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Patientenschutz durch Hygiene
Bundesweite konzertierte Aktion startet mit Thema Händedesinfektion
Berlin (13. März 2008) – Mit dem wichtigen Thema Händedesinfektion in Klinik und Praxis startet jetzt die konzertierte Aktion ‚Patientenschutz durch Hygiene’. Dr. Klaus-Dieter Zastrow, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene und Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Hygieniker nannte Zahlen, die nachdenklich stimmen. Jahr für Jahr ereignen sich rund 800.000 Infektionen und mindestens 20.000 Todesfälle in deutschen Kliniken. Viele davon sind vermeidbar.
In der Zeit von 1990 bis 2007 konnten sich MRSA (Methicillin resistant Staphylococcus aureus) von zwei Prozent auf 32 Prozent ausbreiten. Während Anfang der 90er Jahre jährlich etwa 2.500 MRSA-Patienten in Krankenhäusern registriert wurden, sind es derzeit 45.000 MRSA-Patienten pro Jahr. „Das stellt die Krankenhäuser aber auch die Kostenträger vor ein Riesenproblem“, betonte Zastrow, „denn die Behandlung von Infektionspatienten ist teuer.“ Das hat inzwischen auch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) erkannt und als Folge zu später Reaktion eingeräumt. Getan werde aber noch viel zu wenig, um das Bewusstsein für Hygiene zu schärfen, unterstrich Zastrow. Dabei könnte viel Leid und Schmerz verhindert werden, würden die vermeidbaren Infektionen verhindert, ist sich Zastrow sicher.
Es seien keine wirklichen Ansätze zur Verbesserung der Krankenhaushygiene erkennbar. „Bevor 30 Jahre Untätigkeit fortgesetzt werden, haben der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC), die DGKH (Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene) und der BDH (Berufsverband Deutscher Hygieniker) die Initiative ergriffen, um die Situation zu Gunsten der Patientensicherheit zu verbessern. Wir starten mit dieser bundesweiten konzertierten Aktion mit dem Thema Händedesinfektion“, berichtete Zastrow. „Mit Händedesinfektion allein sind Krankenhausinfektionen aber nicht vermeidbar, denn sie ist nur eine von vielen erforderlichen Barriere-Maßnahmen zur Infektionsverhütung“.
„Die lang angelegte, gemeinsame Aktion der drei Gesellschaften wird die wichtigsten Hygienemaßnahmen in das Bewusstsein der Klinikmitarbeiter transportieren, wenn aber der Gesetzgeber die Krankenhäuser weiter allein lässt, wird das deutsche Gesundheitswesen in ein Desaster geraten“, prophezeit Zastrow.
Eine Vielzahl von früheren Bemühungen habe nicht zum Erfolg geführt. So wurde 1997 ein Surveillance-System (KISS-System) eingeführt, dass in einem Zeitraum von zehn Jahren nicht eine Ursache für Krankenhausinfektionen aufgedeckt hat. In 18 „Empfehlungen zur Infektionsprävention in Pflege, Diagnostik, Therapie, Reinigung, Desinfektion, Sterilisation und in Betriebs-Organisation in speziellen Bereichen“ ist keine einzige für die Praxis verwertbare Erkenntnis zur Vermeidung nosokomialer Infektionen von den Autoren des KISS-Systems eingegangen.
„Außerdem ist keineswegs sicher, dass KISS zu einer Prozess-Verbesserung auf den Stationen überhaupt führt: Eine Befragung auf allen an KISS teilnehmenden Intensivstationen führte zu der Schlussfolgerung, dass „auf vielen deutschen Intensivstationen … evidenzbasierte Empfehlungen nicht implementiert“ sind. So lag auf 16 Prozent der Stationen kein schriftlich fixierter Standard für die ZVK-Anlage vor, 37 Prozent wechselten die Zentralen Venenkatheter (ZVK) routinemäßig in festen Abständen, fünf Prozent der Intensivstationen legten nie einen suprapubischen Katheter berichtet Prof. Walter Popp, Leiter Krankenhaushygiene Universitätsklinik Essen. „Angesichts derartiger Daten nach jahrelanger KISS-Erfassung fragt man sich, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, die aufgebrachte Zeit in Maßnahmen der Prozessqualität zu stecken anstatt in Messungen angeblicher Ergebnisqualität“, fragt Popp.
Die Konzertierte Aktion Patientenschutz durch Hygiene startet bundesweit mit dem Schwerpunkt der Händehygiene, der selbstverständlichen Grundlage, die eigentlich jeder beherrschen sollte. Mit diesem ersten Schritt beginnt die langfristig angelegte, bundesweite Aktion zur Verbesserung des Hygienebewusstseins.