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Forschungswerkstatt Herz‑Kreislauf 2007
Telmisartan ‑ Pleiotrope Wirkungen und Endorganprotektion
Von Prof. Dr. Thomas Unger
Köln (15. März 2007) – Bei der Hypertoniebehandlung geht es neben der adäquaten Blutdrucksenkung immer auch um eine Endorganprotektion, wobei die unterschiedlichen Antihypertensiva‑Gruppen einen unterschiedlich ausgeprägten vaskulären Schutz vermitteln. Besonders umfassend ist die Schutzwirkung bei Inhibitoren des ReninAngiotensin‑Systems, wobei einzelne Wirkstoffe wie der AT1‑Rezeptorblocker Telmisartan durch ihre speziellen pharmakologischen und pharmakokinetischen Eigenschaften neben der Blutdruckreduktion günstige Zusatzwirkungen entfalten.
Ausgeprägte 24‑Stunden‑Blutdrucksenkung und pleiotrope Effekte
Telmisartan zeichnet sich infolge seiner hohen Rezeptoraffinität und seiner langen Halbwertszeit durch eine ausgeprägte und zuverlässig über 24 Stunden anhaltende Senkung des systolischen und des diastolischen Blutdrucks und auch der Blutdruckamplitude als zusätzlichem unabhängigem Risikofaktor aus.
Der AT1‑Rezeptorblocker ist besitzt darüber hinaus pleiotrope Effekte: Er wirkt antiinflammatorisch und verbessert eine endotheliale Dysfunktion, wobei experimentelle Studien belegen, dass der Wirkstoff auch eine Erhöhung der Zahl und eine Verbesserung der Funktion endothelialer Progenitorzellen vermittelt.
Das Sartan hemmt ferner Remodellingprozesse in den Gefäßen und führt zu einer ausgeprägten Regression einer linksventrikulären Hypertrophie. Es bewirkt eine nachhaltige Nephroprotektion und ist dabei einem ACE‑Hemmer ebenbürtig wie die DETAIL‑Studie (Diabetics Exposed to Telmisartan and Enalapril) dokumentiert. Bei hypertonen wie auch normotonen Typ 2‑Diabetikern senkt Telmisartan nach dem Ergebnis der noch nicht publizierten INNOVATIONStudie (INcideNt to OVert: Angiotensin II receptorblocker Telmisartan Investigation an Type Il diabetic Nephropathy) die Mikroalbuminurie und mindert signifikant das Risiko des Übergangs in eine manifeste Nephropathie.
Günstige Effekte auf den Lipid‑ wie auch den Kohlenhydratmetabolismus
Neben der Hypertonie beeinflusst Telmisartan über pleiotrope Effekte, die den Insulin‑ und Glukosemetabolismus regulieren, weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren: Der AT1‑Rezeptorblocker reduziert das Gesamtcholesterin, die Triglyceride und das LDL bei gleichzeitigem Anstieg des HDL. Es wurde tierexperimentell gesehen, dass unter der Medikation der Serumglukosewert sinkt und es wurde eine Besserung der Glukosetoleranz und der Insulinresistenz beschrieben und zwar unabhängig von der Blutdrucksenkung. In Studien wurde ferner eine Reduktion der Inzidenz eines neu auftretenden Diabetes mellitus um rund 30 Prozent gegenüber Betablockern und Diuretika beobachtet.
Steigerung der Insulinempfindlichkeit
Vermittelt werden diese Wirkungen durch eine partielle Aktivierung der PPARgamma‑Rezeptoren (Peroxisomen Proliferator Activated Receptor gamma), wobei die Sartane anders als die Glitazone nicht zu einer Gewichtszunahme führen. Sie sind nicht den klassischen PPAR‑y‑Aktivatoren zuzuordnen sondern werden analog zu den SERMs (Selektive Estrogen Rezeptor Modulatoren) besser als SPPARMs, also als selektive PPAR‑Modulatoren, bezeichnet. Telmisartan erreicht dabei in therapeutischer Dosierung ausreichende Plasmakonzentrationen, um PPAR‑gamma und möglicherweise auch PPAR‑alpha in der Leber zu stimulieren.
Kombination von antihypertensiven und antidiabetischen Effekten
Tierexperimentelle Befunde belegen, das Telmisartan neben einem effektiven AT1‑Rezeptorblocker auch ein potenter Induktor von Serumadiponektin ist. So dokumentieren Versuche mit Diät‑induzierten adipösen Mäusen unter Telmisartan einen Anstieg des Serumadiponektin und eine Senkung des Triglyceridgehaltes in der Leber und im Skelettmuskel. Es wurden ferner signifikant geringere Insulin‑ wie auch Glukose‑Nüchternwerte und eine signifikant verbesserte Glukosetoleranz und Insulinsensitivität gesehen. In NMR‑Analysen der Körper-zusammensetzung zeigte sich zudem ein reduzierter Körperfettgehalt.
Die aktuellen Daten deuten auf neue therapeutische Möglichkeiten eines besseren kardiovaskulären Risikomanagements bei metabolischen Erkrankungen hin. Sie können möglicherweise Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Substanzklassen sein, die potente antihypertensive und antidiabetische Wirkungen miteinander kombinieren.
Nimmt man die vielfältigen günstigen Begleiteffekte, die unter Telmisartan vermittelt werden, zusammen, so nährt dies Hoffnungen, mit diesem Wirkstoff eine Stabilisierung der Atherosklerose und eine nachhaltige Organprotektion gewährleisten zu können. Ob sich diese Hoffnung bewahrheitet, wird die groß angelegte ONTARGET‑Studie (Ongoing Telmisartan Alone and in combination with Ramipril Global Endpoint Trial) zeigen, in die mehr als 30.000 Patienten eingeschlossen werden.
Autor
Prof. Dr. med. Thomas Unger
Center for Cardiovascular Research (CCR)
Institut für Pharmakologie u. Toxikologie
Charité ‑ Universitätsmedizin Berlin
Hessische Straße 3 ‑ 4
10115 Berlin
Quelle: Pressekonferenz der Firma Bayer HealthCare zum Thema „Forschungswerkstatt Herz-Kreislauf 2007“ am 15.03.07 in Köln.