Orthopäden und Unfallchirurgen stärken strukturierte Versorgung beim Rückenschmerz

Neue Leitlinie Spezifischer Rückenschmerz

Berlin (6. Februar 2018) – Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC) hat für die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) gemeinsam mit 13 medizinischen Fachgesellschaften und Berufsverbänden die S2k-Leitlinie Spezifischer Kreuzschmerz herausgegeben. Sie wurde zusammen mit Patientenvertretern unter Begleitung der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) entwickelt.

Es ist die erste Leitlinie, die aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Behandlung von Patienten mit spezifischen Kreuzschmerzen dokumentiert. Sie bietet Medizinern Informationen zum Krankheitsbild und gibt Empfehlungen zu verschiedenen Therapieansätzen. Die neue Leitlinie ist seit heute bei der AWMF abrufbar. „Bei der Behandlung von Kreuzschmerzen ist eine strukturierte Vorgehensweise bei Diagnostik und Therapie im Sinne einer Gesamtstrategie wichtig. Die neue Leitlinie bietet Ärzten einen Leitfaden, wann spezifische Kreuzschmerzen als Ursache in Betracht zu ziehen sind“, erklärt Prof. Dr. Bernd Kladny, DGOU-Generalsekretär und Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie, m&i-Fachklinik Herzogenaurach.

Die Leitlinie Spezifischer Rückenschmerz ergänzt die seit 2010 bestehende und 2017 aktualisierte Nationale VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz (NVL Nicht-spezifischer Kreuzschmerz). Denn neben nicht-spezifischen Kreuzschmerzen gibt es eine Vielzahl an Ursachen für spezifische Schmerzen im Rücken. Das können beispielsweise degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule, deformierte Bandscheiben, chronische Entzündungen oder Verschleißerscheinungen sein. Prof. Dr. Andreas M. Halder, federführender Autor der Leitlinie und Chefarzt der Klinik für Operative Orthopädie, Sana Kliniken Sommerfeld sagt: „Fast jeder leidet im Laufe seines Lebens irgendwann einmal unter Kreuzschmerz und sucht Hilfe beim Arzt. Genau dann ist es wichtig, die richtige Diagnose zu stellen, um einen unspezifischen, rein funktionell begründeten Kreuzschmerz von dem spezifischen Kreuzschmerz zu unterscheiden, dem krankhafte Veränderungen der Wirbelsäule zugrunde liegen. Nur dann kann aus dem großen Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten die richtige gewählt werden.“

Bei schmerzhaften Erkrankungen der Wirbelsäule gilt in den ersten zwei bis drei Wochen die NVL Nicht-spezifischer Kreuzschmerz, sofern der Arzt nach eingehender körperlicher Untersuchung und Patientengesprächen keine eindeutigen Hinweise auf eine spezifische Ursache ermitteln kann. In der Regel verschwinden nicht-spezifische Rückenschmerzen bald von selbst. Ab sofort können sich Mediziner die Leitlinie Spezifischer Kreuzschmerz heranziehen, wenn sich der Zustand nach wenigen Wochen nicht bessert und sie den Verdacht auf einen spezifischen Kreuzschmerz haben. Das heißt, die Schmerzen sind auf eine eindeutige Ursache zurückzuführen, die fachgemäß behandelt werden muss. Die neue Leitlinie Spezifischer Kreuzschmerz definiert Begriffe, Diagnose und Therapie dieser Krankheitsbilder. „Sie ist damit eine wichtige Orientierungs- und Entscheidungshilfe für Ärzte, die auf dieser Grundlage Patienten mit Rückenproblemen noch zielgerichteter versorgen können. Durch eine zielgerichtete Therapie kann eine Chronifizierung des Rückenschmerzes vermieden werden“, kommentiert PD Dr. Stefan Kroppenstedt, ein weiterer der federführenden Autoren der Leitlinie – er ist Chefarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie, Sana Kliniken Sommerfeld.

Hintergrund

Rückenschmerzen gehören in Deutschland zu den häufigsten Krankheiten. Sie sind der Hauptgrund für Arbeitsunfähigkeit und medizinische Rehabilitationsmaßnahmen. Bei 85 bis 90 Prozent der Betroffenen können Ärzte die Ursache für den Schmerz nicht ausmachen.

Beteiligte Fachgesellschaften und Berufsverbände

  • Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC)
  • Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU)
  • Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU)
  • Berufsverband Deutscher Neurochirurgen e.V. (DGNC)
  • Deutsche Wirbelsäulengesellschaft e.V. (DWG)
  • Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh)
  • Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie e.V. (DGORh)
  • Deutsche Gesellschaft für Manuelle Medizin e.V. (DGMM)
  • Berufsverband Deutscher Neurochirurgen e.V. (BDNC)
  • Interdisziplinäre Gesellschaft für orthopädische/unfallchirurgische und allgemeine
    Schmerztherapie e.V. (IGOST)
  • Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU)
  • Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. & Patientenvertreter
  • Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V. (DVE)
  • Deutsche Röntgengesellschaft e.V. (DRG)

Weitere Informationen


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. , 06.02.2018 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…