend. Die Leidtragenden sind die Menschen, die auf ein Organ warten – nur Zweidrittel schaffen es bis zur lebensrettenden Transplantation. Transplantationszentren sind in Gefahr, geschlossen zu werden. Mit dem neuen Gesetz für bessere Zusammenarbeit und bessere Strukturen bei der Organspende werden strukturelle Mängel behoben, was uneingeschränkt zu unterstützen ist. Voraussetzung für eine weitere Verbesserung ist nach Ansicht der Deutschen Transplantationsgesellschaft (DTG) ein gesamtgesellschaftlicher Konsens darüber, alle Weichen pro Organspende zu stellen.

Deutschland bildet trotz hoher Qualität der deutschen Transplantationsmedizin hinsichtlich der Transplantationsaktivitäten das Schlusslicht unter den Ländern im Eurotransplant-Verbund. In Deutschland gab es 2017 nur 9,3 postmortale Spender pro Million Einwohner. Zum Vergleich: In den Niederlanden waren es 14,3, in Belgien 30,7, in Ungarn 15,4, in Österreich 23,5 und in Kroatien 31,8. Spitzenreiter ist Spanien. Die ONT („Organizacion Nacional de Trasplantes“) berichtet für das Jahr 2017 46,9 postmortale Spender pro Million Einwohner.

Auch eine geringe Steigerung im Jahr 2018 darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahl der transplantierten Organe nur ein Bruchteil von dem darstellt, was unsere Nachbarländer erreichen und somit auch bei uns möglich sein sollte. Das hat erhebliche Konsequenzen für die Betroffenen: Die Wartezeit auf ein Organ ist inakzeptabel lang. Bei uns wartet ein Patient im Durchschnitt 8-10 Jahre auf eine neue Niere, in vielen Nachbarländern hingegen nur 2 Jahre. Das führt dazu, dass in Deutschland viele Patienten auf der Warteliste versterben oder von der Warteliste genommen werden müssen, weil ihr Allgemeinzustand nach langer Wartezeit nicht mehr gut genug ist, um eine Transplantation zu überstehen.

Was macht woanders den Unterschied? Die Organspende ist in Ländern wie Spanien ein gesamtgesellschaftliches Thema, es besteht ein Konsens darüber, dass sie gestärkt werden muss, und Maßnahmen zur Stärkung werden auf allen Ebenen konsequent umgesetzt: Politisch, gesellschaftlich und medizinisch. Bei uns ist der Trend umgekehrt. Anstelle Transplantationszentren zu unterstützen, sind ca. 20% der Zentren durch inadäquate Mindestmengenregelungen in ihrer Existenz bedroht. Eine Schließung von Transplantationszentren wird jedoch die Versorgung transplantierter Patienten noch zusätzlich erschweren.

Allerdings gibt es in der letzten Zeit positive Entwicklungen, die Hoffnung auf einen Paradigmenwechsel geben:

  • Das Kabinett hat am 31. Oktober dem Entwurf des Gesetzes für bessere Zusammenarbeit und bessere Strukturen bei der Organspende (GZSO) zugestimmt und es bleibt zu hoffen, dass dieses nun zügig von Bundesrat und Bundestag verabschiedet wird und in der ersten Jahreshälfte 2019 in Kraft treten kann. Hervorzuheben sind vor allem die bessere Definition und Organisation der Tätigkeiten von Transplantationsbeauftragten in Krankenhäusern, neugestaltete Vergütungsregelungen für Organentnahmen und die Einrichtung eines flächendeckenden konsiliarärztlichen Bereitschaftsdienstes zur besseren Organisation der Hirntoddiagnostik. Diese und weitere wichtige Punkte stellt das neue Gesetz sicher und schafft so eine Basis für die Behebung struktureller Mängel, die Organspenden bisher erschwert haben.
  • Das neu eingerichtete Transplantationsregister wird eine zusätzliche Datengrundlage für die Weiterentwicklung der Verteilungskriterien von Spenderorganen schaffen.

„Die aktuell getroffenen Maßnahmen sind aus Sicht der Deutschen Transplantationsgesellschaft ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur so dringend notwendigen Kehrtwende“, erklärte DTG-Präsident Univ.-Prof. Dr. med. Bernhard Banas heute auf dem Jahreskongress in Berlin. „Für den Weg aus dem Transplantationstief ist nach unserer Ansicht aber ein gesamtgesellschaftlicher Konsens notwendig, um eine Kultur pro Organspende und Transplantation zu erreichen. Nur so kann eine grundlegende und nachhaltige Verbesserung erreicht werden. Erklärtes Ziel muss sein, auch in der Transplantationsmedizin eine Versorgungsqualität auf dem Niveau unserer Nachbarländer zu erreichen.“

 

 


Quelle: Deutsche Transplantationsgesellschaft e.V., 08.11.2018 (tB).

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