Quantitativ Sensorische Testung (QST)

Elektronisches Analysetool sichert hohe Qualität

 

München (9. September 2015) – Die Quantitativ Sensorische Testung (QST) erlaubt eine genaue Analyse der neuropathischen Schmerzsymptomatik. Mit der Zertifizierung zeigen QST-Labore, dass die QST nach standardisierten Kriterien des Deutschen Forschungsverbundes Neuropathischer Schmerz e.V. (DFNS) erfolgt. Ein entscheidendes Qualitätsmerkmal stellt das gesunde Probandenkollektiv dar: Dank eines neuen elektronischen Algorithmus des DFNS lassen sich nun QST-Messfehler und Fehler beim Einschlussprozedere gesunder Probanden automatisch ermitteln. Bei fünf von 18 europäischen QST-Laboren ließen sich so im Zertifizierungsprozess Fehler analysieren – und die Qualität nachhaltig optimieren.


Um Patienten überhaupt von Gesunden unterscheiden zu können, sind in Studien und diagnostischen Verfahren wie der QST gesunde Probandenkollektive nötig. Die zentrale Datenbank des DFNS e.V. umfasst deshalb neben mehr als 2500 Patienten mit unterschiedlichen neuropathischen Schmerzbildern sowie deren QST-Messwerten auch eine Normdatenbank mit Referenzwerten von etwa 950 gesunden Probanden. „Die Analyse gesunder Probanden liefert uns entscheidende Hinweise auf die Qualität der QST-Messung. Mit unserer Datenbank können wir prüfen, ob die QST-Werte im normalen Referenzbereich liegen. Doch dieser Vergleich ist in der Praxis ein hochkomplexer Prozess, denn wie viele abnorme Werte sind eigentlich noch normal?“, so Jan Vollert, Ruhr Universität Bochum.


Analyse gesunder Probanden mit elektronischem Algorithmus

Die DFNS-Forscher rückten zur Beurteilung gesunder Probanden solch abnorme QST-Werte in den Fokus. Mittels 431 gesunden Probanden sowie 833 Patienten aus den Datenbanken des DFNS konnten Obergrenzen für die Anzahl abnormer QST-Werte definiert werden. Vollert: „Schließlich konnten wir auf Grundlage der binomialen Wahrscheinlichkeitsverteilung ein elektronisches Analysetool für gesunde Probanden entwickeln, das QST-Messfehler bzw. Fehler beim Einschlussprozess automatisiert ermittelt.“ Messfehler entstehen, wenn z.B. einzelne QST-Tests nicht standardisiert durchgeführt werden; Fehler beim Einschluss gesunder Probanden bedeutet, dass kranke Probanden als „gesund“ eingeschlossen wurden.


Qualitätssicherung der QST-Zertifizierung

Der Algorithmus ließ sich bei der Zertifizierung von 18 europäischen QST-Laboren mit Kollektiven von je 16 gesunden Probanden validieren. Mit einer Spezifität von 95 Prozent und einer Sensitivität von 60 Prozent deuten mindestens vier abnorme Werte pro Proband auf Fehler beim Einschlussprozedere hin, mindestens sechs abnorme QST-Werte weisen auf Messfehler hin. Prof. Rolf-Detlef Treede, Universität Heidelberg: „Wir konnten bei der Zertifizierung bei fünf von 18 QST-Laboren Einschluss- bzw. QST-Messfehler ermitteln. In den meisten Fällen konnten die Fehler direkt nachgeprüft und leicht behoben werden. Unser Analysetool hilft damit, die Qualität der QST-Labore zu optimieren.“


Standardisierung: QST – Schulung – Zertifizierung

Die standardisierte QST-Batterie des DFNS erfasst mit sieben Tests die Wahrnehmung und das Schmerzempfinden für Kälte, Wärme, feine und spitze Berührungen sowie Vibration und Druck auf der Haut. Sie liefert ein individuelles Sensibilitätsprofil des geschädigten Areals und erlaubt Aussagen, ob die Funktion dünner und/ oder dicker Nervenfasern geschädigt ist. Praktische QST-Schulungen sichern die standardisierte Anwendung. Seit 2008 wurden fast 90 QST-Zentren weltweit nach DFNS-Standard geschult. Die Zertifizierung eines QST
Labores dient der externen Qualitätssicherung anhand von Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität. Das Qualitätssiegel von Certkom e.V. wurde zusammen mit dem DFNS e.V. erarbeitet.


Literatur

 

  • Vollert J et al. (2015) Quality assurance for QST-laboratories: Development and validation of an automated evaluation tool for the analysis of declared healthy samples.Pain [Epub ahead of print]


Über den DFNS e.V.:

Ziel des Deutschen Forschungsverbundes Neuropathischer Schmerz e.V. (DFNS e.V.) ist, die medizinische Versorgung von Patienten mit Nervenschmerzen grundlegend zu verbessern. Im Fokus stehen die Optimierung einer qualitativ hochwertigen Diagnostik sowie der Therapie- und Versorgungsforschung neuropathischer Schmerzen. Der gemeinnützige Verein ist Nachfolger des DFNS, der von 2002 bis 2012 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde. Die Geschäftsstelle ist am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München angesiedelt.

 


Quelle: Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, 09.09.2015 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…