Stillende Mütter haben ein vermindertes Risiko für Typ-2-Diabetes

 

Potsdam-Rehbrücke (5. Mai 2014) – Wie Daten der Potsdamer EPIC*-Studie nun zeigen, haben Frauen, die gestillt haben, im Vergleich zu Frauen, die nicht gestillt haben, ein um ca. 40 Prozent verringertes Risiko, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken. In der Studie durchgeführte Biomarker-Analysen weisen zudem darauf hin, dass eine lange Stillzeit mit einem langfristig verbesserten Stoffwechselprofil der Mutter einhergeht. Die Wissenschaftler um Susanne Jäger und Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) publizierten ihre Ergebnisse jetzt in der Fachzeitschrift Diabetologia (S. Jäger et al. 2014; DOI 10.1007/s00125-014-3247-3).

 

An der Studie waren neben Wissenschaftlern des DIfE und des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrums München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen − beide Verbundpartner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e. V. (DZD) − auch Forscher des Robert Koch-Instituts und der Charité in Berlin beteiligt.

In der vorliegenden Untersuchung werteten die Forscher die Daten von 1.262 Müttern aus, die sie im Rahmen der Potsdamer Langzeit-Beobachtungsstudie zwischen 1994 und 2005 erhoben hatten. Die Daten zur Stilldauer und zum Lebensstil erfassten die Epidemiologen mit Hilfe von Fragebögen. Zudem entnahmen sie zu Studienbeginn Blutproben und ermittelten die Körpermaße der Studienteilnehmerinnen durch direkte Messungen. Die Blutproben untersuchten sie hinsichtlich verschiedener Biomarker, die Rückschlüsse auf den Fett-, den Leber- und den Zuckerstoffwechsel sowie Entzündungsprozesse im Körper geben. Ziel war es, hierdurch Informationen über Stoffwechsel-Mechanismen zu erhalten, die dem beobachteten Zusammenhang zwischen Stillen und Typ-2-Diabetes zugrunde liegen.

Wie die Forscher beobachteten, ist Stillen mit einem verminderten Risiko der Mutter für Typ-2-Diabetes verbunden und dies unabhängig vom sozialen Status und dem Lebensstil. Der zu Beginn der Studie ermittelte Body-Mass-Index** der Frauen, im Durchschnitt 20 Jahre nach der Geburt des letzten Kindes erhoben, konnte die beobachtete Risikobeziehung nach den vorliegenden Studiendaten nur zum Teil erklären. Die Biomarker-Analysen deuten darauf hin, dass längere Stillzeiten neben einem günstigen Einfluss auf das Körpergewicht auch mit einem verbesserten Stoffwechselprofil verbunden sind. So hatten Frauen, die lange gestillt haben, im Schnitt niedrigere Blutfettwerte und höhere Adiponectin-Spiegel. Adiponectin ist ein vom Fettgewebe freigesetztes Hormon, das sich günstig auf den Fett- und Zuckerstoffwechsel auswirkt, indem es beispielsweise die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen verbessert.

„Dieses spräche dafür, dass Stillen sowohl das Körpergewicht als auch die Stoffwechsellage des Körpers verbessert, die wiederum das Risiko der stillenden Mütter für Typ-2-Diabetes verringert. Befunde anderer Untersuchungen stützen unsere Studienergebnisse“, sagt Matthias Schulze, der die Untersuchung leitete. „Stillen ist also nicht nur gut für die Kinder, auch die Mütter profitieren davon“, ergänzt Susanne Jäger, Erstautorin der Studie.

 

 

 

Hintergrundinformationen

 

  • * EPIC: European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. Die EPIC-Studie ist eine prospektive Studie, die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht. An der EPIC-Studie sind 23 administrative Zentren in zehn europäischen Ländern mit insgesamt 519.000 Studienteilnehmern im Erwachsenenalter beteiligt. Die Potsdamer EPIC-Studie ist mit mehr als 27.000 Teilnehmern ein Teil der EPIC-Studie.
  • ** Der Body-Mass-Index (BMI) ist ein Wert, um das Körpergewicht eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße zu bewerten. Die Formel für den BMI lautet: BMI = Körpergewicht in kg/(Körperlänge in m)2

 

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) ist ein nationaler Verbund, der Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung bündelt und Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung im Sinne der translationalen Forschung verzahnt. Mitglieder sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke, das Paul Langerhans Institut des Carl Gustav Carus Universitätsklinikums Dresden und das Institut für Diabetesforschung und metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrums Münchens an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Ziel des DZD ist es, Antworten auf offene Fragen in der Diabetesforschung zu finden und einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung von Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Näheres unter http://www.dzd-ev.de

Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsbedingter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Forschungsschwerpunkte sind dabei Adipositas (Fettsucht), Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten DZD.

Die Leibniz-Gemeinschaft vereint 89 Einrichtungen, die anwendungsbezogene Grundlagenforschung betreiben und wissenschaftliche Infrastruktur bereitstellen. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Einrichtungen rund 17.200 Menschen – darunter 8.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – bei einem Jahresetat von insgesamt knapp 1,5 Milliarden Euro. Die Leibniz-Gemeinschaft zeichnet sich durch die Vielfalt der in den Einrichtungen bearbeiteten Themen und Disziplinen aus. Die Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft bewahren und erforschen das natürliche und kulturelle Erbe. Darüber hinaus sind sie Schaufenster der Forschung, Orte des Lernens und der Faszination für die Wissenschaft. Näheres unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de

 

 

Weitere Informationen

 

 


 

Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, 05.05.2014 (tB).

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