Virtueller Kongress „Highlights Digital“ der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen am 16. Und 17. März 2023

Parkinson, Psyche und Bewegung: Workshops für Therapierende und Pflegekräfte

Berlin (21. Februar 2023) — Parkinson wirkt sich auf Kognition und Psyche aus: Wie Betroffene von neuen multimodalen Trainings profitieren können und was wirklich hilft, vermittelt die Multidisziplinäre Akademie auf dem virtuellen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG). In drei Sessions können sich Therapierende und Pflegekräfte am 17. März 2023 informieren und austauschen: Ausatemtraining bei Schluckstörungen, neue digitale Quickcards für das Therapiemanagement und evidenzbasierte Therapie bei Dysarthrie, der neurogenen Sprechstörung bei Parkinson. Daneben können nichtärztliche Berufsgruppen am 16./17. März zur reduzierten Gebühren auch am wissenschaftlichen Programm teilnehmen.

Am 16. und 17. März 2023 treffen sich Mediziner, Wissenschaftler, Therapierende und Pflegekräfte zum virtuellen Kongress „Highlights Digital“ der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen DPG. Fester Bestandteil der Web-Tagung ist inzwischen die Multidisziplinäre Akademie: Sie führt ärztliche und nicht ärztliche Berufsgruppen zusammen und bietet ein Forum zum Austausch. So wächst die Basis für eine interdisziplinäre und ganzheitliche Versorgung von Menschen mit Parkinson. 2023 liegen die Schwerpunkte des Programms auf psychologischen Aspekten der Physio- und Ergotherapie, dem Assessment und der Behandlung von Schluckstörungen sowie verschiedenen pflegerischen Gesichtspunkten.

Das Programm wird per Livestream übertragen und steht den Teilnehmenden anschließend als Aufzeichnung zur Verfügung. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Registrierung für den Kongress gibt es auf https://www.dpg-akbont-kongress.de.

 

Neue Erkenntnisse zu Physiotherapie und kognitiver Behandlung bei Parkinson

Neues gibt es vor allem zur Behandlung von Menschen mit funktionellen Bewegungsstörungen und zum kognitiven Training bei Parkinson. Wegen der vielen Betroffenen stellt dies eine Herausforderung dar, denn das Angebot an geeigneten Behandlungsmöglichkeiten ist bisher vollkommen unzureichend: „Sowohl das kognitive Training als auch die Physiotherapie bei funktionellen Bewegungsstörungen sind innovative Therapieansätze, für die ein großer Bedarf besteht. Aber sie sind in den gegenwärtigen Versorgungsstrukturen leider stark unterrepräsentiert“, sagt Prof. Dr. Georg Ebersbach, Chefarzt des Neurologischen Fachkrankenhauses für Bewegungsstörungen/Parkinson der Beelitz-Heilstätten in Brandenburg.

Ein Programmpunkt widmet sich daher dem speziellen Bewegungstraining, das in Beelitz-Heilstätten unter Leitung von Oberärztin Dr. Tamara Schmidt entwickelt wurde: ein multidisziplinäres Therapiekonzept für funktionelle psychogene Bewegungsstörungen. Das Forschungsteam in Beelitz dokumentierte dazu Behandlungsverläufe von 31 Patienten, mit denen 2017 und 2020 nach diesem Konzept im Parkinsonzentrum Beelitz gearbeitet wurde.

Der Vortrag ist praxisnah: „Anhand videobasierter Fallbeispiele werden die Grundzüge des therapeutischen Vorgehens in der Behandlung funktioneller Bewegungsstörungen in den übenden Therapien vorgestellt“, sagt Oberärztin Dr. Tamara Schmidt. Die speziellen physiotherapeutischen Methoden in Zusammenarbeit mit Psychotherapeuten, Logopäden, Neurologen, Musik- und Ergotherapeuten liefern wesentlich bessere Ergebnisse als Standard-Krankengymnastik oder Psychotherapie allein. Der multidisziplinäre Behandlungsansatz hat Modellcharakter und erweitert das Spektrum der neurologischen Interventionsmöglichkeiten in dieser wichtigen Indikation.

 

Hauptsache Bewegung!

Welche Bedeutung Bewegung für Menschen mit Parkinson hat, zeigt eine aktuelle systematische Übersichtsarbeit mit Netzwerk-Metaanalyse, deren Ergebnisse Moritz Ernst von der Arbeitsgruppe Evidenzbasierte Medizin an der Uniklinik Köln vorstellt. Die Analyse von 156 randomisiert kontrollierte Studien ergab, dass sich strukturierte Bewegungsangebote – von Tanzen, Bewegung im Wasser (z.B. Gangtraining oder Wassergymnastik), Krafttraining und Ausdauertraining bis hin zu Tai Chi, Yoga und Physiotherapie – günstig auswirken. „Dabei könnte die genaue Art der Bewegung aber zweitrangig sein“, so Moritz Ernst.

 

Kognitive Behandlung: Wem hilft was?

Bewegung und Kognition gehören lebenslang zusammen, weiß Prof. Dr. Elke Kalbe von der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln. Sie forscht zu der Frage, wem welches kognitive Training bei neurodegenerativen Erkrankungen hilft, und entwickelt individualisierte Maßnahmen zur Stärkung der geistigen Leistungsfähigkeit bei Parkinson, Alter und zur Demenz-Prävention. „Während bei leichten kognitiven Störungen ein kognitives Training angezeigt ist, würde man bei schwerwiegenden kognitiven Störungen oder Demenz den breiteren Ansatz der kognitiven Stimulation wählen“, so Prof. Kalbe. Weiterhin können Einzel- und Gruppentherapien, digitale und „Paper und Pencil“-Trainings sowie Trainings für einzelne oder mehrere kognitive Domänen zum Einsatz kommen. Im Vortrag wird sie zeigen, welche Methoden und Übungen in welcher Phase der kognitiven Beeinträchtigung am besten eingesetzt werden sollen.

 

Schluck- und Sprechstörungen: was wirklich hilft

Mit den häufigen Schluck- und Sprechstörungen bei Parkinson beschäftigt sich eine weitere Session der Multidisziplinären Akademie. So ermöglichen neue digitale Quickcards den Therapierenden verschiedener Disziplinen, sich schnell auf Patienten einzustellen und ihre vielschichtige Behandlung bei Schluck- und Sprechstörungen aufeinander abzustimmen. Prof. Dr. Tobias Warnecke, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurologische Frührehabilitation des Klinikums Osnabrück, berichtet über die multiprofessionelle Versorgung von Dysphagie und Dysarthrie in Parkinson-Netzwerken. In den letzten Jahren gab es zahlreiche neue Entwicklungen, die jetzt im klinischen Alltag angekommen sind und im Workshop praxisnah diskutiert werden, darunter digitale Quickcards zu Kommunikation und Therapiesteuerung zwischen Neurologen, Logopäden und anderen Fachkräften, Apps zur Dysarthrietherapie sowie Ausatemtraining (EMST) zur Dysphagietherapie.

Was wirklich hilft bei Schluckstörungen und übermäßigem Speichelfluss, der Sialorrhoe, erläutert Annemarie Vogel, Patholinguistin am Fachkrankenhaus für Bewegungsstörungen/Parkinson in Beelitz-Heilstätten. Fast 80 Prozent aller Parkinson-Patienten entwickeln eine Dysphagie mit den schweren Risiken von Mangelernährung und Aspirationspneumonie bis hin zum Tod. Auch beeinträchtigen Schluckstörungen und Sialorrhoe die Lebensqualität und erhöhen das Risiko für Depressionen, Scham und Angst. Die Behandlung muss auch hier multimodal sein.

Informationen zum Programm sowie das digitale Anmeldeformular finden Interessierte im Internet unter https://www.dpg-akbont-kongress.de unter dem Menüpunkt „Multidisziplinäre Akademie“. Ergänzend zu den digitalen Live-Veranstaltungen auf dem Kongress, können Pflegekräfte orts- und zeitunabhängig auch das E-Learning-Programm „Online Pflegeschule Parkinson“ nutzen, mit Podcasts, Videos und Textmaterialien (https://www.online-pflegeschule.de). Als Begleitbuch ist das Lehrbuch „Pflege von Menschen mit Parkinson“ (Kohlhammer-Verlag, 4. Auflage 2021) geeignet.

Die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) fördert die Erforschung der Parkinson-Krankheit und verbessert die Versorgung der Patientinnen und Patienten. Organisiert sind in der wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaft Parkinson-Ärztinnen und -Ärzte sowie Grundlagenforscher. Die Zusammenarbeit dieser beiden Zweige ist entscheidend für die Fortschritte in Diagnostik und Therapie. Die DPG finanziert ihre Arbeit ausschließlich über Spenden. Sie kooperiert eng mit der von ihr im Jahr 2019 gegründeten Parkinson Stiftung. Jeder finanzielle Beitrag bringt die Erforschung der Parkinson-Krankheit weiter voran. https://parkinson-gesellschaft.de

 


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen e.V., 21.02.2023 (tB).

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