Erhebliche Versorgungslücken in Pflegeheimen

 

Empfohlene Quote von Facharztbesuchen wird häufig nicht erreicht: Nur drei Prozent der Bewohner sehen einmal pro Jahr einen Gerontopsychiater

 

Berlin (29. Juni 2012) – Aufgrund der starken Zunahme von Menschen mit zum Teil chronischen und komplexen Erkrankungen haben sich die Anforderungen an die stationäre Pflege grundlegend verändert. So das Fazit einer aktuellen Studie der Universität Bielefeld, die von der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege unterstützt wurde. Demnach sind drei Viertel der Bewohner in Pflegeheimen in ihrer Alltagskompetenz stark eingeschränkt. Viele können sich nicht mehr selbstständig fortbewegen und leiden unter psychischen und kognitiven Störungen. Aber präventive Möglichkeiten werden zu selten ausgeschöpft: Denn fast jeder fünfte Bewohner könnte seinen Alltag selbstständiger gestalten, wenn gezielte therapeutische Maßnahmen eingeleitet und die Hilfsmittelversorgung optimiert würden.

 

„Schon wenn es gelänge, Alltagskompetenzen möglichst weitgehend zu erhalten und einen vorschnellen Abbau dieser Fähigkeiten zu verhindern, wäre dies ein Erfolg und ein wichtiger Beitrag zur Lebensqualität der Bewohner“, erklärte Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP. Die Untersuchungen der Universität Bielefeld zeigten auch, dass annähernd jeder fünfte Bewohner ein stark ausgeprägtes Übergewicht hat. Gerade für sie wären neue Programme zur Bewegungsförderung und Ernährung zunehmend wichtig, so Suhr.

 

Vor allem Lücken in der fachärztlichen Versorgung können sich negativ auf eine bessere Gesunderhaltung und -prävention der pflegebedürftigen Bewohner auswirken. Während die allgemeinärztliche Versorgung in den Pflegeheimen als gut bewertet wird, wird der aus medizinischer Sicht notwendige Zielwert eines Facharztbesuches pro Quartal bei Bewohnern mit einer vorliegenden Demenz oder Parkinson-Krankheit nicht erreicht. Besonders mangelt es an psychiatrischer Behandlung, die spezifisch auf die Bedarfe alter Menschen zugeschnitten ist. Nur drei Prozent der Bewohner sehen einmal pro Jahr einen Gerontopsychiater. Auch die fachärztliche Versorgung von Seh-, Hör- und Gehbehinderungen weist erhebliche Lücken auf. Zum Beispiel wird nur jeder zehnte Pflegebedürftige einmal jährlich von einem Augenarzt oder HNO-Arzt untersucht. Weitere Untersuchungen sind nötig, um das Ausmaß und die genauen Auswirkungen der fachärztlichen Unterversorgung zu erfassen.

 

„Stationäre pflegerische Langzeitversorgung braucht größere Aufmerksamkeit als bisher, sowohl von der Wissenschaft als auch von der Gesundheitspolitik. Unsere Untersuchungen zeigen, dass sich die Bedarfe der Bewohnerinnen und Bewohner in den letzten Jahren grundlegend geändert haben“, sagte Prof. Schaeffer, durchführende Studienleiterin an der Universität Bielefeld.

 

Mehr Informationen zur Studie unter www.zqp.de

 

 

Studiendesign

 

Die Universität Bielefeld führte mit Unterstützung des ZQP eine Querschnittuntersuchung und Vollerhebung in acht Einrichtungen mit insgesamt 807 Bewohnerinnen und Bewohnern durch. Allerdings wurden Bewohner/innen in spezialisierten Wohneinheiten von der Untersuchung ausgeschlossen, um eine systematische Verzerrung der Ergebnisse zu verhindern. Letztlich wurden die Daten von 648 Bewohnerinnen und Bewohnern statistisch ausgewertet.

 

Die Datenerhebung wurde von 73 speziell geschulten Pflegefachkräften der Einrichtungen übernommen. Das standardisierte Erhebungsinstrument basiert unter anderem auf einzelnen Modulen des Assessments zur Feststellung von Pflegebedürftigkeit (NBA) (Wingenfeld et al. 2008). Es wurden Daten zum Pflege- und Gesundheitszustand, zu auftretenden Gesundheitsbelastungen und sozialen Aspekten erfasst.

Die Stichprobe der vorliegenden Untersuchung entspricht typischen Merkmalen von Bewohner/innen stationärer Einrichtungen. Die Alters- und Geschlechtsstruktur und auch Verteilung der Pflegestufen ist mit aktuellen repräsentativen Studien aus der Langzeitpflege vergleichbar. Lediglich die Pflegestufe III ist leicht überrepräsentiert.

 


 

Quelle: Zentrum für Qualität in der Pflege,, 29.06.2012 (tB).

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