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Thema „Mangelernährung in Deutschland“ findet kaum Beachtung
Hamburg / Erlangen (4. Februar 2008) – Im Rahmen einer umfassenden Studie beziffert die Strategieberatung Cepton die zusätzlichen Kosten, die für das Deutsche Gesundheitssystem durch Mangelernährung entstehen, auf 9 Mrd. €. Noch findet das Thema "krankheits- und ernährungsbedingte Mangelernährung" jedoch wenig Raum in der öffentlichen Diskussion. Das Thema Mangelernährung ist – im Gegensatz zum Volksleiden Übergewicht – weitestgehend unbekannt. Die Münchner Beratungsfirma Cepton legt jetzt erstmals eine umfassende Analyse der Fakten zu diesem Themenbereich vor, anhand derer sie ein ökonomisches Rechenmodell entwickelt hat. Dieses ruht auf den Kostenberechnungen der Mangelernährung im Krankenhaussektor, in der ambulanten Pflege und bei der ärztlichen Behandlung. Es bildet damit die gesundheitspolitischen Sektoren ab, in denen Mangelernährung eine gewichtige Rolle spielt.
Die angewandten Schätzmodelle stützen sich auf die umfassende Untersuchung der Verbreitung von Mangelernährung in Deutschland (German hospital malnutrition study, Pirlich et al). Die Berechnung der durch Mangelernährung verursachten Kosten im Krankenhaus berücksichtigt beispielweise die längere Verweildauer mangelernährter Patienten. Diese lag in der Studie im Durchschnitt um 42,5 Prozent höher als bei adäquat ernährten Patienten.
Mangelernährung – oft unterschätzt
Je nach Grunderkrankung leidet jeder zweite bis fünfte Krankenhauspatient an Mangelernährung. Bei den geriatrischen Patienten sind es nach der zitierten Studie mehr als die Hälfte. Jedoch wird in der breiten Öffentlichkeit Mangelernährung immer noch mit magersüchtigen Essgestörten oder Hungersnöten in Dritte-Welt-Ländern assoziiert und abgetan. Dramatischer und darum wichtiger scheint in unserer Gesellschaft das Problem Übergewicht (Adipositas) zu sein. Zum Vergleich: Knapp die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung gilt als übergewichtig. Damit verbunden sind Kosten, indirekte volkswirtschaftliche Effekte eingeschlossen, von etwa 14 Mrd. €. Mangelernährung mit den berechneten 9 Mrd. € zusätzliche Kosten ist noch nicht „en vogue“.
Der mangelernährte Mensch tritt öffentlich nicht in Erscheinung
In Deutschland tritt Mangelernährung – sei sie krankheits- oder ernährungsbedingt – nicht im täglichen Leben auf: Sie betrifft Menschen, die nicht mehr aktiv am öffentlichen Leben teilnehmen, die in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder Altenheimen leben. Des Weiteren wird Mangelernährung nicht als isoliertes Problem wahrgenommen, weil sie, gerade bei einer Erkrankung, im Zusammenhang mit weiteren Symptomen auftritt.
Ernährung ist nicht nur ein menschliches Grundbedürfnis, sondern trägt ebenso einen wichtigen Teil zur Genesung bei. Sie ist ein wesentlicher Part ganzheitlicher Medizin. Momentan ist bei deutschen Patienten ein Trend erkennbar, der auch der Ernährung im Rahmen therapeutischer Maßnahmen eine stärkere Bedeutung zukommen lässt.
Mangelernährung in Deutschland – Eine Studie der Cepton Strategies, 2007
Die gesundheitsökonomische Untersuchung wurde von Cepton herstellerneutral auf Basis wissenschaftlicher Untersuchungen und statistischer Daten durchgeführt. Pfrimmer Nutricia unterstützte das Projekt ideell und materiell, ohne Einfluss auf das Ergebnis zu nehmen.
Zielsetzung: Die Ergebnisse sollen die Aufmerksamkeit auf das unterschätzte Problem der Mangelernährung lenken und den potentiellen Nutzen-Beitrag klinischer Ernährungskonzepte als einen Lösungsansatz aufzeigen.
Studiendesign und Methodik: Die Analyse basiert auf mehr als 400 Studien und wissenschaftlichen Publikationen, deren Ergebnisse relevant für eine gesundheitsökonomische Auswertung sind (Einzelstudien, Meta-Analysen und klinische Leitlinien). Dieses Material wurde in über 60 Expertengesprächen vertieft, diskutiert und gewichtet. So konnten in die Analyse die Erfahrungen der Teilnehmer einfließen und weitergehende empirische Aussagen getroffen werden.
Durchführungszeitraum: Januar bis Mai 2007. Erste Ergebnisse wurden auf dem Hauptstadtkongress 2007 in Berlin vorgestellt.
„Mangelernährung wird in den europäischen Ländern nach wie vor nicht ausreichend wahrgenommen, nicht ausreichend erkannt und nicht ausreichend behandelt.“ (Jahreskonferenz der European Nutrition for Health Conference 2006)