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Schlaf und Krankheit
17. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin
Leipzig 12.-14. November 2009
Leipzig (12. November 2009) – In einer Zeit, in der die Menschen durch die Fortschritte der modernen Medizin immer älter werden und gleichzeitig Patienten mit mehreren Grunderkrankungen ihre Ärzte vor immer neue diagnostische und therapeutische Herausforderungen stellen, haben wir das Kongressthema „Schlaf und Krankheit“ gewählt, um so zum interdisziplinären Austausch mit den anderen Subdisziplinen der Medizin anzuregen.
Nach Angaben des statistischen Bundesamtes zur Bevölkerungsentwicklung werden im Jahr 2020 in Deutschland über 18 Millionen Bürger über 65 Jahre alt sein. Eine Analyse der Altersverteilung aller Patienten, die in den Jahren 2004 und 2005 im Schlaflabor der Universität Leipzig aufgenommen wurden, ergab, dass ca. 45 % der Patienten zwischen 60 und 75 Jahre und ca. 5 % sogar über 75 Jahre alt waren. Wenn eine Untergruppe von 100 dieser Patienten mit einem Durchschnittsalter von 70 Jahren hinsichtlich ihrer Begleiterkrankungen betrachtet wird, so besteht mit durchschnittlich 5 + 2 Nebenerkrankungen (maximal zählten wir 13 Begleiterkrankungen) eine Multimorbidität. Mehr als ¾ aller Patienten hatten kardiopulmonale und Erkrankungen des Stoffwechsels wie z.B. Diabetes mellitus. Zusätzlich spielten bei ca. 20-25 % eine eingeschränkte Beweglichkeit durch orthopädische Leiden und eine eingeschränkte Kommunikation durch Seh- und Hörminderung eine Rolle. Neurologische und psychiatrische Begleiterkrankungen fanden wir bei einem Fünftel aller Patienten. Ebenso war die Tendenz, mehrere Schlafstörungen gleichzeitig zu haben (= schlafmedizinische Multimorbidität) deutlich stärker als bei den jüngeren Patienten ausgeprägt. Für die Behandlung von schlafbezogenen Atmungsstörungen mit einer Maskentherapie stellen deshalb multimorbide ältere Patienten eine Herausforderung dar. Eine Pharmakotherapie von Schlafstörungen bei älteren multi-morbiden Patienten erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit aller behandelnden Ärzte, um den vielfältigen Nebenwirkungen und Interaktionen von Medikamenten Rechnung zu tragen. Der Kongress soll hier neue Impulse geben und anregen, fächerübergreifend neue Fragestellungen interdisziplinär zu bearbeiten.
Zunehmend wird in der Organmedizin auch dem Schlaf bei den verschiedensten Erkrankungen mehr Aufmerksamkeit geschenkt. So wurden in Studien bei rheumatischen Erkrankungen Zusammenhänge zwischen der Entzündungsaktivität, dem Auftreten bestimmter Zytokine sowie dem Vorhandensein von Schlafstörungen und Depressionen gefunden. In einer eigenen Befragung von 300 Sarkoidosepatienten aus ganz Deutschland gaben 62 % eine erhöhte Tagesschläfrigkeit in der Epworth-Sleepiness Scale an. Es ist also von großer Bedeutung, dass auch in den anderen Subdisziplinen der Medizin nach einer gestörten Tagesbefindlichkeit oder einer Schlafstörung aktiv gefragt wird und dann eine adäquate Behandlung erfolgt, um so die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
Gleichzeitig sollen Schlafen und Wachen auch in ihrer Wechselwirkung mit moderner Diagnostik und Therapie betrachtet werden. Über die Prävalenz von Schlafstörungen bei kritisch kranken Patienten gibt es in der Literatur keine genauen Angaben, da eine große Kohortenstudie fehlt. Genauer untersucht wurden einzelne Patientengruppen- wie z.B. Patienten nach kardiochirurgischen Eingriffen, Patienten mit Sepsis oder mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung. So konnten das Fehlen von REM-Schlaf und ein deutlich verminderter Anteil von Tiefschlaf bei Patienten nach herzchirurgischen Eingriffen polysomnografisch gesichert werden. In einer prospektiven Kohortenstudie an 20 Patienten mit mildem bis moderatem Lungenschaden unter Beatmung wurde durch Polysomnografie festgestellt, dass nur bei acht Patienten eine Schlafarchitektur mit Schlafepisoden am Tag und in der Nacht identifiziert werden konnte. Es dominierte eine schwere Fragmentation des Schlafes infolge häufiger Mikroweckreaktionen und tatsächlichem Erwachen.
Neben der Grunderkrankung, speziellen Behandlungsformen (wie operativer Eingriff oder mechanische Beatmung) und dem Auftreten von Schmerz müssen bei kritisch Kranken zusätzlich die Auswirkungen von Lärm und Stress durch die Umgebung (z.B. einer Intensivstation) und die Interaktionen einer Vielzahl von Medikamenten berücksichtigt werden. Hier besteht in der nächsten Zeit noch großer Forschungsbedarf.
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin anlässlich der 17. Jahrestagung (12.-14.11.2009 in Leipzig) vom 12.11.2009.