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Die aktuelle Versorgungslage Demenzkranker
Dr. Heiner Melchinger
Hannover (2. November 2010) – Weltweit werden immense Forschungskapazitäten mit dem Ziel eingesetzt, den Ursachen der Alzheimerdemenz näher zu kommen und kausale Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Mehrere interessante Therapieoptionen sind in der Erprobung, aber bis heute vermag noch niemand vorauszusagen, wann ein wirklicher Durchbruch in der Behandlung von Demenzen erreicht sein wird.
Von neuen Forschungsergebnissen, die in immer dichterer Folge berichtet werden, haben die heute lebenden Demenzkranken noch keinen Nutzen. Nach wie vor stellen zwei Substanzgruppen (Acetylcholinesterasehemmer und Memantine) die einzigen zur Verfügung stehenden Therapieoptionen dar. Diese Antidementiva haben bekanntlich nur eine begrenzte Wirkung. Unbestritten ist aber, dass der Einsatz dieser Medikamente eingebettet in ein multiprofessionelles Behandlungsprogramm, in dem demenzspezifische Kompetenzen von pflegerischen Berufen und von Berufen aus der Heil- und Hilfsmittelversorgung große Bedeutung haben, eine Zeit lang den kognitiven Verfall aufhalten oder zumindest verlangsamen können und damit den an Demenz Erkrankten und deren Angehörigen ein Mehr an Lebensqualität ermöglichen.
Legt man die in den Leitlinien der psychiatrischen/neurologischen Fachgesellschaften definierten Standards zur Diagnostik und Behandlung von Demenzen als Messlatte zugrunde, stellt sich die gegenwärtige Versorgungslage durch eine erhebliche Unter- und Fehlversorgung dar:
Bei weniger als 20 Prozent der Alzheimer‑Patienten wird eine leitliniengerechte Diagnostik durchgeführt. Insgesamt erhalten weniger als ein Drittel der Patienten einen Bandlungsversuch mit Antidementiva, demenzkranke Heimbewohner deutlich seltener als zu Hause gepflegte Patienten. Neuropsychiatrische Symptome der Demenz (Agitiertheit, Aggressionen, Wahnvorstellungen u.a.) werden häufig eher mit Neuroleptika behandelt. Darüber hinaus ist die Behandlung mit Antidementiva durch teilweise extreme, fachlich nicht begründbare regionale Disparitäten gekennzeichnet. Ob ein Demenzkranker einen Behandlungsversuch mit Antidementiva erhält oder nicht, kann von seiner Wohnregion abhängen.
Die Ursachen für die defizitäre Versorgungslage liegen in einer Gemengelage aus versorgungsstrukturellen Gegebenheiten (z.B. starre Zuständigkeitsgrenzen von Krankenund Pflegeversicherung), unterschiedlichen fachlichen Einschätzungen (z.B. bei der Bewertung des Nutzens von Antidementiva) und persönlichen Abwehrhaltungen.
Ein weiteres Problem liegt darin, dass die regional vorhandenen Hilfeangebote für Demenzkranke (von Beratungs-, Pflege- und Betreuungsangeboten bis hin zu Selbsthilfegruppen) den behandelten Ärzten meist nur ausschnittsweise bekannt sind und deshalb auch nicht in die Behandlung eingebunden werden können.
In dem Beitrag werden die vielfältigen Ursachen der unzureichenden Versorgungslage näher beleuchtet und daraus abgeleitet werden Strategien für eine nachhaltige Verbesserung der Versorgung vorgestellt.
Autor
Dr. Heiner Melchinger
Arbeitsbereich Versorgungsforschung
Diakoniekrankenhaus Henriettenstiftung Hannover
Klinik für Medizinische Rehabilitation und Geriatrie
30559 Hannover
Quelle: 33. Workshop des Zukunftsforums Demenz (Firma Merz Pharmaceuticals) zum Thema “Herausforderungen für die Pflege Demenzkranker: Stürze, Fixierung, Schluckstörungen und Desorientierung“ am 02.11.2010 im Diakoniekrankenhaus Henriettenstiftung Hannover (tB).