PFLEGE
AWARDS
Forschergeist gefragt: 14. Novartis Oppenheim-Förderpreis für MS-Forschung ausgelobt
FernstudiumCheck Award: Deutschlands beliebteste Fernhochschule bleibt die SRH Fernhochschule
Vergabe der Wissenschaftspreise der Deutschen Hochdruckliga und der Deutschen Hypertoniestiftung
Den Patientenwillen auf der Intensivstation im Blick: Dr. Anna-Henrikje Seidlein…
Wissenschaft mit Auszeichnung: Herausragende Nachwuchsforscher auf der Jahrestagung der Deutschen…
VERANSTALTUNGEN
Wichtigster Kongress für Lungen- und Beatmungsmedizin ist erfolgreich gestartet
Virtuelle DGHO-Frühjahrstagungsreihe am 22.03. / 29.03. / 26.04.2023: Herausforderungen in…
Pneumologie-Kongress vom 29. März bis 1. April im Congress Center…
Die Hot Topics der Hirnforschung auf dem DGKN-Kongress für Klinische…
Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2023 startet am 14.3.
DOC-CHECK LOGIN
27. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin
Opioidsubstitution mit Morphin retard:
Weniger Beikonsum von Alkohol möglich
Berlin (2. November 2018) – Im Rahmen des 27. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin in Berlin wurde ausführlich diskutiert, welchen Einfluss die Wahl des Substituts auf den problematischen Beikonsum von Alkohol haben kann. Norbert Erez Lyonn, A.I.D. Berlin-Kreuzberg, präsentierte den eindrucksvollen Fall eines Patienten, der seit fast drei Jahren stabil auf Substitol® (Morphin retard) eingestellt ist und seitdem auf Alkohol nahezu verzichten kann – nachdem er jahrelang einen hochproblematischen Beikonsum unter der vorigen Medikation hatte. Auch Zwischenergebnisse der SROMOS-Studie* zeigen, dass Substitutionspatienten von einer Umstellung auf Morphin retard profitieren können.(1)
Durch eine kontinuierliche Substitutionstherapie schaffen es viele opioidabhängige Patienten, auf den Beikonsum illegaler Drogen zu verzichten. Den oftmals exzessiven Konsum von Alkohol behalten sie aber bei oder intensivieren ihn sogar. Dies ist in vielerlei Hinsicht problematisch: Mischintoxikationen, Folgeerkrankungen wie Leberzirrhose oder die Gefahr der Suchtverlagerung sind mögliche Folgen.
Häufig trinken die Patienten direkt nach der Substituteinnahme größere Mengen Alkohol, denn dadurch kann die Wirkung mancher Substitute, zum Beispiel von Methadon, verstärkt werden. Dies bestätigt auch Norbert Erez Lyonn mit Beobachtungen aus seiner Berliner Praxis für Suchtmedizin: „Es scheint eine Reihe von Substitutionspatienten zu geben, die unter Methadon oder Levomethadon erst einen problematischen Alkoholkonsum entwickeln.“
Einen dieser Patienten – Dirk K. – hat Lyonn deshalb 2015 auf Substitol® (Morphin retard) umgestellt. Nach der Umstellung habe der Patient eine eindrucksvolle Entwicklung durchgemacht.
„Endlich ein normales Leben führen“ – Interview mit Substitutionspatient Dirk K.
In einer Videoaufzeichnung berichtet Dirk K., der im Alter von 18 Jahren heroinabhängig wurde, von seinen anfänglichen Substitutionsversuchen: „Morgens habe ich Methadon eingenommen und danach direkt angefangen zu trinken – im Durchschnitt 10 bis 12 Bier jeden Tag.“ Außerdem litt Dirk K. unter starkem Schwitzen und Übergewicht: „Mir ging es wirklich dreckig und ich wusste, es musste sich etwas ändern.“ Seit 2015 wird der heute 41-Jährige mit Substitol® behandelt. Das starke Schwitzen hat sich seitdem wesentlich verbessert und das Gewicht normalisiert. Der wichtigste Erfolg für Dirk K. war aber, dass er den exzessiven Alkoholkonsum sukzessive reduzieren und innerhalb von 6 Monaten sogar darauf verzichten konnte: „Ich war klarer im Kopf und gleichzeitig zufrieden. Ich brauchte den Alkohol nicht mehr.“ Norbert Erez Lyonn ergänzt: „Die Prognose für Dirk K. ist wirklich gut. Er ist stabil und bekommt sein Substitut als Take-Home-Verordnung. Insofern kann er ein normaleres Leben führen als manch anderer Patient, der ebenfalls an einer chronischen Erkrankung** leidet.“ Dieses ganz normale Leben hat für Dirk K. unter anderem damit begonnen, dass er die Kraft gefunden hat, eine Zahnsanierung in Angriff zu nehmen und erfolgreich abzuschließen.
Zwischenergebnisse der SROMOS-Studie belegen Beobachtungen aus der Praxis
Mit der seit Juli 2016 laufenden SROMOS-Studie wird die Wirksamkeit und Sicherheit der Opioidsubstitution mit Morphin retard unter den Bedingungen der Routineversorgung mit Langzeitverlauf untersucht. Bis November 2017 konnten 179 Substitutionspatientinnen und -patienten für jeweils 12 Monate in die Studie eingeschlossen werden.
Eine Zwischenauswertung, die während des DGS-Kongresses vorgestellt wurde, zeigt, dass insbesondere Substitutionspatienten mit problematischem Alkoholbeikonsum von einer Umstellung auf Morphin retard profitieren.(1) „Bei vielen substituierten Patienten geht der Alkoholkonsum nach Umstellung auf Substitol® zurück, das ist besonders wichtig bei solchen Patienten, die massiv Alkohol trinken“, berichtet Lyonn und ergänzt weiter: „Es gibt auch Hinweise, dass es einigen Patienten leichter fällt, den Heroinbeikonsum, den sie unter Methadon bzw. Levomethadon haben, unter Substitol® deutlich zu reduzieren oder ganz zu lassen.“ Diese Beobachtungen der SROMOS-Studie spiegeln die Ergebnisse der Zulassungsstudien(2, 3, 4, 5) wider. Hier wurde ebenfalls ein signifikant geringeres Craving nach Heroin unter der Behandlung mit Morphin retard gegenüber der Therapie mit Methadon festgestellt.(4, 5)
Stabilere Substitution unter Morphin retard
Seit April 2015 steht mit Substitol® das erste Morphin retard für die orale Substitutionstherapie bei Opioidabhängigkeit in Deutschland zur Verfügung.(6) Seitdem haben sich die guten Ergebnisse aus den Zulassungsstudien (2, 3, 4, 5) immer wieder in der Praxis bestätigt. Studiendaten zeigen, dass Substitol®, gemessen am Heroinbeigebrauch, genauso wirksam ist wie Methadon(2) – bei signifikant geringerem Craving (Substanzverlangen) nach Heroin.(3, 4) Gleichzeitig werden deutlich weniger Nebenwirkungen beobachtet. Insbesondere das typische starke Schwitzen, in der Dauertherapie besonders belastend für die Patienten, ist deutlich reduziert.(3) Auch die psychische Stabilität ist besser.(5) Unter Substitol® kommt es zu keiner QT-Zeit-Verlängerung, da die kardiale Erregungsleitung durch Morphin retard nicht beeinflusst wird.(3) Zudem wird das Substitut hauptsächlich über Glucurondierung abgebaut(7) und bietet somit mehr Sicherheit bei einer Begleitmedikation mit Metabolisierung über das CYP450-System. Die gute Verträglichkeit zeigt sich auch in einer deutlich höheren Patientenzufriedenheit. So bevorzugten nach der Cross-Over-Phase 65 % der Patienten Morphin retard, nach der Extensionsphase waren es 83 % (3), was sich auch positiv auf die Therapietreue auswirkt: Epidemiologische Daten weisen darauf hin, dass die Haltequote unter Morphin retard deutlich höher ist, als unter anderen Substitutionsmitteln.(8)
Anmerkungen
* Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit der Substitutionsbehandlung mit Slow Release Orale Morphine (SROM)
** Laut WHO zählt die Abhängigkeit von Opioiden wie z.B. Heroin zu den schwersten psychiatrischen Erkrankungen, da sie mit besonders schwerwiegenden Gesundheitsrisiken einhergeht.
Literaturverweise
- Verthein U, Wedekind D (2018): Problematischen Alkoholbeikonsum reduzieren – Neue Erkenntnisse zum Substitutwechsel, Satellitensymposium Mundipharma. 27. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin, Berlin, November 2018.
- Beck T et al. Addiction 2014; 109: 617–26
- Hämmig R et al. J Subst Abuse Treat 2014; 47 (4): 275–81
- Falcato L et al. J Clin Psychopharmacol 2015; 35: 150–57
- Verthein U et al. Eur Addict Res 2015; 21 (2): 97–104
- Aufnahme von Substitol® in „Lauer-Taxe“ am 15.03.2015
- Trescot AM et al. Pain Physician 2008; 11: 133-53
- Bundesministerium für Gesundheit Österreich 2013: Epidemiologiebericht Drogen 2012/2013, Wien 2013
Quelle: Mundipharma, 02.11.2018 (tB).