PFLEGE
AWARDS
Forschergeist gefragt: 14. Novartis Oppenheim-Förderpreis für MS-Forschung ausgelobt
FernstudiumCheck Award: Deutschlands beliebteste Fernhochschule bleibt die SRH Fernhochschule
Vergabe der Wissenschaftspreise der Deutschen Hochdruckliga und der Deutschen Hypertoniestiftung
Den Patientenwillen auf der Intensivstation im Blick: Dr. Anna-Henrikje Seidlein…
Wissenschaft mit Auszeichnung: Herausragende Nachwuchsforscher auf der Jahrestagung der Deutschen…
VERANSTALTUNGEN
Wichtigster Kongress für Lungen- und Beatmungsmedizin ist erfolgreich gestartet
Virtuelle DGHO-Frühjahrstagungsreihe am 22.03. / 29.03. / 26.04.2023: Herausforderungen in…
Pneumologie-Kongress vom 29. März bis 1. April im Congress Center…
Die Hot Topics der Hirnforschung auf dem DGKN-Kongress für Klinische…
Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2023 startet am 14.3.
DOC-CHECK LOGIN
Wahrnehmungsrückgang im Lebensalter
Mannheim (4. Januar 2011) – Wissenschaftler haben jetzt einen Zusammenhang nachgewiesen zwischen der Wirtschaftslage bei der Geburt eines Menschen und seinen kognitiven Fähigkeiten im Alter. Demnach wirken sich bei Menschen, die während einer Rezession geboren sind, in späteren Jahren schwere Rückschläge stärker auf die geistige Erkenntnisfähigkeit aus als bei Kindern aus Boom-Zeiten. Die Ergebnisse sind in der jüngsten Ausgabe des „Economic Journal“ veröffentlicht.
Die Forschung Professor van den Bergs und seiner Kollegen zeigt: Menschen die eine schwere Krise wie den Tod eines Elternteils, eines Geschwisters oder eines Enkelkindes erlebt oder die eine schwere Krankheit, wie einen Schlaganfall, erlitten haben, leiden in der Folge unter einem deutlichen Rückgang ihrer kognitiven Fähigkeiten. Die Auswirkungen sind dabei noch stärker, wenn die Betroffenen in einer schwierigen Konjunkturlage geboren wurden. Besonders stark ist dieser Effekt den Arbeiten van den Bergs zu Folge bei Frauen.
Was passiert mit unseren geistigen Fähigkeiten, wenn wir älter werden? Wie viele von uns werden unter zunehmender Vergesslichkeit, Konzentrationsschwäche, Formulierungsschwierigkeiten oder sogar unter Demenz und Parkinson leiden?
Auch wenn man aufgrund physiologischer Prozesse generell von einer Abnahme der Gehirnleistung mit zunehmendem Alter ausgeht, so gibt es doch enorme Unterschiede zwischen älteren Menschen. Manche bleiben ihr ganzes Leben lang geistig hoch leistungsfähig, während andere einen deutlichen Abbau ihrer geistigen Fähigkeiten erleiden. Sieht man von genetischen Faktoren jedoch ab, was ist verantwortlich für diese Variation?
Die bisherige Forschung gibt Hinweise, dass schwierige Lebensbedingungen während der Entwicklung des Gehirns in den ersten Lebensjahren sich auf kognitive Fähigkeiten im späteren Leben auswirken und unter Umständen zu neurologischen Erkrankungen führen, wie Demenz, Alzheimer und Parkinson. Zu den am meisten untersuchten Faktoren in den ersten Lebensjahren zählen Ernährung, Stress, Krankheiten oder die Belastung mit chemischen Schadstoffen.
Die neue Studie berücksichtigt nun den wirtschaftlichen Konjunkturverlauf, um die Bedingungen in der frühen Lebensphase der Menschen zu charakterisieren. Die grundlegende Idee dabei ist, dass die Geburt in einer Rezession unerwartete Einkommensausfälle und nachteilige wirtschaftliche Bedingungen in vielen Haushalten verursachen kann. Dies kann wiederum zu einer verschlechterten Ernährung, zu nachteiligen Wohnverhältnissen und zu einem vergrößerten Stressniveau in dem Haushalt führen.
Die Studie analysiert niederländische Langzeitdaten. Die Datenbasis – die Longitudinal Aging Study Amsterdam (LASA) – verfolgt die Entwicklung von mehr als 3000 Menschen, die zwischen 1908 und 1937 geboren wurden, über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren. Die kognitiven Fähigkeiten werden durch zwei häufig genutzte Indikatoren gemessen, um einzuschätzen, wie stark die kognitiven Leistungen bei älteren Menschen zurück gegangen sind und um zu erfassen, wie geistig flexibel die Probanden sind – wie gut sie also neue Informationen verarbeiten können, eine Eigenschaft, die besonders stark abhängig vom Alter ist.
Die Forscher vergleichen Menschen, die während ihres ersten Lebensjahres einer Rezession ausgesetzt waren, mit ähnlichen Personen, die in besseren wirtschaftlichen Zeiten geboren wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass Schlaganfälle verheerendere Auswirkungen zur Folge haben, wenn die Person während schlechter Wirtschaftsbedingungen geboren wurde – und dass auch die Fähigkeit, sich von Gehirnschlägen zu erholen, in solchen Fällen unwahrscheinlicher ist.
Diese Ergebnisse können nicht durch Unterschiede des individuellen Hintergrundes erklärt werden, wie dem Bildungsabschluss, vorübergehenden Krankheiten und anderen Bestimmungsgrößen des Sterblichkeits-Risikos. Die Effekte sind für Frauen stärker als für Männer.
Einschneidende Ereignisse im Leben älterer Menschen werden bereits von Pflegekräften beachtet und können als wichtiges Warnsignal einer künftigen Abnahme kognitiver Fähigkeiten dienen. Wenn, wie diese Forschungsarbeit zeigt, frühkindliche Lebensbedingungen einen Einfluss darauf haben, wie sich im späteren Leben Rückschläge auf Menschen auswirken, dann ist es wichtig, Menschen genauer zu beobachten, die von solchen Ereignissen betroffen sind und während schlechter Zeiten geboren wurden.
Notes for editors: ‘The Role of Early-life Conditions in the Cognitive Decline due to Adverse Events Later in Life’ by Gerard van den Berg, Dorly Deeg, Maarten Lindeboom and France Portrait is published in the November 2010 issue of the Economic Journal.
Quelle: Universität Mannheim, 04.01.2011 (tB).