71st Scientific Sessions der American Diabetes Association (ADA) in San Diego, Kalifornien

Neue Daten: Switch von anderen Inkretin-basierten Antidiabetika auf Liraglutid ist oft lohnenswert

 

SAN DIEGO, USA / Mainz, 8. August 2011 – In zwei Studien, die bei der 71. Jahrestagung der American Diabetes Association (ADA) in San Diego, Kalifornien, vorgestellt worden sind, ließ sich mit Liraglutid bei einer Reihe von Patienten mit Typ 2 Diabetes ein HbA1c-Wert unter 7,0 Prozent erreichen – selbst dann, wenn diese Patienten zuvor unter Exenatid oder Sitagliptin das Therapieziel verfehlt hatten. Das Behand-lungsziel eines HbA1c-Wertes unter 7,0 Prozent mit gleichzeitiger Gewichtsabnahme erreichten die Patienten unter Liraglutid (1,8 mg) mit höherer Wahrscheinlichkeit als unter Sitagliptin bzw. Exenatid, zeigt eine gepoolte Analyse der Daten aus beiden Studien.5

 

Alle drei Wirkstoffe, die beiden GLP-1 Agonisten Liraglutid und Exenatid sowie der DPP-IV Inhibitor Sitagliptin, entfalten ihre Wirkung über das Inkretinsystem, erinnerte Prof. Dr. Bernard Zinman, Toronto, Kanada, bei einer Veranstaltung während des Kongresses. Dieser Wirkansatz hat bei allen drei Substanzen den Vorteil eines geringen substanzeigenenen Hypoglykämie-Risikos. Doch es gibt auch klinisch bedeutsame Unterschiede zwischen den drei Inkretin-basierten Therapien, etwa in der Effektivität der HbA1c-Senkung, beim Körpergewicht und im Nebenwirkungsprofil, wie randomisierte Direktvergleiche zwischen Exenatid und Liraglutid sowie zwischen Sitagliptin und Liraglutid* gezeigt haben.1,2 Die Substanzen waren in diesen Studien jeweils zusätzlich zu Metformin oder Sulfonylharnstoff gegeben worden.

 

 

Jeder Dritte erreichte nach Umstellung auf Liraglutid das Therapieziel

 

Nach dem Studienende wechselten die im Sitagliptin- bzw. Exenatid-Arm randomisierten Patienten ebenfalls auf Liraglutid. Durch den Wechsel von Exenatid (2 x tgl.) auf Liraglutid (1,8 mg, 1 x tgl.) wurde bei vielen Patienten eine weitere Senkung des HbA1c-Wertes erreicht (-0,3 bis -0,8 Prozent), berichtete Zinman. Etwa ein Drittel der Patienten, die zuvor unter Exenatid das HbA1c-Ziel der ADA (unter 7,0 Prozent) nicht erreicht hatten, schafften dies nach der Umstellung auf Liraglutid.3

 

Bei den Patienten, die am Ende der Vergleichsstudie Sitagliptin vs. Liraglutid von dem DPP-IV Inhibitor auf Liraglutid (1,2 oder 1,8 mg) wechselten, wurde ebenfalls eine weitere Senkung des HbA1c-Wertes erzielt. Die Responderquote (HbA1c < 7,0 Prozent) stieg von zuvor knapp 30 Prozent unter Sitagliptin auf 49,2 bzw. 50 Prozent unter den beiden Liraglutid-Dosierungen. Zusätzlich konnten die Patienten mit Typ 2 Diabetes nach dem Wechsel ihr Körpergewicht weiter reduzieren: um 1,6 kg (Liraglutid-Dosis 1,2 mg) bzw. 2,5 kg (Dosis 1,8 mg).4

 

 

Mehr Patienten erreichten HbA1c-Ziel und verloren an Gewicht

 

Wie Zinman weiter berichtete, zeigen die gepoolten Daten beider Studien, dass die Patienten unter Liraglutid 1,8 mg mit höherer Wahrscheinlichkeit das Behandlungsziel eines HbA1c unter 7 Prozent mit Gewichtsabnahme erreichten als unter Sitagliptin bzw. Exenatid.5 Der Unterschied zu Sitagliptin sei wohl der viel stärkeren Stimulation der GLP-1-Rezeptoren durch das GLP-1 Analogon im Vergleich zum DPP-IV Inhibitor zu verdanken; während der Unterschied zu Exenatid wohl auf der längeren Wirkdauer und der stärkeren Reduktion des Nüchternblutzuckers durch Liraglutid beruhe. Das geringe substanzeigene Hypoglykämierisiko unter allen drei Inkretin-basierten Therapien bestätigte sich in den Studien.

 

„Diese Ergebnisse sind ermutigend“, sagte Prof. Dr. Mads Krogsgaard Thomsen, Chief Science Officer bei Novo Nordisk. Er erinnerte daran, dass es sich beim Typ 2 Diabetes um eine progressive Erkrankung handelt, deren Fortschreiten vor allem durch den zunehmenden Verlust der Betazell-Funktion und den damit einhergehenden Insulinmangel getriggert wird. Dies mache eine ständige Intensivierung der Therapie notwendig.

 

Basisdaten der großen Beobachtungsstudie Achieve mit über 66 500 Patienten mit Typ 2 Diabetes in 28 Ländern belegen, dass die Ausgangs-HbA1c-Werte im Mittel bei 9 bis 10 Prozent liegen.6 „Die unzureichende Glucosekontrolle ist ein weltweites Problem“, sagte Krogsgaard Thomsen. Hypoglykämien seien häufig der limitierende Faktor bei der Optimierung der Glucosekontrolle.

 

 

Therapeutischer Stellenwert wird auch im Hinblick auf Insulin geklärt

 

Eine weitere beim Kongress vorgestellte randomisierte Studie hat einen neuen Therapiealgorithmus geprüft: Die sequentielle Intensivierung der Therapie durch zusätzliche Gabe von zunächst Liraglutid und dann Insulindetemir zu Metformin. Die Studienteilnehmer erhielten zunächst Metformin plus Liraglutid (1,8 mg). Nach dieser 12-wöchigen Run-In-Phase hatten bereits über 60 Prozent der Patienten einen HbA1c-Wert unter 7 Prozent erreicht, die mittlere HbA1c-Abnahme betrug 1,3 Prozentpunkte. Gleichzeitig hatten die Patienten im Schnitt 4,4 kg abgenommen.7

 

Von denjenigen, die über dem Ziel-HbA1c blieben, wurde bei der Hälfte nach 26 Wochen randomisiert zusätzlich Insulindetemir gegeben. Dadurch besserte sich das HbA1c nochmals um 0,5 Prozentpunkte, berichtete Zinman auf der Veranstaltung. 43 Prozent dieser Patienten erreichten das Therapieziel, im Vergleich zu 17 Prozent bei Weiterbehandlung mit Liraglutid plus Metformin. Das unter Liraglutid reduzierte Gewicht konnte dabei trotz additiver Insulintherapie gehalten werden.

 

Zinman wies darauf hin, dass die Kombination von Liraglutid mit Insulin bislang nicht zugelassen ist. Solche Studien dienten aber dazu, den „Stellenwert der GLP-1 Analoga in der Therapie des Typ 2 Diabetes besser zu klären“.

 

 

Hoffnung auf kardiovaskuläre Prognose-Verbesserung

 

GLP-1 Analoga haben neben ihrer glucosesenkenden Wirkung zusätzliche Effekte, die sich auch günstig hinsichtlich des kardiovaskulären Risikoprofils der Patienten auswirken könnten, betonte Prof. Dr. Alan J. Garber, Houston, Texas. So erleichtern sie den Patienten in der Regel die Gewichtsreduktion, da sie Appetit und Sättigungsgefühl beeinflussen.8 Ebenso wurden Besserungen bei kardiovaskulären Risikofaktoren beobachtet. Das Inkretin kann die links-ventrikuläre Funktion bei Herzpatienten bessern9, auch werden systolischer Blutdruck und die Endothelfunktion günstig beeinflusst10, so Garber. Inflammatorische Biomarker wie BNP, hsCRP und Aponectin besserten sich unter Behandlung mit GLP-1 Analoga.10,11

 

Mit LEADER™** läuft derzeit eine große randomisierte prospektive Studie, die den günstigen Einfluss von Liraglutid auf kardiovaskuläre Endpunkte belegen soll.

 

 

Anmerkungen

 

  • * Es ist nach Einschätzung der Autoren der Studie nicht ausgeschlossen, dass das Ergebnis zur Gewichtsver-änderung durch das offene Studiendesign beeinflusst werden könnte. So könnten die Patienten unterschiedliche Erwartungen an die Gewichtsveränderung aufgrund der unterschiedlichen Behandlungen gehabt und daher Empfehlungen zur Lebensweise unterschiedlich befolgt haben.
  • **LEADER = Liraglutide Effect and Action in Diabetes: Evaluation of Cardiovascular Outcome Results

 

 

Quelle

 

  • Bericht von den 71st Scientific Sessions der American Diabetes Association (ADA) 24. bis 28. Juni 2010 in San Diego, Kalifornien, Satellitensymposium “The evolving Role of GLP-1 Agonists in the Management of Type 2 Diabetes – an Evidence-based Update” und “Novo Nordisk Media Update”.

 

 

Literatur 

  1. Pratley R et al. Lancet 2010; 375: 1447-1456
  2. Buse JB et al. e Lancet 2009; 374: 39-47 (LEAD 6)
  3. Buse JB et al. Poster 1117-P, ADA 2011
  4. Pratley R et al. Poster 1119-P, ADA 2011
  5. Zinman B et al. Poster 1055, ADA 2011
  6. Soewondo P et al. Poster 1045-P, ADA 2011
  7. Rosenstock J. Oral Presentation 276-OR, ADA 2011
  8. Vilsboll T et al. Diabetes Care 2007; 30(6): 1608-1610
  9. Nikolaidis et al. Circulation 2004; 109(8): 962-965
  10. Monami M et al. Exp Doabeets Res 2011; 2011: 215764
  11. Bunck MC et al. Diabetes Care 2009; 32(5): 762-768

 

 

Über Novo Nordisk

 

Novo Nordisk ist ein international tätiges und forschendes Unternehmen der Gesundheitsbranche mit einer weltweit führenden Position in der Diabetesversorgung. Dem ganzheitlichen Anspruch „Changing Diabetes® – Diabetes verändern“ entsprechend werden alle Produkte und Aktivitäten in größtmöglicher Verantwortung für Patienten, Ärzte und Gesellschaft konzipiert. Daneben hält Novo Nordisk führende Stellungen in den Bereichen Blutgerinnung (Hämostase), Wachstumshormon- und Hormonersatztherapie. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Dänemark beschäftigt weltweit etwa 30.900 Mitarbeiter in 76 Ländern, davon rund 600 in Deutschland. Seine Produkte werden in 179 Ländern vertrieben. Als Aktiengesellschaft ist Novo Nordisk an den Börsen von Kopenhagen und New York gelistet. Weitere Informationen unter www.novonordisk.de

 

 


Quelle: Novo Nordisk, 08.08.2011  (3K Agentur für Kommunikation) (tB).

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