Im Fokus: Psychische Gesundheit

Männergesundheitsbericht 2013

 

Berlin (24. April 2013) – Die Stiftung Männergesundheit stellt heute mit freundlicher Unterstützung der DKV Deutsche Krankenversicherung AG den „Männergesundheitsbericht 2013 – im Fokus: Psychische Gesundheit“ vor. Der Bericht schließt eine Lücke in der medizinischen Versorgungsforschung und zeigt Defizite in der Diagnostik und Versorgung psychischer Erkrankungen bei Männern auf. Darüber hinaus wird deutlich, dass seelische Leiden bei Männern stigmatisiert und tabuisiert werden. Eine gesellschaftspolitische und medizinische Auseinandersetzung mit dem Thema ist überfällig.

 

Seelische Erkrankungen, insbesondere Depressionen, sind die Hauptursache von durch Behinderung verlorenen Lebensjahren. Insgesamt hat sich der Anteil der psychischen Störungen als Ursache für die Arbeitsunfähigkeit seit 2000 nahezu verdoppelt, aktuell werden 12,5% aller betrieblichen Fehltage durch psychische Erkrankungen, insbesondere Depressionen, verursacht. Ein auffälliger Anstieg psychischer Störungen und Erkrankungen bei Männern wurde bereits im Ersten Männergesundheitsbericht, der Ende 2010 erschien, dargelegt.  Im Kapitel «Psychische und Verhaltensstörungen» kamen die Autoren zu der Schlussfolgerung, dass männerspezifische Symptome psychischer Erkrankungen noch wenig erforscht sind und in der Praxis häufig fehlgedeutet werden. Das nahm die Stiftung Männergesundheit zum Anlass, einen weiteren Männergesundheitsbericht mit Blick auf die psychische Gesundheit von Männern zu erstellen. Der nun vorliegende Bericht beleuchtet die komplexe Problematik aus medizinischer, psychologischer, soziologischer sowie historischer Perspektive, zeigt die derzeitige Versorgungssituation in Deutschland und arbeitet heraus, vor welchen Herausforderungen Medizin und Gesellschaft stehen, wenn es um die  psychische Gesundheit von Männern geht.

 

Das lässt sich am Beispiel von Depressionserkrankungen gut verdeutlichen: 9 % der Männer, also 3,6 Millionen in Deutschland, haben eine therapeutisch festgestellte Depression, das ist ein signifikant geringerer Anteil als in der weiblichen Bevölkerung. Dass die Dunkelziffer von Depressionen in der männlichen Bevölkerung um ein Vielfaches höher liegen muss, ist an der rasanten Entwicklung der Suizidrate erkennbar, die bei Männern zwischen 2009 und 2011 um 9%  gestiegen ist. Dreimal mehr Männer als Frauen wählen den Freitod (7.600 Suizide von Männern, knapp 2.500 von Frauen). 100.000 Männer versuchen jährlich, sich das Leben zu nehmen. Als Ursachen sind vor allem arbeitsbezogene Stressoren (Leistungsdruck, ständige Erreichbarkeit, wachsender Mobilitätszwang, befristete Arbeitsverhältnisse und die damit verbundene "Unsicherheit"), aber auch psychosoziale Krisen wie z.B. nach Trennung/Scheidung anzuführen.

 

Das beschriebene „Geschlechterparadoxon“ (mehr diagnostizierte – und damit behandelte – Depressionserkrankungen bei Frauen, aber eine deutlich erhöhte Suizidrate bei Männern) zeigt, wie stark seelische Erkrankungen von Männern in unserer Gesellschaft tabuisiert und stigmatisiert werden. Darüber hinaus sind sie unterdiagnostiziert und unterversorgt. Das liegt zum einen daran, dass die Symptomatik seelischer Erkrankungen geschlechtsspezifisch unterschiedlich ist. Die männliche Depression äußert sich beispielsweise häufig in einem erhöhten Risiko- oder Suchtverhalten, erhöhter Aggression und Gewaltbereitschaft. Diese „männlichen Symptome“ verdecken oft die klassischen Depressionsmerkmale (Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen, Handlungsunfähigkeit) und erschweren dem Hausarzt die Diagnose. Zum anderen passen psychische Erkrankungen nicht in das männliche Selbstbild und werden von den Betroffenen häufig vehement negiert. Das ist angesichts der hohen Suizidrate besonders dramatisch, denn Depressionen sind gut therapierbar und heilbar. Der Abbau der Tabuisierung, die psychische Krankheitsbilder unter Männern erfahren, ist also eine dringende gesellschaftliche Aufgabe. Der Männergesundheitsbericht 2013 gibt einen wichtigen Impuls für eine längst überfällige, öffentliche Diskussion.

 

Die Stiftung Männergesundheit fordert darüber hinaus den Ausbau von Männermedizin in Forschung und Versorgung (z. B. die Etablierung  interdisziplinärer Männergesundheitszentren, in denen besonderer Wert auf Prävention und Aufklärung gelegt wird).  Spezielle Angebote der Primär- und Sekundärprävention sollten besser an den Bedürfnissen der Männer ausgerichtet sein und die Zielgruppe „Mann“ nicht nur ansprechen, sondern auch erreichen.

 

 

Weitere Informationen

 

 


 

Quelle: Stiftung Männergesundheit, 24.04.2013 (tB).

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