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Therapieziel Erholsamer Schlaf – moderne Insomnie-Therapie setzt Qualität vor Quantität
Von Prof. Dr. Dieter Riemann, Freiburg
Kassel (17. Oktober 2008) – Alle diagnostischen Systeme zur Klassifikation von Schlafstörungen (ICD-10, ICSD-2, DSM-IV) definieren die Insomnie als Ein- und / oder Durchschlafstörung bzw. Beschwerden über schlechten oder unerholsamen Schlaf, die mit Beeinträchtigungen der Tagesbefindlichkeit verbunden sein muss, um als krankheitswertig angesehen zu werden. Bis jetzt haben sich diagnostische und therapeutische Studien bei Insomnien primär mit quantitativen Parametern der Schlafkontinuität wie etwa Einschlaflatenz, Anzahl nächtlicher Wachperioden, Dauer nächtlicher Wachzeiten, Gesamtschlafzeit und Schlafeffizienz befasst. Diese Parameter können subjektiv durch Schlaffragebögen und Schlaftagebücher bzw. objektiv mit Hilfe der Polysomnographie gemessen werden. Die Schlafqualität als eigenständige Größe wurde bislang vernachlässigt.
Objektive Befunde bei Insomnien weisen auf eine reduzierte Gesamtschlafzeit, verlängerte Einschlafzeiten und eine Erhöhung nächtlicher Wachperioden hin. Zudem konnte bei primären Insomnien eine erhöhte Cortisolausschüttung, reduzierte nächtliche Melatoninsekretion und gesteigerte Interleukin-6 Produktion nachgewiesen werden. Darüber hinaus konnte mithilfe spektralanalytischer Auswertungen eine Zunahme schneller Frequenzen, vor allem im Beta-Bereich, bei Insomnien belegt werden. Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren (etwa PET oder MRI) konnten zudem nachweisen, dass bei Patienten mit Insomnien im Schlaf verschiedene Gehirnregionen hyperaktiviert sind und dass strukturell insbesondere hippokampale Areale beeinträchtigt sind. Zusammenfassend stützen diese Befunde das Konzept eines Hyperarousal als pathophysiologisch relevantem Faktor bei Primären Insomnien.
Von Patienten ausgefüllte Schlaftagebücher zeigen in der Regel, dass das Ausmaß subjektiv erlebter Schlafbeeinträchtigung deutlich über der Beeinträchtigung polysomnographisch erhobener Befunde liegt. In einer eigenen Untersuchung an 100 Patienten mit Primärer Insomnie und 100 guten Schläfern konnten wir aufzeigen, dass die subjektive Einschätzung des Schlafs bei Insomnien signifikant von den polysomnographischen Befunden im Vergleich zu den guten Schläfern abwich. Dabei war bemerkenswert, dass die Patienten mit Insomnie subjektiv ihren Schlaf teils schlechter, aber auch teils besser einschätzten. Zudem fiel auf, dass die Insomniepatienten ihre Schlafqualität auch bei unbeinträchtigten Parametern der Schlafkontinuität als schlechter im Vergleich zu guten Schläfern bewerteten.
Zurzeit gibt es mehrere Instrumente zur Bewertung der Schlafqualität, wie etwa das Leeds Sleep Evaluation Questionnaire (LSEQ), aber noch keinen akzeptierten Goldstandard. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um die Unabhängigkeit der Variable Schlafqualität von quantitativen Einschätzungen des Schlafs zu demonstrieren.
Ebenso muss die Variable „Erholsamkeit des Schlafs“ in zukünftige therapeutische und diagnostische Studien miteinbezogen werden, da es sich hierbei um ein wichtiges Charakteristikum des Schlafs handelt. Es ist davon auszugehen, dass die Erweiterung des Instrumentariums zur Messung des Schlafs um die Bereiche Schlafqualität / Erholsamkeit des Schlafs den Beschwerden insomnischer Patienten gerechter wird als eine rein quantitative Betrachtung.
Abb. 1: Circadin® bewahrt die physiologische Schlafarchitektur (kein Abfall der EEG-Leistungsdichte bei niedrigen Frequenzen, der auf eine abnehmende langsamwellige Aktivität im Sinne eines nachlassenden Tiefschlafs hinweisen würde). Grafik modifiziert nach Brunner DP et al., Psychopharmacology (Berl) 1991; 104(1): 1 – 5; Trachsel L, Dijk DJ, Brunner DP et al., Neuropsychopharmacology 1990; 3(1): 11 – 8; Study Report-NEURIM I (data on file).
Abb. 2: Hypnogramm eines normalen Erwachsenen (Verteilung der verschiedenen Schlafstadien während einer Nacht). Grafik modifiziert nach Rechstaffen & Siegel, 2000.
Abb. 3: Circadin® verbessert die morgendliche Wachheit im Vergleich zu Placebo signifikant (gemessen mit dem BFW (Behaviour Following Wakening) des LSEQ (Leeds Sleep Evaluation Questionnaire). Grafik modifiziert nach Wade AG, Ford I, Crawford G et al., Curr Med Res Opin 2007; 23(10): 2597 – 2605. Alle Bilder: Lundbeck GmbH.
Autor
Prof. Dr. rer. soc. Dipl.-Psych. Dieter Riemann
Leiter der Sektion für Klinische Psychologie und Psychophysiologie/Schlafmedizin, Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik, Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Freiburg
Hauptstrasse 5
79104 Freiburg
Quelle: Pressekonferenz und Satellitensymposium der Firma Lundbeck zum Thema „Therapieziel erholsamer Schlaf – Paradigmenwechsel in der Therapie der Insomnie?“ am 17. Oktober 2008 in Kassel (Gianni Public Relations).