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Wenn der Mund "Feuer fängt"
Das Burning Mouth Syndrom (BMS) – Ein Problem in und nach der Menopause mit schwieriger Ursachenfindung
Marburg (3. November 2006) – Kennen Sie das auch: Zungen- oder Mundbrennen? Ein lästiges Symptom, das vor allem bei Frauen zwischen 45 und 50 Jahren auftritt, aber auch bei der Altersgruppe über 60 Jahre. Die Missempfindungen äußern sich als brennendes, wundes Gefühl, manchmal auch verbunden mit Kribbeln oder Jucken. Sie können sich steigern bis zu stechenden Schmerzen und sind oftmals auch verbunden mit Störungen des Geschmacks und der Speichelbildung. Die Beschwerden beginnen nicht selten am Morgen und verstärken sich über den Tag. Derartige Beschwerden können als Begleitsymptom bei allgemeinen Erkrankungen oder auch bei Veränderungen der Mundschleimhaut auftreten. Dabei ist das „brennende Gefühl“ (Burning Mouth Syndrom/BMS) meist in den vorderen zwei Dritteln der Zunge, im vorderen Teil des harten Gaumens und in den Unterlippen zu spüren. Zwei Drittel der BMS-Patienten etwa klagen außerdem über Mundtrockenheit. Nur selten sind auch das Zahnfleisch, der Mundboden und der weiche Gaumen betroffen.
Für den Zahnarzt ist die Diagnose eines Burning Mouth Syndroms eine echte Herausforderung, da das Krankheitsbild multifaktoriell bedingt ist, wobei viele Ursachen nicht nur im zahnmedizinischen Bereich liegen, sondern auch vielerlei andere Ursachen im Hintergrund stehen. So ist das Bourning Mouth Syndrom oft von psychischen Störungen (Angstzuständen, Depressionen), einem Diabetes vom Typ II, Anämie (Blutarmut / Vitamin-B-12-Mangel) und anderen ernährungsbedingten Mangelzuständen (Eisenmangel, Folsäuremangel) sowie eventuell auch von oralen Dysfunktionen wie Zungenpressen begleitet. Dies bedingt, dass die Diagnostik und auch die Therapie nicht nur rein zahnmedizinische Aufgaben sind, sondern die Abklärung des Krankheitsbildes fast immer nur interdisziplinär zu lösen ist in der Zusammenarbeit von Zahnmedizinern, Internisten, Gynäkologen, Hals-, Nasen-, Ohrenärzten sowie Psychologen und Psychosomatikern.
Im zahnmedizinischen Bereich können neben den zuvor erwähnten Dysfunktionen auch direkt von den Zähnen ausgehende Ursachen wie Unverträglichkeit gegenüber verwendeten Dentalmaterialien oder auch Prothesenunverträglichkeiten eine Rolle spielen. Klimakterische Faktoren können diese Reizmomente eventuell verstärken.
Nicht selten sind insbesondere bei Dysfunktionen auch Belastungen, Anspannungen und Stress, aber auch Leid und Kummer im Hintergrund und führen dazu, dass beispielsweise ständig nervös mit der Zunge am Zahnersatz „gespielt“ wird, wie die DGZMK erläutert. Dabei ist es typisch, dass es dabei in der Regel keinen krankhaften Befund im Mund gibt und auch erhobene Laborwerte (Blutentnahme) keine auffälligen Veränderungen zeigen. Vielfach berichten die Patienten, dass sie meist mehrere erfolglose Behandlungen durch Ärzte verschiedener Fachrichtungen hinter sich haben und sich ihr Leiden schon über einen längeren Zeitraum hinzieht.
„Die tägliche Präsenz dieses Brenngefühls in unterschiedlich starker Ausprägung und die oft lange Krankheitsgeschichte machen die Patienten oft hilflos, sodass sie keinen anderen Gedanken mehr fassen können. Das Gefühl des Brennens ist permanent insbesondere tagsüber präsent und scheinbar unvermeidlich. Es steuert oft das Verhalten im Alltag, im Beruf und in der Freizeit, lähmt die Aktivitäten und führt eventuell bis zu einem völligen Rückzug aus dem sozialen Umfeld“, wie Prof. Dr. Gerhard Wahl, Direktor der Poliklinik für Chirurgische Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Bonn, noch zu den gravierenden Auswirkungen des BMS ergänzt.
Für den Zahnarzt kommt es darauf an, nach einer sehr sorgfältigen Erhebung der Anamnese alle möglichen Reizzustände innerhalb des Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereiches soweit als möglich auszuschließen und parallel dazu den Patienten in den anderen Fachdisziplinen vorzustellen, in deren Fachgebiet möglicherweise auch mitverursachende Erkrankungen verborgen sein können. Da dieses Krankheitsbild häufig schon über längere Zeit besteht, sind Heilungen mit Beschwerdefreiheit innerhalb kurzer Zeit unrealistisch, ein Heilungserfolg aber – und sei es nur eine Reduktion des Beschwerdebildes – auch ganz wesentlich abhängig von der Mitarbeit des Patienten. Neben der Therapie psychischer Ursachen ist eine psychologische Unterstützung auch bei begleitenden anderen Therapien sinnvoll, um den Patienten zu ermöglichen, das Beschwerdebild so objektiv wie möglich zu beobachten und zu erkennen, dass nicht der Abbruch von sozialen Kontakten, sondern ganz im Gegenteil eine Öffnung zum Umfeld wichtig ist, um die Schmerzwahrnehmung nicht als das allein bestimmende Tagesmoment überhand nehmen zu lassen.
Entsprechend den vielfältigen möglichen Ursachen gestaltet sich eine Behandlung oft sehr schwierig, zumal es keine einheitlichen Richtlinien gibt, wie Patienten mit einem BMS behandelt werden sollten. Nicht selten werden auch verschiedene begleitende Medikamente ausprobiert werden müssen, um die reinen Symptome zu lindern, wobei eine psychotherapeutische Unterstützung sehr wertvoll ist.
„Die Patienten müssen mit der entsprechenden Unterstützung lernen, mit ihrem Krankheitsbild zu leben und zu akzeptieren, dass auch schon Verringerungen des Schmerz- und Brennempfindens einen Erfolg darstellen, auch wenn die Symptomatik nicht unbedingt gänzlich beseitigt worden ist oder werden kann. Die sich oft über Monate oder auch Jahre hinziehende Missempfindung oder auch Schmerzsymptomatik erfordert ein hohes Maß an Geduld und Selbstdisziplin des Patienten und seine Bereitschaft zur ständigen Kooperation“, so Prof. Dr. Wahl.