Sepsis bei Kindern auch in Deutschland häufig –
Sepsis-Stiftung gibt Eltern Tipps

 

Berlin (25. März 2021) – Immer noch sterben viele Kinder in Deutschland an einer Sepsis. Darauf macht die Sepsis-Stiftung anlässlich einer neuen Studie aufmerksam. Da vor allem bei kleinen Kindern die Symptome häufig unspezifisch sind, ist eine Sepsis jedoch oft nicht leicht zu erkennen. Die Stiftung gibt Tipps, worauf Eltern achten sollten.

Eine Sepsis kann jeden treffen. Ältere Menschen und Kinder, vor allem Neugeborene, sind jedoch besonders gefährdet. „Die aktuelle Studie zeigt, dass die kindliche Sepsis nicht nur ein Problem ärmerer Länder ist, sondern auch in einem so hoch entwickelten Land wie Deutschland zu erheblichen gesundheitlichen Folgen und oft zum Tod führt“, erklärt Prof. Dr. med. Konrad Reinhart, Vorsitzender der Sepsis-Stiftung.

Die retrospektive Studie, die im Fachmagazin „Critical Care Medicine“ veröffentlicht wurde, basierte auf der Analyse von DRG-Daten aus den Jahren 2010 bis 2016. Eingeschlossen wurden Neugeborene sowie Kinder und Jugendliche bis zu einem Alter von einschließlich 19 Jahren, die in ein Akutkrankenhaus eingewiesen worden waren. Laut der Studie lag die durch Krankenhaussterblichkeit bei an Sepsis erkrankten Kindern bei 16,6 Prozent. In einer vergleichbaren Altersgruppe verstarben im Staat New York in den Jahren 2014 bis 2016 11,8 Prozent der Kinder, die wegen einer Sepsis im Krankenhaus behandelt wurden.

 

Risikofaktoren: niedriges Geburtsgewicht und Vorerkrankungen

Wie zu erwarten war, trat Sepsis bei Neugeborenen mit sehr geringem Geburtsgewicht besonders häufig auf. 17,7 Prozent sehr unreifer Frühgeborener entwickelten eine Sepsis, die in 11,9 Prozent der Fälle tödlich verlief. „Frühgeborene sind besonders anfällig für Sepsis, da ihr Immunsystem, aber auch ihr Mikrobiom noch nicht voll entwickelt sind und oftmals invasive Maßnahmen wie Katheteranlagen erforderlich sind“, erklärt Studienautor Prof. Dr. med. Christof Dame, stellvertretender Direktor der Klinik für Neonatologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Insgesamt waren Kinder, die jünger als ein Jahr waren, deutlich stärker gefährdet, an einer Sepsis zu erkranken. Bei älteren Kindern gehörten vor allem solche, die unter Vorerkrankungen litten, zur Risikogruppe.

„Obwohl im Rahmen der Studie weniger als ein Prozent der in ein Krankenhaus eingelieferten Kindern eine Sepsis entwickelte, waren 11,5 Prozent der innerklinischen Todesfälle von Kindern mit Sepsis assoziiert“, erklärt Dr. med. Carolin Fleischmann-Struzek vom Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Jena, Letzt-Autorin der Studie. „Das zeigt, wie dramatisch die Folgen einer Sepsis bei schwer kranken Kindern sind“, betont Reinhart, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.

 

Früherkennung kann Leben retten

Umso wichtiger sei es, die Frühsymptome einer Sepsis rechtzeitig zu erkennen, so Reinhart. Doch wie erkenne ich die Symptome, die vor allem bei kleinen Kindern häufig unspezifisch sind? Die Sepsis-Stiftung rät Eltern, bei Kindern auf folgende Symptome zu achten:

• Hohes Fieber / bei Säuglingen manchmal auch Untertemperatur
• Fleckige Haut / kalte Gliedmaßen
• Sehr schneller Herzschlag
• Schwere Atmung
• Trägheit / Wesensveränderung
• schwere Weckbarkeit

Besondere Achtsamkeit ist nötig, wenn Kinder, die zunächst nur allgemeine Infektionszeichen wie eine erhöhte Körpertemperatur aufweisen, plötzlich appetitlos, schläfrig und apathisch werden, schwer und schnell atmen und den Muskeltonus verlieren. Wenn eines oder mehrere der genannten Symptome vorliegen, muss das Kind unverzüglich zu einem Arzt oder in die Notaufnahme gebracht werden.

„Zögern Sie nicht“, so Reinhart. „Mit jeder Stunde ohne Behandlung sinkt bei einer Sepsis die Überlebenswahrscheinlichkeit.“ So kann eine zunächst harmlos erscheinende Infektion innerhalb kurzer Zeit einen dramatischen Verlauf nehmen. Eine rechtzeitige und adäquate Behandlung hingegen kann Leben retten und schwere Gesundheitsschäden verhindern.

 

 

Originalpublikation

 

 


Quelle: Sepsis-Stiftung, 25.03.2021 (tB).

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