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GAG-Ersatz: Innovative Therapie bei chronischen Cystitiden
Hohenlockstedt (2. Oktober 2008) – Die interstitielle Cystitis (IC), das Overactive Bladder Syndrom, die radiogene Cystitis und chronisch rezidivierende Harnwegsinfektionen haben eine Gemeinsamkeit: Bei allen Formen der chronischen Cystitis kann die Glykosaminoglykanschicht (GAG-Schicht), die das Urothel vor Reizstoffen aus dem Urin schützt, in ihrer Barrierefunktion gestört sein. Toxische Bestandteile des Urins reizen dann das Urothel, was imperativen Harndrang, erhöhte Miktionsfrequenz und Schmerzen im kleinen Becken auslöst. Als innovativer Therapieansatz tritt jetzt die intravesikale GAG-Ersatztherapie mit Chondroitinsulfat (Gepan® instill) in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses. Zahlreiche klinische Untersuchungen an fast 400 Patienten, die unter chronischen Cystitiden litten, zeigen: Die intravesikale Applikation von Chondroitinsulfat lindert deutlich die typischen Beschwerden chronischer Cystitiden. Dieses Fazit zogen die Experten auf dem 2. Internationalen Expertentreffen „Advances in Diagnosis and Therapy of Chronic Forms of Cystitis“ am 2. Oktober in Hohenlockstedt.
Abb. 1: Gepan® instill 2 mg/ml: 40 ml sterile Natrium-Chondroitinsulfat-Lösung
(0,2 %) zur Instillation in die Blase. Verschreibungspflichtiges Medizinprodukt
zum vorübergehenden Ersatz der Glykosaminoglykan-Schicht.
Die GAG-Schicht mit ihrem wesentlichen Bestandteil Chondroitinsulfat bildet als Blasenwandschutzschicht die Grenze zwischen dem Urin und dem Urothel (1). Sie hat eine Schlüsselrolle bei der Pathophysiologie chronischer Cystitiden. Ist die GAG-Schicht geschädigt und damit die physiologische Schutzfunktion gestört, können schädigende Substanzen aus dem Urin bis in die tiefer gelegene Schichten der Blasenwand vordringen. Als Folge kommt es zu den typischen Beschwerden mit der Symptomtrias imperativer Harndrang, erhöhte Miktionsfrequenz und Schmerzen im kleinen Becken, was bei den Patienten einen erheblichen Leidensdruck verursacht und ihre Lebensqualität stark einschränken kann. Ein Beschwerdebild, das sämtliche Entitäten chronischer Cystitiden in unterschiedlicher Ausprägung charakterisiert.
Interstitielle Cystitis: Mehr als 76 Prozent der Patienten profitieren von Gepan® instill
Bei der interstitiellen Cystitis (IC) handelt es sich um eine chronische, nicht erregerbedingte Cystitis unklarer Ursache. In vielen Fällen ist Schmerz ihr Leitsymptom. Experten schätzen, dass bis zu 0,5 Prozent der Bevölkerung betroffen sind. In späteren Stadien kann es zu mehr oder weniger typischen, bei der Cytoskopie sichtbaren Veränderungen in Form sogenannter Glomerulationen bzw. bei einigen Patienten zu sogenannten Hunner’schen Läsionen kommen. In vielen Fällen werden erhöhte Mastzellenzahlen im Musculus detrusor als Zeichen einer chronischen Entzündung gefunden. Es kann im Verlauf der Erkrankung zu einer fortschreitenden Fibrosierung kommen. Die Entstehung einer Schrumpfblase, die häufig nur noch operativ behandelbar ist, ist die Folge. Die GAG-Ersatztherapie mit Chondroitinsulfat ist eine bewährte Behandlungsstrategie der interstitiellen Cystitis. Dies zeigt auch eine aktuelle Studie an 268 Patienten mit chronischen Cystiden (2). Professor Nordling vom Urologischen Institut der Universität Kopenhagen, Dänemark, stellte die Ergebnisse vor: Demnach bewerteten 76 % der 165 IC-Patienten die Wirksamkeit und Verträglichkeit dieser Behandlung positiv.
Overactive Bladder Syndrom: Chondroitinsulfat effektiver als anticholinerge Therapie
Das Overactive Bladder Syndrom (OAB) – die Überaktive Blase – ist charakterisiert durch gesteigerten Harndrang, meist in Verbindung mit übermäßig häufigen Blasentleerungen. Es bestehen Überschneidungen zur interstitiellen Cystitis. Während bei der IC Schmerzen im Vordergrund stehen, treten diese bei der überaktiven Blase nicht zwingend auf. Mit Hilfe urodynamischer Verfahren lassen sich bei einigen Patienten mit Overactive Bladder Syndrom autonome Detrusorkontraktionen nachweisen. Dr. Annett Gauruder-Burmester vom Deutschen Beckenbodenzentrum in Berlin untersuchte in einer kontrollierten, randomisierten klinischen Studie den Einsatz von Chondroitinsulfat an 82 Patienten mit überaktiver Blase (3). Die Hälfte der Patientinnen wurde über ein Jahr mit Chondroitinsulfat 0,2 % behandelt. Am Ende der Studie standen 32 von ihnen für die Nachuntersuchung zur Verfügung. Bei ihnen war die Miktionsfrequenz signifikant von 14 auf 7 mal am Tag und von 4 auf 1 mal in der Nacht gesunken. Anhand der Urodynamik wurde festgestellt, dass nur noch bei sechs Patienten eine eingeschränkte Blasenkapazität bestand, vor Beginn der Therapie waren es 19. Die andere Gruppe der Patienten erhielt täglich 4 mg Tolterodin, ein Anticholinergikum. Hier standen für die Endauswertung 35 Patienten zur Verfügung. In dieser Gruppe wurde die Miktionsfrequenz ebenfalls gesenkt, jedoch wurde keine signifikante Besserung beobachtet. Insgesamt belegt die Studie eindrucksvoll die Wirksamkeit einer GAG-Ersatztherapie mit intravesikal appliziertem Chondroitinsulfat 0,2 % bei Patienten mit einer Überaktiven Blase.
GAG-Ersatztherapie zur Prophylaxe der radiogenen Cystitis
Rund 25-30 Prozent der onkologischen Patienten, die sich einer Bestrahlung der extravesikalen Organe unterziehen müssen, entwickeln eine radiogene Cystitis. Dabei reagieren ionisierende Strahlen mit intrazellulärem Wasser, wodurch freie Radikale entstehen, die die DNA schädigen und im weiteren Verlauf zum Zelltod führen können. Bei der Frühform der radiogenen Cystitis treten akute irritative Symptome während oder bald nach der Bestrahlung auf, die in vielen Fällen nur vorübergehender Natur sind. Im Gegensatz dazu tritt die Spätform häufig erst Monate bis Jahre nach der eigentlichen Strahlenbehandlung auf. Die Erkrankung verläuft progressiv und kann zur Schrumpfblase führen. Erste Ergebnisse einer Pilotstudie am Academical Medical Centre Amsterdam deuten darauf hin, dass die prophylaktische Instillation von Chondroitinsulfat innerhalb der ersten sechs Wochen nach Beginn der Bestrahlung die Entwicklung einer radiogenen Cystitis verhindern kann.
Abb. 2: Aufbau der Blase.
Abb.3: Modell der Blasenoberfläche und der Wirkweise der GAG-Ersatz-Therapie.
Literatur
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Hurst RE Neue Erkenntnisse zur Glykosaminoglykanschicht, (2006) In de Mey (Herausgeber) Forschritte in der Diagnose und Therapie chronischer Cystitiden, 1. Auflage, Ergebnisse Verlag, Hamburg
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Nordling J, van Ophoven A (2008) Intravesical GAG replenishment with chondroitin sulfate in chronic forms of cystitis – A multi-national, multi-centre, prospective observational clinical trial, (2008) Arzneimittelforschung (Drug research); 58, 328-335
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Gauruder-Burmester A, Wildt B, Tunn R Der Einsatz von Natrium-Chondroitinsulfat bei der Behandlung der „Überaktiven Blase“, (2006) Zentralbl. Gynäkol 128:336-340
Gepan® instill 2 mg/ml: 40 ml sterile Natrium-Chondroitinsulfat-Lösung (0,2 %) zur Instillation in die Blase. Verschreibungspflichtiges Medizinprodukt zum vorübergehenden Ersatz der Glykosaminoglykan-Schicht.
Hersteller: MPC International S.A., 26, Boulevard Royal, L-2449 Luxemburg
Vertrieb: G. Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG, 25551 Hohenlockstedt
Quelle: Pressekonferenz der Firma Pohl Boskamp zum Thema „Advances in Diagnosis and Therapy of Chronic Forms of Cystitis“ am 02.10.2008 in Hohenlockstedt bei Itzehoe.