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Feldlazarett in Nord-Afghanistan
Mazar-e-Sharif (18. Juli 2009) – Ein wichtiger Faktor für einen militärischen Einsatz ist die sanitätsdienstliche Versorgung der Soldaten. Auf eine schnelle und umfassende medizinische Versorgung und erforderlichenfalls medizinisch begleitete Evakuierung müssen und können sich die Soldaten im Einsatz verlassen. Im ISAF-Einsatz in Afghanistan ist das Gros der deutschen Ärzte und Sanitäter im nördlich gelegenen Mazar-e-Sharif stationiert. Das Feldlazarett wartet mit unschätzbarem Know-How und umfassendem Equipment auf, um ein höchstmögliches Maß an Qualität dauerhaft gewährleisten zu können.
Die Soldatinnen und Soldaten des deutschen Sanitätseinsatzverbandes sind, wenn sie nicht gerade an ihrem Arbeitsplatz anzutreffen sind oder als Beweglicher Arzttrupp (BAT) einen Konvoi begleiten, 24 Stunden in Bereitschaft, wie auch die MedEvac-Besatzungen der Transporthubschrauber CH-53 und der C-160 Transall, die über weite Entfernungen Patienten zur Behandlung ins Feldlazarett fliegen können.
Extreme Bedingungen
Die Piloten und die medizinischen Besatzungen der MedEvac-Flieger leisten ihren Dienst zum Teil unter extremen, gar besonders gefährlichen Bedingungen, um Verwundete zu evakuieren.
Nicht umsonst ragen aus den Seiten der Hubschrauber Maschinengewehre. Bordschützen sichern während des Fluges gegen einen Beschuss vom Boden und auf der offenen Heckklappe sitzt ein Beobachter, der die Gegend nach möglichen Raketen absucht.
Die Transporthubschrauber vom Typ CH-53 werden im MedEvac-Einsatz im Tiefstflug geflogen. In einer Höhe von 25 bis maximal 50 Fuß (15 Meter) wird den Piloten dabei ein Höchstmaß an fliegerischem Geschick abverlangt. Der kleinste Fehler kann fatale Folgen haben.
Sicherheitsgründe
Um die enorme Belastung für die Piloten zu mindern, wechseln sich die Flieger während des Fluges alle 15 bis 20 Minuten ab. Die Maschinen haben Treibstoff für maximal drei Stunden und fünfzehn Minuten an Bord.
Doch nicht nur der Hin- und Rückflug muss bei der Berechnung des Einsatzradius beachtet werden, sondern auch die Bodenzeiten. Denn aus Sicherheitsgründen müssen die Rotoren des Helis auch während der Evakuierung in der Landezone laufen.
Abb. 1: Das Personal ist geübt im Umgang mit seinen Geräten. Quelle: Sanitätsdienst Bundeswehr
Deutscher Standard
Das Feldlazarett in Mazar-e-Sharif bietet den Soldatinnen und Soldaten einen Standard, den die Soldaten von Deutschland her gewohnt sind. Multifunktions- und Schockräume, eine Intensivstation und Behandlungsräume, Operationssäle und eine umfangreiche Diagnostik, sowie Labors und eine Apotheke sind auf dem neuesten Stand der Technik und lassen zum Teil nur durch die allgegenwärtigen Uniformen darauf schließen, dass es sich um ein Einsatzlazarett handelt.
Der direkte Durchgang vom Schockraum zur Diagnostik stellt allerdings für die Mediziner schon eine Besonderheit dar. Denn durch kurze Wege gewonnene Zeit kann für die Patienten überlebenswichtig sein.
Schnelligkeit und Präzision
Die Abläufe im Lazarett sind auf Schnelligkeit und Präzision getrimmt. Gilt es doch, im schlimmsten aller anzunehmender Fälle, mehrere Schwerverwundete gleichzeitig und schnell behandeln zu können und ihnen alle Chancen zu geben, wieder auf die Beine zu kommen.
Doch manchmal können auch die besten Spezialisten einem Patienten nicht mehr helfen. Auch das gehört zur Arbeit in einem Feldlazarett dazu. Erst recht in einem Einsatzgebiet wie Afghanistan. Ganz besonders, wenn es dann noch einen ISAF-Soldaten trifft, läuft es auch den Routiniertesten unter den Sanitätern eiskalt über den Rücken und im Klinikbereich sind Schock und Trauer fast physisch spürbar.
Abb. 2: Ohne Nachschub funktioniert auch bei den Sanitätern nichts. Quelle: Sanitätsdienst Bundeswehr
Moderne Diagnostik und umfassende Vorräte
Die Diagnostik ist unter anderem mit einem modernen Computertomografie-Gerät ausgestattet. Das entstehende digitale Bild kann geschwenkt und gedreht, Gewebepartien können sogar „weggerechnet" werden, um den Operateuren eine Verletzung so präzise wie möglich darstellen zu können, damit auch die Operation präzise und ohne unnötige Schnitte erfolgen kann.
Die Apotheke ist – einem größeren Warenlager gleich – mit allen notwendigen Medikamenten und Materialien ausgestattet, die benötigt werden. Die Vorräte werden laufend ergänzt und aufgefrischt, aber auch von Apothekern mit speziellen Einzelanfertigungen bereichert. Dennoch ist das Lazarett auch für einen vorübergehenden Ausfall oder eine Einschränkung der Lieferkette gewappnet: Auch ohne Nachschub hält die Apotheke für mehrere Wochen Vorräte bereit.
Medizinische Kompetenzen
Bis auf eine gynäkologische Abteilung und die Fähigkeit, Kleinkinder weiterführend behandeln zu können, sind im Feldlager alle fachärztlichen Kompetenzen vertreten, die in einem Krankenhaus vorzufinden sind.
Und zum Teil darüber hinaus. Veterinärmediziner prüfen mit strengem Blick die Trinkwasserqualität und ein anderer Spezialist überwacht die klinikeigene Sauerstofferzeugeranlage, die nicht nur für den laufenden Krankenhausbetrieb produziert, sondern über ein Sicherungssystem Vorräte für einen Havariefall der Anlage erzeugt.
Um das von außen unabhängige Funktionieren des Gesamtsystems sanitätsdienstliche Versorgung rund um die Uhr und über einen längeren Zeitraum gewährleisten zu können, ist ein Blutdepot vorhanden.
Abb. 3: Auch afghanische Zivilisten werden im Feldlazarett behandelt. Quelle: Sanitätsdienst Bundeswehr
Behandlung von Zivilisten
Zusätzlich zu den ISAF-Soldaten werden im Feldlazarett in Mazar-e Sharif im Rahmen von freien Kapazitäten neben afghanischen Soldaten oder Polizisten afghanische Zivilisten behandelt.
Wenn einheimische Ärzte mit ihren Möglichkeiten nicht weiterkommen, nehmen sie des Öfteren über Verbindungsärzte Kontakt mit den deutschen Medizinern auf und können in vielen Fällen hoffen, dass ihre Patienten im Feldlazarett behandelt werden. Selbstverständlich müssen die Ärzte bei jeder Anfrage so entscheiden, dass immer ausreichende Ressourcen für die Versorgung der ISAF-Soldaten vorhanden sind und bleiben.
Die derzeitige Lage erlaubt es allerdings, vielen afghanischen Menschen zu helfen und ihnen einen medizinischen Standard zu bieten, der in einheimischen Krankenhäusern nicht annähernd erreicht wird. Diese Behandlungen halten nicht nur die Ärzte und Sanitäter in Übung, sondern schaffen auch Vertrauen in der Bevölkerung.
Quelle: Sanitätsdienst Bundeswehr, 18.07.2009 (tB).