Welt-Alzheimertag 2012

„Demenz: zusammen leben“

 

Berlin (21. September 2012) – Die Zahl der Demenzerkrankungen (davon zwei Drittel vom Typ Alzheimer) nimmt ständig zu, und die Zeit drängt. Das zeigen die neuesten Berechnungen. Etwa jeder Dritte über 90 ist betroffen. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Erkrankten von etwa 1,4 Millionen auf 3 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt. Der hohe und lange Pflegeaufwand macht sie zu einer der teuersten Krankheiten, deren Kosten weiter steigen werden.

 

Die Alzheimer-Gesellschaften wenden sich dieses Jahr weltweit unter dem Motto „Demenz: zusammen leben“ an die Öffentlichkeit. „Damit möchten wir sichtbar machen, dass es auf das Miteinander ankommt. Es gilt die Bedürfnisse und Wünsche von Menschen mit Demenz zu hören und das Erfahrungswissen der Angehörigen zu berücksichtigen, denn nur so ist eine individuelle Betreuung möglich. Betroffene und Angehörige profitieren von guter Beratung und dem Wissen der Fachleute. Gerade auch die Professionellen aus Medizin, Pflege und Therapie sollten sich austauschen und zusammenarbeiten“, so Heike von Lützau-Hohlbein, Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V.

„Menschen mit Demenz leben in Familien, in Wohngruppen oder Heimen, ebenso in Dörfern, Stadtvierteln, Nachbarschaften. Sie sind Mitglieder in Sport- und Musikvereinen. Deshalb geht Demenz nicht nur die betroffenen Familien und Professionelle, sondern alle Bürger an. Dafür müssen die Politiker die Rahmenbedingungen schaffen. Ein Schritt in diese Richtung wird jetzt mit der Schaffung der „Allianz für Menschen mit Demenz“ getan. Das kann aber nicht alles sein, wir brauchen bessere Rahmenbedingungen für die Pflege, dazu gehören ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff, weitere Entlastung der Angehörigen und eine vernünftige finanzielle Ausstattung auch für die professionelle Pflege.
Uns ist allen bewusst: Gute Pflege gibt es nicht umsonst! Unsere Sorge gilt den demenzkranken und anderen chronisch-kranken alten Menschen.“

“Bislang gibt es kein Medikament, das die Alzheimer-Krankheit heilen kann. Wann und ob überhaupt eine solche Arznei zur Verfügung stehen wird, lässt sich nicht vorhersagen“, so Frau Prof. Isabella Heuser, Charité Berlin, vom Vorstand der Hirnliga e. V.

“Die Forschung geht intensiv voran und es gibt vielversprechende Ergebnisse, aber auch Ernüchterungen, so ist etwa die Euphorie über eine baldig verfügbare ursachenbezogene Behandlung verflogen. Als Forscher können wir nur immer wieder dringend empfehlen, alle heute schon vorhandenen Möglichkeiten zur Vorbeugung und Behandlung zu nutzen. Bei einer frühzeitigen Diagnose und rechtzeitigem Beginn der Therapie ist es möglich, den Verlauf der Alzheimer-Krankheit positiv zu beeinflussen“, so Prof. Heuser weiter.

Dabei sollen Medikamente, nichtmedikamentöse Therapien und pflegerische Maßnahmen in einem therapeutischen Gesamtkonzept eingesetzt werden. Die Therapien bewirken eine Verlangsamung der Krankheitsentwicklung und ermöglichen den Betroffenen und ihren Angehörigen, über einen längeren Zeitraum in Selbstbestimmung und Würde zu leben. Durch eine deshalb später erfolgende Aufnahme in Pflegeheime werden zusätzlich noch Kosten gespart.

„Das Nebeneinander von Kranken- und Pflegekassen in Deutschland führt dazu, dass Demenz-kranke, gemessen an internationalen Standards, in Deutschland nicht angemessen behandelt werden“, so der Präsident der deutschen Alterspsychiater Prof. Dr. Hans Gutzmann.

„Solange die Politik die Alzheimer-Krankheit eher als pflegerisches Problem betrachtet und die Chancen, die eine medizinische Behandlung bietet, nicht erkennt, bleibt die Trennung zwischen Kranken- und Pflegekasse erhalten. Betriebswirtschaftlich ist es dabei für eine Krankenkasse nicht sinnvoll, eine Behandlung zu bezahlen, deren Nutzen – durch die erst später eintretende Pflegebedürftigkeit – die Pflegekasse hat. Deshalb bleibt das medizinisch Notwendige und volkswirtschaftlich Sinnvolle ungetan. Die im Frühjahr vorgelegte Liste zum krankenkasseninternen Finanzausgleich der Erkrankungsrisiken, der sogenannte Morbi-RSA, bestätigt das, was viele Kassenvertreter hinter vorgehaltener Hand bestätigen: Demenzerkrankungen sind für die Krankenkassen kein großer Kostenfaktor“, so Prof. Hans Gutzmann, Präsident der DGGPP. „Das ist verständlich, denn eine frühzeitige Diagnose, eine umfassende medikamentöse und nichtmedikamentöse Behandlung wird nicht durch das vorhandene System geför!
dert. So wird die notwendige Behandlung oft versäumt und die pflegenden Angehörigen tragen körperlich, seelisch und finanziell die Hauptlast, mit dem hohen Risiko, selbst zu erkranken.“

 

 

Hintergrund

 

Seit 1994 findet jeweils am 21. September der Welt-Alzheimertag statt, der von der Dachorganisation Alzheimer’s Disease International (ADI) mit Unterstützung der WHO initiiert wurde, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Alzheimer-Krankheit und andere Formen der Demenz-Erkrankungen zu richten.

 


 

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, der DGGPP und der Hirnliga zum Welt-Alzheimertag 2012, 19.09.2012 (hB).

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