Kongress Pflege 2012

„Was tun, dass nicht den pflegenden Angehörigen die Puste ausgeht?“

 

Statement von Thomas Ballast, Vorstandsvorsitzender Verband der Ersatzkassen – vdek

 

Berlin (26. Januar 2012) – Heute werden rund 70 Prozent aller Pflegebedürftigen in der eigenen Häuslichkeit versorgt. Davon erhalten ca. 64 Prozent der Leistungsempfänger Pflegegeld. Das heißt, dass dabei die Pflege in der Häuslichkeit durch die Angehörigen bzw. durch selbst beschaffte Pflegehilfen erbracht wird. Die professionelle Unterstützung bei der Pflege wird allenfalls als ergänzende Leistung (20 Prozent) und in geringem Umfang bei Tages- und Nachtpflege (3 Prozent) bzw. bei Verhinderung der Pflegeperson (4 Prozent) sowie bei der Kurzzeitpflege (1 Prozent) genutzt. Die reine Sachleistung, d.h., dass ausschließlich der Pflegedienst in der Häuslichkeit die pflegerische Versorgung übernimmt, wird nur von ca. 11 Prozent der Leistungsempfänger in Anspruch genommen.

 

Aus Sicht des vdek stellt sich daher vor allem die Frage, was tun, dass nicht den pflegenden Angehörigen die Puste ausgeht?(1) Menschen möchten bis ins hohe Alter zu Hause versorgt und gepflegt werden. Damit dies gewährleistet werden kann, unterstützt die Pflegeversicherung mit ihren Leistungen vorrangig die häusliche Pflege (ambulante Versorgung) sowie die Pflegebereitschaft der Angehörigen und Nachbarn. Vor allem müssen die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen über Art und Inhalt der Leistungen informiert sein, um diese in Anspruch zu nehmen und somit entlastet zu werden. Darin sieht der vdek einen wichtigen Auftrag gegenüber seinen Versicherten.

 

Durch entsprechende Aufklärung und Beratung sowie konkrete und individuelle Pflegeberatung wird diesem Auftrag Rechnung getragen und somit ein Beitrag zur weiteren Unterstützung und Ausgestaltung besserer Versorgungsstrukturen geleistet. Dabei ist uns bewusst, dass insbesondere bei der Pflegeberatung zukünftig noch Optimierungsbedarf besteht, dem sich der vdek stellt.

 

Mit Blick auf die anstehende Pflegereform begrüßt der vdek ausdrücklich das Vorhaben, die Leistungen für Menschen mit Demenz aufzustocken. Auch hierin sieht der vdek einen Beitrag zur Entlastung der pflegenden Angehörigen. Der vdek fördert daher aktiv interessante Konzepte und Ideen insbesondere für den ambulanten Bereich zur Verbesserung der Versorgung. Das Projekt SOwieDAheim beispielsweise ist Preisträger des Innovationspreises des vdek 2012. Bei diesem Projekt werden Pflegebedürftige für einige Stunden in Familien gegeben und dort betreut. Die Familien werden von speziell geschulten professionellen Pflegekräften begleitet und unterstützt. Nach Ansicht des vdek ein gelungenes Konzept für die zukünftige Herausforderung einer veränderten Versorgungsstruktur und einen sich ändernden Fachkräftemarkt.

 

Der vdek verfolgt die Debatten zum Fachkräftemangel in der Pflege und nimmt diese selbstverständlich ernst. Der Bedarf an Fachkräften wird durch die demografische Entwicklung steigen. Eine Tatsache, die allerdings nahezu alle Branchen trifft.

 

Fakt ist auch, dass der Markt „Pflege“ boomt wie noch nie. Ende 2007 waren rund 236.000 Beschäftigte in der ambulanten Pflege und 574.000 Arbeitskräfte in rund 11.000 Pflegeheimen tätig. Gegenüber 2005 hat sich die Zahl um 10,2 Prozent bzw. 5 Prozent erhöht. Zwar steigt die Anzahl der Angelernten und Hilfskräfte schneller, als die der Fachkräfte, dennoch zeigen die Zahlen, dass die Pflege-Branche den Bedarf an Fachkräften decken kann, wenn bereits heute die (richtigen) Weichen gestellt werden. Wenn diese gelegt sind, ist der Fachkräftemangel ein ernstzunehmendes aber ein machbares Thema.

 

Dabei sind alle Akteure gefragt: Bund, Länder, Kommunen und Gemeinden, Pflegekassen. Erste Lösungsansätze sind bekannt. So muss es beispielsweise um die Abschaffung von Schulgeld und Sicherstellung der Finanzierung der Ausbildung gehen, die Schaffung guter Arbeitsbedingungen, Gesundheitsförderung und Gesundheitsschulung der Pflegekräfte. Die Aufstiegschancen im Beruf Pflege müssen verbessert werden. Das Image des Pflegeberufes bedarf einer Aufwertung. Gerade bei den Jugendlichen steht der Pflegeberuf „schlecht im Kurs“. Daran muss sich etwas ändern.

 

 

Anmerkung

 

(1) Bundesministerium für Gesundheit. Soziale Pflegeversicherung. Leistungsempfänger nach Leistungsarten und Pflegestufen im Jahresdurchschnitt 2010.

 


 

Quelle: „(K)ein Tag ohne Pflege“, Pressekonferenz zum Kongress Pflege 2012 am 26.01.2012 in Berlin (tB).

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