Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2020 – ONLINE

  • Schmerzmedizinische Versorgung älterer Menschen sichern

 

Berlin (21. Juli 2020) — Heute beginnt der Deutsche Schmerz- und Palliativtag, der in diesem Jahr erstmalig online stattfindet. Schwerpunktthema ist die schmerzmedizinische Versorgung älterer Menschen. Neben zahlreichen Symposien und Seminaren zu diesem Thema lernen Teilnehmer in einem vierteiligen Curriculum „Schmerz und Alter“ den Umgang mit der besonderen Komplexität der Versorgung des alten, multimorbiden Patienten. Angesichts der Zunahme chronischer Schmerzpatienten forderten der Kongresspräsident, Dr. Johannes Horlemann, Kevelaer, und der Tagungspräsident, Dr. Thomas Cegla, Wuppertal, die Sicherung der schmerzmedizinischen Versorgung durch eine rechtssichere Bedarfsplanung.

Immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter chronischen Schmerzen. Das liegt zum einen daran, dass Schmerzerkrankungen, wie z.B. chronische Rückenschmerzen, aufgrund der modernen Lebensweise zunehmen. Zum anderen nimmt der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung zu. Aufgrund mit dem Alter zunehmender anderer Erkrankungen haben diese auch ein höheres Risiko für Schmerzerkrankungen.

 

Schmerzmedizin: Mehr Ärzte ausbilden und in der Bedarfsplanung berücksichtigen

„Mit der Zunahme an älteren Schmerzpatienten wird sich die heute schon unzureichende Versorgung von Schmerzpatienten verschärfen“, sagt Dr. Johannes Horlemann, Kongresspräsident des Deutschen Schmerz- und Palliativtages und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin. In Deutschland leiden aktuell 3,4 Millionen Menschen an schwersten chronischen Schmerzen. Dem stehen rund 1.200 ambulant tätige Schmerzmediziner gegenüber. Für eine flächendeckende Versorgung wären aber mindestens 10.000 ausgebildete Schmerzmediziner nötig. „Wir müssen in den nächsten Jahren dafür sorgen, dass mehr Ärzte und Therapeuten für die Behandlung von Schmerzpatienten ausgebildet werden“, so Horlemann. Ein Baustein in dieser Ausbildung ist der Deutsche Schmerz- und Palliativtag. „Gleichzeitig müssen aber auch die Politik und Kassenärztliche Vereinigungen die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen, indem die Schmerzmedizin endlich in der Bedarfsplanung berücksichtig wird.“ Da es aktuell weder eine geregelte Ausbildung noch eine Facharzt-Qualifikation für Schmerzmediziner gibt, wird das Fachgebiet Schmerzmedizin bisher nicht in der Bedarfsplanung berücksichtigt.

 

10 Thesen für die Verbesserung der Schmerzmedizin älterer Menschen

Um den besonderen Anforderungen an die Behandlung älterer Menschen mit chronischen Schmerzen gerecht zu werden und deren Versorgung zu verbessern, hat die DGS anlässlich des Deutschen Schmerz- und Palliativtages ein Thesenpapier herausgegeben. Die darin enthaltenen zehn Thesen gehen auf die besonderen Herausforderungen im Umgang mit multimorbiden älteren Schmerzpatienten ein. Eine zentrale Forderung des Thesenpapiers ist, dass sich die Schmerztherapie bei älteren Menschen verstärkt an deren Bedürfnissen und ihrer Lebensqualität ausrichten sollte. Bereits die Diagnostik sollte altersadaptiert erfolgen. „Wir müssen uns Zeit nehmen für diese Patienten, denn ältere Menschen sind vergleichsweise langsamer in ihren Bewegungen, in der Sprache und der Auffassung von Informationen“, so Horlemann.

 

Arzneimittelinteraktionen beachten und interdisziplinär zusammenarbeiten

Da ältere Schmerzpatienten häufig auch unter weiteren Erkrankungen leiden und eine Reihe von Medikamenten einnehmen, ist bei diesen Patienten das Risiko für Arzneimittelinteraktionen und unerwünschte Arzneimittelwirkungen erhöht. Diese verlaufen nicht selten so schwer, dass eine Krankenhauseinweisung notwendig wird. „Ärzte, die ältere Patienten behandeln, sollten sich also einen Überblick über die jeweils eingenommenen Medikamente verschaffen und – gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit einem Apotheker – das Interaktionspotenzial einschätzen,“ sagt Dr. Thomas Cegla, Tagungspräsident des Deutschen Schmerz- und Palliativtages und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin. Das gilt sowohl für verordnete Medikamente als auch solche, die der Patient im Rahmen der Selbstmedikation einnimmt. Inzwischen gibt es zahlreiche Initiativen, die das Ziel verfolgen, die Anzahl der Medikamente bei älteren Menschen zu reduzieren. „Insgesamt sind Schmerzmediziner gut beraten, besonders bei multimorbiden, älteren Schmerzpatienten eng mit weiteren behandelnden Ärzten sowie Apothekern und Physiotherapeuten zusammenzuarbeiten“, so das Fazit der Kongresspräsidenten.

 

 

Weiterführende Links

 

 

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) ist mit rund 4.000 Mitgliedern und 125 Schmerzzentren die führende Fachgesellschaft zur Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen. In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Schmerzliga e. V. ist es ihr vorrangiges Ziel, die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern – durch eine bessere Diagnostik und eine am Lebensalltag des Patienten orientierte Therapie. Dafür arbeiten die Mitglieder der DGS tagtäglich in ärztlichen Praxen, Kliniken, Schmerzzentren, Apotheken, physiotherapeutischen und psychotherapeutischen Einrichtungen interdisziplinär zusammen. Der von der DGS gestaltete jährlich stattfindende Deutsche Schmerz- und Palliativtag zählt seit 1989 auch international zu den wichtigen Fachveranstaltungen und Dialogforen. Aktuell versorgen gut 1.200 ambulant tätige Schmerzmediziner die zunehmende Zahl an Patienten. Für eine flächendeckende Versorgung der 3,4 Millionen schwerstgradig Schmerzkranken wären mindestens 10.000 ausgebildete Schmerzmediziner nötig. Um eine bessere Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen zu erreichen, fordert die DGS ganzheitliche und bedürfnisorientierte Strukturen – ambulant wie stationär – sowie eine grundlegende Neuorientierung der Bedarfsplanung.

 


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V., 21.07.2020 (tB).

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