Leibniz-Gemeinschaft gründet Forschungszentrum für Diabetes und Stoffwechselerkrankungen

 

Bonn (7. Oktober 2008) – Die Leibniz-Gemeinschaft hat das Forschungszentrum für Diabetes und Stoffwechselerkrankungen gegründet. Es wird von drei führenden Diabetologen in Deutschland koordiniert: Prof. Michael Roden, Deutsches Diabetes-Zentrum in Düsseldorf, Prof. Hans-Georg Joost, Deutsches Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke, und Prof. Hans-Ulrich Häring, Universitätsklinikum Tübingen. Die Kombination der Forschung an den drei Standorten deckt nach Ansicht der Experten das gesamte Feld des Typ-2-Diabetes ab. Diese Form der Erkrankung ist mit rund sechs Millionen Fällen in Deutschland die häufigste und zählt aus volkswirtschaftlicher Sicht zu den teuersten chronischen Leiden.

 

Die Leibniz-Gemeinschaft hat am 1. Juli 2008 das Forschungszentrum für Diabetes und Stoffwechselerkrankungen gegründet. Es wird von drei führenden Diabetes-Forschern in Deutschland koordiniert: Prof. Michael Roden, seit 1. Juli wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) in Düsseldorf, Prof. Hans-Georg Joost, Direktor des Deutschen Institutes für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke, und Prof. Hans-Ulrich Häring, Direktor der Medizinischen Klinik IV des Universitätsklinikums Tübingen.

Bereits vor der Gründung dieses Verbundes spielte die Erforschung von Ursachen, Prävention und Therapie der "Zuckerkrankheit" eine große Rolle innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft. Das DDZ in Düsseldorf umfasst mit den Instituten für Klinische Diabetologie, Klinische Biochemie und Pathobiochemie sowie für Biometrie und Epidemiologie drei wichtige wissenschaftliche Einheiten. Die Forscher dort untersuchen in enger Kooperation Mechanismen der Entstehung des Diabetes, der Fettgewebsentzündung und Immunreaktionen von den molekularen Grundlagen bis zu nicht-invasiven bildgebenden Verfahren (Imaging) am Menschen. Überdies erheben sie epidemiologische Daten zu Prävalenz, Früherkennung und volkswirtschaftlichen Kosten.

Das DIfE konzentriert sich auf die zurzeit wichtigsten Erkrankungen, an deren Entstehung ernährungsbedingte Faktoren beteiligt sind: Adipositas (Fettsucht), Krebs und Diabetes. Hierzu betreibt das Institut eine der größten deutschen prospektiven Kohortenstudien (EPIC-Potsdam) und führt klinisch-diabetologische Forschung in enger Zusammenarbeit mit genetischer Grundlagenforschung durch. Leiter der klinischen Studien am DIfE ist Prof. Andreas Pfeiffer, der zudem die Medizinische Klinik für Endokrinologie der Charité Universitätsmedizin Berlin leitet. DDZ und DIfE haben zusammen mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verfügen über einen Etat von insgesamt rund 25 Millionen Euro jährlich.

Satzungsgemäß haben Leibniz-Institute den Auftrag, überregionale Aufgaben in der Wissenschaft zu übernehmen, wie in diesem Fall die Erforschung des Diabetes mellitus, der ein besonderes Problem der öffentlichen Gesundheitsvorsorge darstellt. "Mit der Gründung des Leibniz-Zentrums wollen wir notwendige Strukturen zur Lösung des Problems ‚Diabetes mellitus‘ schaffen", sagt Leibniz-Präsident Ernst Th. Rietschel. Am DDZ und am DIfE sei die Exzellenz der Forschung durch wiederholte Evaluierungen seit vielen Jahren belegt. "Unser strikt unabhängiges Qualitätssicherungsverfahren mit extern und international besetzten Gutachtergremien bürgt dafür, dass Einheiten mit hoher internationaler Reputation ihre Kräfte zusammenfassen", unterstreicht der Leibniz-Präsident. Mit Blick auf das weitere Vorgehen sagt Rietschel: "Die Leibniz-Gemeinschaft wird den begonnenen Weg fortsetzen und ihre Kräfte in jenen Bereichen bündeln, wo sie bereits jetzt als exzellent ausgewiesen ist." Es gehe darum, vorhandene Stärken zu stärken. Nach dem Leibniz-Verbund Biodiversität, der sich im Juni 2008 gegründet hat, ist das Forschungszentrum für Diabetes und Stoffwechselerkrankungen ein weiterer thematischer Verbund der Leibniz-Gemeinschaft. "Mit Michael Roden haben wir dafür einen der besten europäischen Diabetes-Spezialisten gewinnen können", sagt Ernst Rietschel.

Stoffwechselkrankheiten sind das Spezialgebiet Professor Michael Rodens. Er hat sich der Erforschung des menschlichen Energiestoffwechsels mit den Schwerpunkten Diabetes, Adipositas, Fettstoffwechsel und Bluthochdruck verschrieben. Seit Juli leitet er das Institut für Klinische Diabetologie des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ), Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, und ist wissenschaftlicher Vorstand des DDZ. Noch in diesem Jahr wird das Düsseldorfer Universitätsklinikum eine Klinik für Innere Medizin/Stoffwechselerkrankungen wieder eröffnen, deren Direktor Michael Roden wird. Die enge Kopplung an die Krankenversorgung in der Universitätsklinik und die wissenschaftlichen Möglichkeiten des DDZ, die in Europa nur an wenigen Standorten bestehen, waren für Roden die ausschlaggebenden Gründe für seinen Wechsel nach Düsseldorf. Roden erhielt zahlreiche wissenschaftliche Preise, darunter den Oskar-Minkowski-Preis der European Association for the Study of Diabetes. Dieser gilt als der wichtigste europäische Preis für die Diabetologie.

Sein Kollege Prof. Hans-Georg Joost vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung ist Pharmakologe und ebenfalls ausgewiesener Diabetes-Experte. Joost war Präsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft und hat in den USA am National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases geforscht, einer Teileinrichtung des National Institutes of Health in Bethesda, Maryland. Seine derzeitigen Forschungsschwerpunkte sind die Genetik der Adipositas und des Typ-2-Diabetes; seine Arbeitsgruppe hat kürzlich Genvarianten identifiziert, die die Fettspeicherung und damit das Diabetesrisiko modifizieren können. Am DIfE wurde zudem ein Test entwickelt, mit dem das individuelle Diabetes-Risiko sehr präzise ermittelt werden kann. "Dieser Test kann als Grundlage einer Vorsorgeuntersuchung ‚Diabetes und Stoffwechselerkrankungen‘ sowie der Prävention dienen" ‚ sagt Hans-Georg Joost. Er wird bereits von Krankenkassen verwendet.

Der dritte Partner im Leibniz-Forschungszentrum für Diabetes und Stoffwechselerkrankungen leitet am Universitätsklinikum Tübingen die Abteilung Endokrinologie und Diabetologie, Angiologie, Nephrologie und Klinische Chemie. Prof. Hans-Ulrich Häring ist ebenfalls Oskar-Minkowski-Preisträger. Er zählt zu den renommiertesten und meistzitierten Diabetes-Forschern in Europa. In diesem Jahr erhielt er für seine grundlegenden Arbeiten die Paul-Langerhans-Medaille der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Seine Arbeitsgruppe erforscht seit vielen Jahren eine große Gruppe von familiär vorbelasteten Menschen, wobei der Forschungsschwerpunkt auf der Phase vor der Entstehung der Krankheit (prädiabetische Phase) liegt. "Wir untersuchen, welche genetische Ausstattung und welche Lebensstilfaktoren zu Diabetes führen", sagt Häring. Über seine Motivation, im neuen Leibniz-Verbund mitzumachen, sagt Häring: "Mit der Kombination der Forschung an den drei Standorten Tübingen, Düsseldorf und Potsdam decken wir das gesamte Feld des Typ-2-Diabetes ab." Der Diabetologe fügt hinzu: "Gemeinsam haben wir großartige Möglichkeiten, Fortschritte in der Vorhersage, Vorbeugung und der Therapie der Erkrankung zu erzielen." Sein Düsseldorfer Kollege Michael Roden ergänzt: "Unsere Gruppen werden in der Zusammenarbeit erheblich von den Vorarbeiten aller drei Standorte profitieren."

Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 82 außeruniversitäre Forschungsinstitute und Ser-viceeinrichtungen für die Wissenschaft sowie sechs assoziierte Mitglieder. Leibniz-Institute bearbeiten gesamtgesellschaftlich relevante Fragestellungen strategisch und themen-orientiert. Dabei bedienen sie sich verschiedener Forschungstypen wie Grundlagen-, Groß- und anwendungsorientierter Forschung. Sie legen neben der Forschung großen Wert auf wissenschaftliche Dienstleistungen sowie Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Die Institute beschäftigen rund 13.700 Mitarbeiter, ihr Gesamtetat beträgt etwa 1,1 Milliarden Euro. Sie werden gemeinsam von Bund und Ländern finanziert.

 


 

Quelle: Presseinformation der Leibniz-Gemeinschaft vom 07.10.2008.

 

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