DGSS-Umfrage: 98 Prozent der deutschen Kliniken bieten schmerzfreie Geburt an

Große Unterschiede zwischen Stadt und Land, Ost und West

Boppard (13. Mai 2008) – 98 Prozent aller deutschen geburtshilflichen Abteilungen bieten derzeit die rückenmarksnahe Regionalanästhesie zur Linderung des Geburtsschmerzes an, 1996 waren es nur 89 Prozent. Das hat eine Umfrage ergeben, die in der aktuellen Ausgabe von „Der Schmerz“, dem offiziellen Organ der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS) ver-öffentlicht ist. Fast jedes fünfte Baby (17,5 Prozent) kommt demnach vaginal unter einer rückenmarksnahen Regionalanästhesie (z.B. als Periduralanalgesie) auf die Welt. In Großstädten und Ballungsräumen liegt die Rate sogar bei über einem Viertel. Eine Tatsache, die vermutlich auf den Konkurrenzdruck zwischen den Krankenhäusern zurückzuführen ist, vermuten die Autoren der Studie. Sie werteten Fragebögen aus 397 Kliniken aus, in denen im Befragungszeitraum 297.212 Entbindungen, d.h. 41,3 Prozent aller Geburten in Deutschland, stattgefunden hatten.

Je größer die Klinik desto häufiger die rückenmarksnahe Anästhesie

Bei der rückenmarksnahen Anästhesieverfahren wird über einen Epiduralkatheter (Periduralkatheter) Lokal-anästhetikum (örtliches Betäubungsmittel) und ggf. zusätzliche Schmerzmittel per Einzelinjektion, Dauerinfusion oder als patientenkontrollierte Schmerzmittelgabe über eine Schmerzpumpe verabreicht. Dieses Verfahren zur Schmerzlinderung wurde umso häufiger angewandt, je größer die geburtshilfliche Abteilung war. In Kliniken mit weniger als 500 Geburten im Jahr lag die Rate bei durchschnittlich 12,7 Prozent, in Kliniken mit über 1.000 Geburten jährlich bei 21,6 Prozent. In den ostdeutschen Bundesländern wurde, zum Teil bedingt durch die kleineren geburtshilfllichen Abteilungen, dieses Verfahren seltener an-gewandt als in den westdeutschen (8,5 % Ost; 19,7 % West). In Großstädten und Ballungs-räumen lagen die Raten deutlich über dem Bundesdurchschnitt. So erhielten in Hamburg und Bremen 28 bzw. 26 Prozent der werdenden Mütter eine rückenmarknahe Regionalanästhesie zur Linderung des Wehenschmerzes, in NRW 24,7 Prozent.

Auch Akupunktur wird oft eingesetzt

Von den erfassten Entbindungen verliefen 69,4 Prozent spontan vaginal. In 4,4 Prozent kam die Saugglocke zum Einsatz, in 1,6 Prozent waren es Zangengeburten. 22,2 % der Ent-bindungen in Deutschland erfolgten als Kaiserschnitt, bei dem ebenfalls regionale Narkose-verfahren bevorzugt werden. Neben der Periduralanalgesie wurden häufig auch systemische Schmerzmittel, meist Opioide, gegen den Wehenschmerz eingesetzt. In 76 Prozent der Kliniken besaß zusätzlich die Akupunktur als begleitendes Verfahren zur Schmerzlinderung einen gewissen Stellenwert.

Titelaufnahme
T. Meuser et. al.: Eine Umfrage zur geburtshilflichen Schmerztherapie in Deutschland. In: Der Schmerz 2/2008, S. 184-189

Ansprechpartner
PD Dr. Thomas Meuser, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Marien Kranken-haus gGmbH, Dr.-Robert-Koch-Str. 18, 51465 Bergisch Gladbach, E-Mail: thomas.meuser@mkh-bgl.de


Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS) vom 13.05.2008. (tB)

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…