(v.l.n.r.): Dr. med. Leonard Habets, Inge Nadenau, Dr. Ruthmarijke Smeding, Prof. Dr. theol. Andreas Wittrahm u. Veronika Schönhofer-Nellessen. Photo: Grunenthal.de8. Nationale Aachener Hospiz- und Pallivgespräche

Sorgekultur und Wirtschaftlichkeit

 

Stolberg/Aachen (28. November 2013) – Das 8. Nationale gesundheitspolitische Aachener Hospiz- und Palliativgespräch rückte in diesem Jahr den ökonomischen Druck, der auf allen Beteiligten lastet, in den Fokus. Das Motto des Kongresses bringt es auf den Punkt: „Der Gesundheitsmarkt braucht Werte – Hospizliche und Palliative Haltung begegnen Wettbewerb und Kostendruck“. In den Plenumssitzungen und 4 Workshops wurde von den ca. 200 Teilnehmern und Referenten gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten für den auf Patienten, Mitarbeitern, Einrichtungen und Schnittstellen lastenden Umsetzungsdruck gesucht.


In den letzten Jahren wurde in der palliativen und hospizlichen Versorgung auch auf gesetzlicher Ebene viel Positives weiterentwickelt. Die spezialisierten Dienste und Einrichtungen sind Teil der Regelversorgung, und seit 2007 gilt der gesetzliche Anspruch aller in Deutschland Krankenversicherten auf die sog. spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV). Dem gegenüber stehen Kostendruck, Ressourcenknappheit und Fachkräftemangel, die den Anspruch an fachlich hochwertige und menschenwürdige Begleitung im Alltag erschweren oder auch verhindern. Diese Schere macht es in allen Bereichen des Gesundheitswesens und entsprechend auch in den Bereichen der palliativen und hospizlichen Arbeit grundlegend schwer, den beschriebenen Zielen und Versorgungsansprüchen gerecht zu werden.

Veronika Schönhofer-Nellessen, Leiterin der Servicestelle Hospiz für die Städteregion Aachen, wies einleitend auf den akuten Zeitmangel in der Versorgung hin, der es unmöglich mache, für die am Ende des Lebens unerlässliche Beziehungsarbeit personelle Ressourcen zur Verfügung zu stellen. „Zwang zu Wirtschaftlichkeit, Ökonomisierung und Kostendruck stehen der notwendigen Zuwendung, die Menschen am Ende ihres Lebens auch von ihrem Behandlungsteam zu Recht beanspruchen, gegenüber. Wenn 80 Pflegebedürftige von 2 Nachtwachen zu versorgen sind, ist keine Sterbekultur mehr möglich“, so Schönhofer-Nellessen zur aktuellen Ausrichtung des diesjährigen nationalen Hospizgesprächs.


Inge Nadenau, Leiterin des Hospizes im "Haus Hörn" in Aachen, gibt Schönhofer-Nellessen Recht: „Die Rahmenbedingungen sind in der Tat erschreckend. In den Pflegesatzverhandlungen erkennen wir sehr rasch die Grenzen dessen, was Kostenträger anerkennen möchten. Den daraus entstehenden Graben allein ehrenamtlich zu füllen, ist weder sinnvoll noch machbar. Für uns wird also die Frage nach der Lebensqualität derjenigen Menschen umso wichtiger, die in diesen sehr schwierigen Zusammenhängen – ob haupt- oder ehrenamtlich – arbeiten. Dabei sind Ehrenamtler in dieser Versorgungssituation extrem wichtig, denn sie bringen jenseits ihres persönlichen Engagements auch Aspekte des Alltagslebens in die Pflegesituation ein.“

Dr. Leonard Habets, 1. Vorsitzender von Home Care Aachen, weist vor allem auf die sprunghaft ansteigenden onkologischen Patientenzahlen hin: „Unter dem aktuellen Versorgungsdruck ist es zunehmend schwieriger, die notwendige Zuwendung zu gewährleisten. Ich empfinde die Situation als sehr drängend, und wir müssen uns hier um belastbare Netzwerke kümmern.“ Dabei könnten auch positive Aspekte der Kostenentwicklung ein Rolle spielen: „Die Erfahrung zeigt, dass es nicht nur für die Patienten sehr hilfreich, sondern auch für die Versorgungseffizienz positiv ist, wenn palliativmedizinische Kompetenz möglichst früh in den Behandlungsverlauf einbezogen wird.“ Hierzu, so Habets, gebe es inzwischen auch belastbare Studien.

Prof. Dr. Andreas Wittrahm, Bereichsleiter des Caritasverbandes Aachen, rückt vor allem die doppelte Bedeutung des Wertebegriffs in den Fokus: „Wir verwechseln oft wertvolle und werthaltige Arbeit. Hospizkultur ist aber immer auch eine Schenkungskultur. Sie ist wertvoll, ohne im landläufigen Sinne werthaltig zu sein. Dieses Spannungsfeld muss die Hospizbewegung klar erkennen, und sie muss hier auch weiter kompromisslos zweigleisig fahren, um sich selbst nicht preiszugeben“, so Wittrahms Apell, der sich auch an die haupt- und ehrenamtlichen hospizlichen Versorgungsprofis wendet.
Dr. Ruthmarijke Smeding, Leiterin der „Bildungswerkstatt Trauer Erschließen“ in Würzburg, betonte in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit, beispielsweise in einer Art Punktesystem auch ethische Grundwerte bilanzierend zu erfassen, um sie einer reinen Bilanz in Euro und Cent entgegenstellen zu können: „Wir müssen auf einer solchen Basis darauf achten, dass wir das Ehrenamt nicht schleichend aushöhlen und zu ‚Professionalität light’ degradieren. Das wäre der Tod des Ehrenamtes. Wir brauchen also auch mehr Wissen und Anerkennung der Professionellen zum Ehrenamt – und umgekehrt. Das ist ein Bildungsprozess, der dringend einsetzen müsste. Ein Bewertungssystem für Grundwerte absolut erforderlich, damit eine rein ökonomisch ausgerichtete Euro-Bewertung flankiert werden kann.“

Neben diesen übergeordneten Fragestellungen freuen sich die Ausrichter des Aachener Hospizgespräches, dass wieder ein Leuchtturmprojekt von Aachen aus in die Realisierungsphase gehen wird. Hierzu wurden als konkretes Praxisbeispiel die neue „Hospizstiftung Region Aachen“ und ihre Projekte vorgestellt. In dieser Mischung aus praktischer regionaler Arbeit und gesundheits- bzw. gesellschaftspolitischen Forderungen sieht Veronika Schönhofer-Nellessen letztlich auch die bundesweite Alleinstellung der Aachener Hospizgespräche: „Auch vom 8. Nationalen gesundheitspolitischen Aachener Hospiz- und Palliativgespräch sind wieder wichtige Impulse sowohl für die regionale Arbeit als auch für die bundespolitische Diskussion ausgegangen. Dies ist gerade jetzt, zu Beginn der neuen Legislaturperiode von besonderer Bedeutung“, so die Organisatorin abschließend.

Der bundesweite Kongress mit bis zu 400 Teilnehmern zu aktuellen Themen der hospizlichen wie palliativen Versorgung mit ca. 40 Experten aus Politik, Medizin, Pflege, Ehrenamt, Seelsorge und Wissenschaft findet seit 2006 einmal jährlich im Rahmen der Aachener Hospizgespräche statt. Die organisierende Servicestelle Hospiz für die StädteRegion Aachen wurde aus den Aachener Hospizgesprächen heraus ins Leben gerufen, um die Koordination der Hospizgespräche und des Netzwerkes zu übernehmen, Fortbildungen anzubieten, die Öffentlichkeitsarbeit weiterzuentwickeln und am Hospiztelefon zu beraten.

Ausgerichtet wurde die Veranstaltung von der Grünenthal GmbH.

 

 

Caritas-Gemeinschaftsstiftung für das Bistum Aachen

Die Caritas-Gemeinschaftsstiftung für das Bistum Aachen wurde im Sommer 2006 vom Diözesancaritasverband als rechtlich selbstständige kirchliche Stiftung zur Absicherung der sozial-caritativen Arbeit im Bistum Aachen gegründet. Zentrales Anliegen ist, das vielfältige Engagement der Aktiven in den über 1000 Einrichtungen und Diensten der Caritas im Bistum Aachen ideell und finanziell zu unterstützen. Inhaltlich orientiert sich die Stiftung mit ihrer Förderpraxis dabei an folgenden Aufgaben und Zielen: Stärkung von Kindern, Jugendlichen und Familien, Hilfen für alte, kranke und Menschen mit Behinderung, Bekämpfung von Armut und Integration von Randgruppen. Damit ihre Arbeit auch in Zukunft bedürftigen Menschen Sinn und Hoffnung schenken kann, fördert die Caritas-Gemeinschaftsstiftung vor allem neue Ideen in der Sozialarbeit und Hilfsformen mit Modellcharakter. Gefördert werden ebenso bewährte Ansätze und Maßnahmen, die mit Stiftungsmitteln zukunftsfähig ausgebaut werden können, insbesondere dort, wo öffentliche Mittel nicht oder nur beschränkt ausreichen. Mit ihrem Engagement will die Stiftung zu einer solidarischen, menschlicheren und gerechteren Gesellschaft beitragen. Mit Blick auf die für die Zielgruppen notwendigen sozialen und gesellschaftlichen Aufgaben möchte sie weitere Unterstützungskanäle in Gesellschaft, Kirche und Sozialstaat öffnen. Ein Anliegen ist es daher auch, privates Engagement für soziale Themen im Bistum Aachen insgesamt zu fördern und hierfür Caritas als Partner ins Gespräch zu bringen.

 

Weitere Informationen unter www.caritasstiftung-aachen.de


Grünenthal GmbH

Die Grünenthal Gruppe ist ein unabhängiges, international tätiges, forschendes Pharmaunternehmen im Familienbesitz mit Konzernzentrale in Aachen. Aufbauend auf ihrer einmaligen Kompetenz in der Schmerzbehandlung ist es das Ziel, das patientenzentrierteste Unternehmen und damit führend in Therapie-Innovation zu werden. Als eines der letzten fünf forschenden Pharmaunternehmen mit Konzernzentrale in Deutschland investiert Grünenthal nachhaltig in die Forschung und Entwicklung. Im Jahr 2012 betrugen die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen circa 26 Prozent des Umsatzes. Die Forschungs- und Entwicklungsstrategie Grünenthals konzentriert sich auf ausgesuchte Therapiegebiete und modernste Technologien. Den Schwerpunkt bildet die intensive Suche nach neuen Wegen, um Schmerzen besser, nachhaltiger und mit weniger Nebenwirkungen zu lindern. Die Grünenthal Gruppe ist in 26 Ländern weltweit mit Gesellschaften vertreten. Grünenthal-Produkte sind in mehr als 155 Ländern erhältlich, und heute arbeiten circa 4.400 Mitarbeiter weltweit für die Grünenthal Gruppe. Der Umsatz 2012 betrug 973 Mio €.

 

Weitere Informationen unter: www.grunenthal.de


Palliatives Netzwerk e.V.

 

2008 wurde das Palliative Netzwerk für die Region Aachen e.V. von 28 Institutionen und Diensten gegründet. Ziel des Palliativen Netzwerkes für die Region Aachen e.V. ist es, schwersterkrankten Menschen am Lebensende eine würdevolle und vernetzte Versorgung zuhause wie auch stationär zu ermöglichen. Dafür braucht es viele helfende Institutionen und Dienste im ambulanten wie stationären Bereich, die sich eng zusammenschließen, um ihre Ressourcen, Erfahrungen und Kompetenzen zu bündeln. Die Mitglieder des Vereins kommen aus allen Bereichen, die in der hospizlichen und palliativen Versorgung eine zentrale Rolle spielen: Palliativstationen, das stationäre Hospiz, Ambulante Hospizdienste, Home Care Aachen e.V., Hausärzte, Fachärzte, Rettungsärzte, Pflegedienste, Altenheime, Krankenhäuser, Seelsorge, Trauerbegleitung, Physiotherapeuten, Apotheken, Sanitätshäuser, Servicestelle Hospiz für die StädteRegion Aachen, Bestatterinnen und Bestatter, Krankenkassen, Kommune etc.

 

 

Weitere Informationen

 

 


 

Quelle: Grünenthal, 28.11.2013 (tB).

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