Neuer Behandlungsansatz für Alzheimer

Forscher wollen spezialisierte Zellen des Immunsystems nutzen

 

Berlin (16. August 2011) – Einer Forschergruppe der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Universitätsklinik Freiburg gelang es erstmals zu dokumentieren, wie das Immunsystem selbst dem Fortschreiten der Alzheimer-Erkrankung entgegenwirken kann. Im Rahmen ihrer neurowissenschaftlichen Arbeit zeigten sie, dass bestimmten Fresszellen des Immunsystems, den sogenannten Makrophagen, dabei eine Schlüsselrolle zukommt. Darüber hinaus war es ihnen möglich zu demonstrieren, wie spezielle Signalstoffe, die sogenannten Chemokine, den Abwehrprozess vermitteln. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Journal of Neuroscience* veröffentlicht.

 

Prof. Josef Priller, Direktor der Neuropsychiatrie am Campus Charité Mitte, ist der Leiter der Forschungsgruppe. Die Arbeit wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Seit zehn Jahren untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die genaue Rolle der Makrophagen bei neurodegenerativen Erkrankungen. „Die Makrophagen können schädliche Ablagerungen im Gehirn, welche ursächlich für die Alzheimer-Erkrankung sind, reduzieren“, erklärt Prof. Priller.

Im Tiermodell konnte die Forschungsgruppe nun zeigen, welche bestimmte Untergruppe der Makrophagen für den Abbau der Ablagerungen zuständig ist. Entgegen früherer Lehrmeinung kann diese Abwehrreaktion nicht von den Immunzellen des Gehirns, den Mikroglia, übernommen werden, weil diese selber durch den Krankheitsprozess geschädigt werden. Stattdessen wandern spezialisierte Makrophagen, die ihren Ursprung im Knochenmark haben, ein und entfernen die giftigen Ablagerungen. Den Befehl, sich zu spezialisieren und in das Gehirn einzuwandern, erhalten die Fresszellen in Form von bestimmten Signalstoffen. Ein spezielles Chemokin konnten die Forscher erstmals identifizieren.

Daraus ergibt sich ein ganz neuer Behandlungsansatz für die Alzheimer Erkrankung. „Wir hoffen, in Zukunft spezialisierte Fresszellen gezielt in das Gehirn einschleusen und so den Abbau der Alzheimer-Ablagerungen beschleunigen zu können“, sagt Prof. Priller. Die Forscher sind zuversichtlich, so den Ansatz für eine zellbasierte und nebenwirkungsärmere Therapie gefunden zu haben.

 

  • * Mildner et al.: Distinct and non-redundant roles of microglia and myeloid subsets in mouse models of Alzheimer`s disease. Journal of Neuroscience, August 2011, 11159 –11171.
    DOI:10.1523/JNEUROSCI.6209-10.2011

 

 


Quelle: Charité – Universitätsmedizin Berlin, 16.08.2011 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…