DGEM sieht individuelle Bedürfnisse von Patienten nicht ausreichend berücksichtigt

Künstliche Ernährung für Zuhause per Onlineportal birgt Risiken

 

Berlin (29. August 2012) – Im Rahmen eines Versorgungsvertrages haben jetzt drei Krankenkassen Ärzten die Nutzung eines Onlineportals ermöglicht, um die Versorgung von Patienten zuhause mit parenteraler Ernährung wirtschaftlich zu optimieren. Die Leitlinien der Fachgesellschaft wurden nach Aussage der Krankenkassen berücksichtigt. Das ist jedoch nicht nachprüfbar. Konkret erhält der beim Onlineportal angemeldete Arzt nach Eingabe einiger Kenndaten des Patienten einen Vorschlag zur Zusammensetzung und Menge der parenteralen Ernährung. Die Zusammenstellung von Komponenten künstlicher (parenteraler) Ernährung für Patienten mit einem internetbasierten Portal birgt nach Auffassung der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) jedoch erhebliche Risiken, handelt es sich hierbei doch um eine invasive Form der künstlichen Ernährung und direkten Eingriff in den Stoffwechsel.

 

Dies gilt vor allem für Patienten, die nach einem Krankenhausaufenthalt wieder zuhause und auf künstliche Ernährung angewiesen sind. „Ein solches Portal kann auf keinen Fall die individuellen Bedürfnisse eines jeden Patienten berücksichtigen, und es besteht die Gefahr, dass nicht die optimale Zusammensetzung von zum Beispiel einer parenteralen Ernährungslösung rezeptiert wird. Außerdem ist fraglich, wer im Falle einer Fehlmedikation die tatsächliche Verantwortung für die Folgen übernimmt“, sagt Prof. Dr. Stephan C. Bischoff, Präsident der DGEM. Vielmehr seien Indikationen, Behandlungsziele, Dosierungen und Verabreichungsformen von künstlicher Ernährung immer von der persönlichen Erkrankungssituation, dem Alter, Körperzustand sowie Möglichkeiten der Nahrungsaufnahme des Patienten abhängig. Die DGEM ist der Ansicht, dass nur ernährungsmedizinisch geschulte Ärzte, die sich mit optimalen Infusionsformen, Therapiechancen und Risiken bestens auskennen, auch eine auf die tatsächlichen Bedürfnisse des Patienten zugeschnittene Ernährungstherapie durchführen können.

 

Relevante Risiken sind zum Beispiel lokale oder systemische Infektionen, die entstehen können, wenn der Zugang nicht sachgemäß durch Fachpersonal gehandhabt wird. Ebenso wichtig ist die Zusammensetzung der Nährlösungen. Dabei geht es häufig um die Frage, ob ein Mehrflaschen- oder ein All-In-One-Konzept der richtige Weg für den Patienten ist. Auch dazu braucht es langjährige Erfahrung des Arztes und der betreuenden Pflege. Mit einem Online-Portal wird man nur Standardlösungen generieren und damit gegebenenfalls einen nachhaltigen Therapieerfolg nicht erreichen können.

 


 

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM), 29.08.2012 (tB).

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