Mehr Sicherheit und Effizienz im OP Reversierung neuromuskulärer Blockaden durch ein innovatives Therapiekonzept

 

Berlin, 18. September 2009: Auf einer Hauptsitzung im Rahmen des 11. Hauptstadtkongresses für Anästhesiologie und Intensivmedizin (HAI) in Berlin diskutierten Anästhesisten und Chirurgen gemeinsam neue Optionen im Muskelrelaxanzien‑Management. Hintergrund ist die Zulassung von Sugammadex (BRIDION®), einem Aminosteroid‑Muskelrelaxanz‑Enkapsulator (AMRE), im Juli 2008. Durch Sugammadex (BRIDION®) sind innovative Möglichkeiten für die Routine in der modernen Anästhesie entstanden. Aminosteroid‑induzierte neuromuskuläre Blockaden können schnell und zuverlässig reversiert werden, die Muskelrelaxierung ist besser kontrollierbar.

 

Eine innovative Substanz vereinfacht das Muskelrelaxanzien-Management Bei Sugammadex (BRIDION®) handelt es sich um den ersten Aminosteroid‑Muskelrelaxanz-Enkapsulator ‑ ein modifiziertes gamma-Cyclodextrin mit einer hydrophilen Außenseite und einer lipophilen Kavität, in der das seinerseits lipophile aminosteroidale Muskelrelaxanzmolekül eingekapselt (enkapsuliert) wird. Die größte Affinität innerhalb der Gruppe der steroidalen Muskelrelaxanzien besitzt Rocuronium (ESMERON®) gegenüber Sugammadex (BRIDION®). Nichtsteroidale Muskelrelaxanzien (Benzylisochinoline und Succinylcholin) können nicht enkapsuliert werden. Mit diesem Konzept kann die Muskelrelaxation schnell durch Rocuronium „angeschaltet" und mit dem Enkapsulator Sugammadex (BRIDION®) punktgenau „abgeschaltet" (On/Off­Wirkung) werden. Erstmalig ist dabei eine Reversierung der neuromuskulären Blockade jeglicher Tiefe zu jedem Zeitpunkt dosisabhängig sehr rasch, das heißt innerhalb von 1,4 (1) bis 2,7 (2) Minuten (Median), möglich. Dies ist bei herkömmlichen Antagonisten, den AcetylcholinesteraseInhibitoren, nicht gegeben.

 

 

Sugammadex (BRIDION®) ‑ eine Innovation als Katalysator für neue Prozessabläufe?

 

Eine der wichtigsten Schnittstellen zwischen Anästhesisten und Chirurgen ist die Muskelrelaxierung, unterstrich Prof. Dr. Götz Geldner, Ludwigsburg, in seinem Vortrag. Die Aufgabe des Anästhesisten besteht vor allem darin, für den Chirurgen durch komplette Muskelrelaxierung optimale Operationsverhältnisse zu schaffen, die Ein- und Ausleitungszeiten jedoch möglichst kurz zu halten, so Geldner in Berlin.

 

Da sich durch die intraoperative Aufrechterhaltung der neuromuskulären Blockade durch die repetitive Gabe von Muskelrelaxanzien jedoch auch die Erholungsphase verlängert, sollte das Risiko von Relaxanzüberhängen, der so genannten postoperativen Restcurarisierung (PORC), am Ende der Narkose bedacht werden. Mit der Einführung von Sugammadex (BRIDION®) und der damit verbundenen besseren Steuerbarkeit der neuromuskulären Blockade besteht jetzt die Chance, Prozessabläufe im OP neu zu gestalten.

 

 

Die postoperative Restcurarisierung

 

Wird PORC nicht erkannt, können Komplikationen auftreten, die vor allem den noch relaxierten Patienten im Aufwachraum betreffen, so Geldner weiter. PORC kann zu einer respiratorischen Insuffizienz führen (3). Beeinträchtigungen sind zum Beispiel die fehlende Fähigkeit zu tiefen Atemzügen sowie Schluckstörungen und (Mikro-)Aspirationen. Um den Patienten vor Folgeschäden wie z. B. einer Pneumonie zu schützen, sollte eine PORC frühzeitig erkannt werden.

 

 

Wie können neuromuskuläre Restblockaden vermieden werden?

 

Neuromuskuläres Monitoring und das Reversieren der Wirkung von Muskelrelaxanzien können PORC reduzieren. Eine französische Studie aus dem Jahr 2005 zeigte, dass intraoperatives neuromuskuläres Monitoring und/oder Reversierung die postoperative neuromuskuläre Restblockade im Aufwachraum (Train-of-Four(TOF)-Ratio < 0,9) signifikant verringern kann.(4)

 

In einer weiteren Studie (5) wurde die Anwendung des neuromuskulären Monitorings in Krankenhäusern und Anästhesiepraxen landesweit erfasst. Von 3.260 Fragebögen konnten 2.182 ausgewertet werden (66,9 %), davon 1.173 niedergelassene Anästhesisten, 900 Anästhesieabteilungen von Krankenhäusern und 109 Anästhesieabteilungen von Krankenhäusern der Maximalversorgung. Dies entspricht einem jeweiligen Anteil von 54, 41 bzw. 5 % an den insgesamt ausgewerteten Fragebögen, so die Autoren. In 12,1 % der Krankenhäuser und in 66,7 % der Anästhesiepraxen ist demnach kein neuromuskuläres Monitoring verfügbar. Nicht nur neuromuskuläres Monitoring, auch die Reversierung der Wirkung von Muskelrelaxanzien kann PORC reduzieren. Die Reversierung der Muskelrelaxation sollte dabei möglichst risikoarm sein. Während bei einer Antagonisierung mittels klassischer Acetylcholinesterase-Inhibitoren mit unerwünschten parasympathischen Nebenwirkungen zu rechnen ist und die gleichzeitige Gabe von Parasympatholytika (z.B. Atropin) ihrerseits indirekt sympathische Nebenwirkungen hervorruft, kann der besondere Wirkmechanismus von Sugammadex (BRIDION®) diese verhindern: Der Prozess der Blockadeaufhebung durch Sugammadex (BRIDION®) findet nicht an der neuromuskulären Endplatte, sondern intravasal statt. Sugammadex (BRIDION®) zeigte in einer Studie(6) mit 60 Patienten eine signifikant schnellere und zuverlässigere Reversierung einer Rocuronium-induzierten Blockade im Vergleich zu Neostigmin plus Glycopyrrolat oder Edrophonium plus Atropin.

 

 

Muskelrelaxanzien‑Management mit Sugammadex (BRIDION®) in der Bauchchirurgie

 

Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde thematisiert, wie mit Sugammadex (BRIDION®) in der täglichen OP­Routine optimale Bedingungen für das Muskelrelaxanzien‑Management bei großen bauchchirurgischen Eingriffen geschaffen werden können.

 

Der Chirurg erhofft sich von der Muskelrelaxierung vor allem eine Verbesserung der Operationsbedingungen. Das dient intraoperativ der Sicherheit im OP-Situs und trägt am OP-Ende zur Suffizienz der Fasziennaht bei, erklärte PD Dr. Daniel Seehofer, Chirurg aus Berlin. Der Anästhesist erwartet von einer optimalen Muskelrelaxierung erleichterte Intubationsbedingungen mit einer geringeren Gefahr der Gewebetraumatisierung, einen komplikationslosen Narkoseverlauf und wünscht sich eine rasche Wiederherstellung der neuromuskulären Funktion des Patienten ohne neuromuskuläre Blockade zum OP-Ende. Im Falle einer Laparotomie ist meist eine tiefe neuromuskuläre Blockade erforderlich, wobei die OP-Dauer oft schwer abschätzbar ist. Das erfordert eine flexible Steuerung der Muskelrelaxation, erläuterte Prof. Dr. Johann Motsch, Anästhesist aus Heidelberg.

 

Eine Studie zeigte, dass sich die neuromuskuläre Funktion auch nach kontinuierlicher Infusion von Rocuronium unter Aufrechterhaltung der Anästhesie mit Sevofluran oder Propofol mit der Einmalgabe von Sugammadex (BRIDION®) 4 mg/kg KG bei Wiedererscheinen der ersten Reizantwort (T1 3‑10 %) im TOF‑Standard wirksam und sicher wiederherstellen lässt.(7) Sugammadex (BRIDION®) ermöglicht eine größere Flexibilität bei der Dosierung von Muskelrelaxanzien vom Aminosteroidtyp. Das Fazit der Experten lautete: Mit Sugammadex (BRIDION®) kann die tägliche OP‑Routine durch ein flexibleres Muskelrelaxanzien‑Management optimiert werden, da eine Reversierung der neuromuskulären Blockade jeglicher Tiefe zu jedem Zeitpunkt dosisabhängig sehr rasch möglich ist.

 

 

Referenzen

 

  1. Jones RK et al.: "Reversal of Profound Rocuronium‑induced Blockade with Sugammadex". Anesthesiology 2008; 109: 816‑824
  2. Blobner M et al.: "Sugammadex (2.0 mg/kg) significantly faster reverses shallow rocuronium-induced neuromuscular blockade compared with neostigmine (50 Ng/kg)". Eur J Anaesthesiol 2007; 24: 125,#9AP7-10
  3. Murphy GS et al.: "Residual Neuromuscular Blockade and Critical Respiratory Events in the Postanesthesia Care Unit". Anesth Analg 2008; 107: 130-137
  4. Baillard C. et al.: Postoperative residual neuromuscular block: a survey of Management‘. Br J Anaesth 2005; 95: 622-626
  5. Fuchs-Buder T et al.: „Einsatz des neuromuskulären Monitorings in Deutschland". Anaesthesist 2008; 57: 908­914
  6. Sacan O et al.: „Sugammadex Reversal of Rocuronium‑Induced Neuromuscular Blockade: A Comparison with Neostigmine‑Glycopyrrolate and Edrophonium‑Atropine". Anesth Analg 2007; 104: 569­574
  7. Rex C et al.: "Reversal of Neuromuscular Blockade by Sugammadex after Continuous Infusion of Rocuronium in Patients Randomized to Sevoflurane or Propofol Maintenance Anesthesia". Anesthesiology 2009; 111: 30-35

 

Download

 

Factsheet zu relevanten Sugammadex-Studien: Factsheet.pdf Factsheet.pdf (142.48 KB) 

 

 

Über Essex Pharma

 

Die Essex Pharma GmbH mit Sitz in München ist die deutsche Tochtergesellschaft der Schering-Plough (S-P) Corporation, einem innovativen, forschenden pharmazeutischen Unternehmen, das seinen Hauptsitz in Kenilworth, New Jersey (USA) hat. Durch seine eigene biopharmazeutische Forschung und durch die Zusammenarbeit mit Partnern entwickelt S-P Therapien, die weltweit die Gesundheit der Menschen verbessern und Leben retten. Das Unternehmen nutzt seine Forschungs- und Entwicklungsplattform für Humanarzneimittel, Consumer‑Produkte und Tierarzneimittel. Die Vision des Unternehmens lautet „Vertrauen gewinnen, jeden Tag" ‑ das Vertrauen der Ärzte, der Patienten, der Kunden und aller anderen Geschäftspartner, die von den Mitarbeitern weltweit betreut werden. In Deutschland vertreibt Essex Pharma eine breite Produktpalette an innovativen verschreibungspflichtigen Humanarzneimitteln, insbesondere für die Therapiefelder Allergologie, Anästhesie, Neurologie, Dermatologie, Fertilität, Gynäkologie, Hepatologie, Herz‑Kreislauf, Immunologie, Mykologie und Onkologie. Die deutsche Website des Unternehmens ist www.essex.de

 


 

Quelle: Hauptsitzung „Neue Optionen im Muskelrelaxanzien-Management" im Rahmen des 11. Hauptstadtkongresses für Anästhesiologie und Intensivmedizin (HAI) vom 17. bis 19. September 2009 in Berlin (HillandKnowlton) (tB).

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