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In eigener Verantwortung Pflege lernen
Berlin (29. Januar 2009) – Zwei Wochen lang haben Schülerinnen der Krankenpflegeschule am Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge in Berlin-Lichtenberg eigenständig einen Stationsbereich betreut. Von der Zimmerpflege, über die Versorgung der Patienten, die Essenausgabe und Medikation bis hin zur Dokumentation haben sie alle Handgriffe in eigener Verantwortung erledigt. Im Praxisprojekt „Schulstation“ werden sie unter den realen Bedingungen des Pflege-Alltags auf ihren Beruf in der Gesundheits- und Krankenpflege vorbereitet.
An der Tür zu jedem Krankenzimmer hängt ein Schild mit Foto und Namen der Pflegekraft, die für die Betreuung der Patienten in diesem Zimmer verantwortlich ist. Auffällig sind die durchweg jungen Gesichter. Das hat seinen Grund: seit beinahe zwei Wochen betreuen Schülerinnen und Schüler der Krankenpflegeschule am Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth-Herzberge eigenständig einen Bereich der Station 1 für Innere Medizin.
Es ist Mittagszeit. Auf der Station herrscht geschäftiges Treiben. Während eine junge Frau die Aufnahmeformalitäten für einen Patienten erledigt, teilt eine andere das Essen aus. Ein junger Mann sitzt am Computer und gibt Daten für die Pflegedokumentation ein. Im Nebenraum wird eine Infusion vorbereitet. Zwei andere Schüler beraten sich leise auf dem Flur. Die Stationsschwester ge-sellt sich dazu, sie spricht die beiden an und tippt mit dem Finger auf ein Patientenblatt, das der junge Mann in der Hand hält. Dann betreten sie zusammen ein Patientenzimmer. Den Jugendlichen in ihrer hellgrünen Pflegekluft ist die Konzentration anzumerken, denn die fachgerechte Betreuung und das Wohl der Patienten liegen in ihren Händen.
„Dreiundzwanzig Schüler des dritten Ausbildungsjahres, darunter auch Studenten im ausbildungsintegrierten Studiengang ‚Bachelor of Nursing’, haben diesen Teil der Station eigenverantwortlich übernommen“, erläutert Regina Chudoba, Praxisanleiterin an der Krankenpflegeschule. Zusammen mit zwei weiteren Lehrkräften und der Stationsschwester begleitet sie die Schülerinnen und Schüler beim schwierigen und kleinteiligen Gang durch den Stationsalltag. „Praktika gehören zwar ohnehin zur Ausbildung, aber ein Praktikum in Form einer Schulstation ist etwas Besonderes. Das gab es bisher erst fünfmal im Haus“, fährt sie fort. „Während die Praktikanten den ausgebildeten Fachkräften zugeteilt werden und ‚mitlaufen’, sind hier alle voll und ganz für die Patienten verantwortlich.“ Das bedeutet, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen als bei den üblichen Praktika. Jeder muss für die Prozesse und Handgriffe – natürlich auch für eventuelle Fehler – einstehen.
Abb.: Bei der Stationsübergabe ist Praxisanleiterin Regina Chudoba (Mitte) dabei, wenn es gewünscht wird.
Um auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten einzugehen und dem hohen Pflegeniveau gerecht werden zu können, wird mit modernen qualitätssichernden Maßnahmen, wie Pflege-Standards, Dokumentation, Zimmer- und Bereichspflege gearbeitet. Deshalb haben die Vorarbeiten bereits ein halbes Jahr zuvor begonnen. Es gab spezielle Unterrichtseinheiten, in denen die Stationsabläufe intensiv besprochen wurden. Die Schüler erstellten Informationsmappen für ihre Tätigkeit auf der Station, in denen die geltenden Pflege-Standards oder die verabreichten Medikamente, deren Wirkung und Äquivalente nachgeschlagen werden können. Sie mussten lernen, wie die Daten für die Dokumentationen in die verwendete Software eingegeben werden. Darüber hinaus gab es Geräteschulungen, um die Handhabung der Ernährungspumpen, Infusiomaten oder Überwachungsgeräte zu beherrschen.
Auf die Station 1 der Abteilung für Innere Medizin des KEH kommen überwiegend Patienten mit gastroenterologischen und kardiologischen Erkrankungen. Die Betreuung der Patienten geschieht in Form der Bezugspflege, das heißt, jeder Patient, jedes Zimmer hat eine Bezugsperson pro Schicht. Einmal täglich gibt es eine ausführliche Patientenübergabe am Bett, bei der die Patienten in die Auswertung einbezogen werden. Als Pilotprojekt wird hier zudem die Leistungserfassung in der Pflege LEP® nach Schweizer Vorbild erprobt. „Die Innere Station ist ideal für die Ausbildung von Pflegekräften“, sagt Stationsschwester Petra Albertus. „Hier werden mehr Untersuchungen oder Blutentnahmen vorgenommen als in manch anderen Fachbereichen. Das bietet für die praktische Ausbildung ein gutes Feld.“ Die Station verfügt insgesamt über 38 Betten. Während auf der einen Seite des Stationsflures alles seinen gewohnten Gang geht, werden die 20 Patienten auf der anderen Seite von etwa acht Schülerinnen und Schülern pro Schicht umsorgt.
Eine Ausbildung, die den Ansprüchen aller Beteiligten gerecht werden soll, ist nicht einfacher geworden. Ökonomische Zwänge, der Abbau von Krankenhausbetten, Personalstellen und Ausbildungsplätzen in der Pflege bei zugleich steigenden Anforderungen schaffen erschwerte Bedingungen. “Das KEH mit seiner Krankenpflegeschule steht für eine gute Qualität der Pflegeausbildung und besitzt in der Öffentlichkeit einen guten Ruf“, sagt Brigitte Poek, die Schulleiterin. „Die Maßstäbe sind hoch, und stetig wird an der Verbesserung der Ausbildungskonzepte gearbeitet. Aber wichtig sind uns vor allem eine gute Lernatmosphäre und ein direkter Bezug zum konkreten Pflegealltag. Deshalb ist das Projekt ‚Schulstation’ für uns ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung. Im KEH ausgebildet zu werden soll auch künftig eine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche berufliche Tätigkeit sein.“
Am Nachmittag gegen 14 Uhr findet die Übergabe statt. Genau wird die Situation der einzelnen Patienten auf der Station geschildert, um den Schülern der Spätschicht den Einstieg zu erleichtern. Dann zieht sich die Frühschicht noch kurz zum Austausch in den Aufenthaltsraum zurück. „Die Stunden auf der Station sind sehr anstrengend“, sagt Alexander Schmolke und fasst die Erfahrungen der Schüler zusammen. „Man muss sich so viele kleine Sachen merken und aufpassen, dabei nichts zu übersehen. Aber wir haben viel gelernt. Und die Ausbilderinnen haben uns bei allen Problemen zur Seite gestanden.“ „Man lernt intensiver – auch mit Schwierigkeiten umzugehen“ bemerkt Anni Paape. „Für mich war es anfangs nicht leicht, mit dem Computerprogramm umzugehen. Aber ich musste mich dem stellen und lernen, die Situation zu meistern.“
Die Patienten jedenfalls sind zufrieden. Schließlich ist durch die Schulstation mehr als doppelt so viel Personal vorhanden als im Normalfall. Viele Handgriffe oder kleine Gänge können daher deutlich rascher erledigt werden. Wenn die examinierten Schwestern am Freitagmorgen wieder übernehmen, endet das Projekt mit einem gemeinsamen Frühstück und einer ausführlichen Auswertung.
Abb.: Schülerin Anni Paape ist es wichtig, Schwierigkeiten im Praxisalltag zu meistern.
Photos: Johannes Lehmann
Krankenpflegeschule am Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge
Die Krankenpflegeschule am Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge gGmbH besteht als Ausbildungsstätte des damaligen Elisabeth-Kinder-Hospitals bereits seit über hundert Jahren. Am 24. Juni 1908 erhielt sie die Staatliche Anerkennung für die Pflegeausbildung. Im Jahr 2008 konnte sie das 100. Jubiläum als staatlich anerkannte Krankenpflegeschule begehen. Sie bildet mit 80 Plätzen Gesundheits- und Krankenpfleger aus.
Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH)
Das Evangelische Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH) ist ein modernes Krankenhaus der Regelversorgung. Es verfügt über 607 Betten und Behandlungsplätze in neun Fachabteilungen und zwei Psychiatrischen Tageskliniken. Mit fast 800 Mitarbeitern versorgt es vor allem Patienten aus der Region Berlin/Ost. Der hervorragende Ruf seiner Spezialabteilungen reicht weit über die Grenzen Berlins hinaus, in seinen Schwerpunktbereichen gehört es zu den führenden Krankenhäusern Deutschlands. Das KEH ist Akademisches Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums Charité.
Quelle: Pressemitteilung des Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge (KEH) vom 29.01.2009.