Goldstandard für Versorgung bei Multipler Sklerose

 

Hannover (15. Juni 2021) — Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems bei jüngeren Erwachsenen. In Deutschland leiden nach Angaben der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft etwa 250.00 Menschen an MS, jährlich erkranken mehr als 10.000 neu. MS ist gut therapierbar, eine Heilung gibt es jedoch nicht. Selbst eine Diagnose kann schwierig sein, weil die meisten Anfangsbeschwerden auch denen anderer Krankheiten entsprechen. Eine gute Methode, um eine MS gesichert festzustellen und zu überwachen, ist die Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns und des Rückenmarks. Allerdings gibt es bislang in den verschiedenen Kliniken und Gesundheitssystemen große Unterschiede, wie die MRT-Diagnostik konkret eingesetzt wird. Das soll sich jetzt ändern. Ein internationales Expertengremium um Professor Dr. Dr. Mike P. Wattjes vom Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat neue Leitlinien zur Bildgebung der Multiplen Sklerose in der klinischen Routinepraxis erarbeitet. Die Empfehlungen werden sowohl von den europäischen als auch von den nordamerikanischen MS-Organisationen unterstützt und sind in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet Neurology veröffentlicht worden.

 

Betriebsanleitung zur Magnetresonanztomographie

„Diese erstmals international einheitlichen Richtlinien sind ein Meilenstein in der Versorgung von MS-Patientinnen und -Patienten“, betont Professor Wattjes. „Sie beinhalten nicht nur alle Aspekte der Bildgebung der MS, wir nehmen auch ausführlich Stellung zu sehr wichtigen und aktuellen Themen wie beispielsweise dem sinnvollen Einsatz von Kontrastmitteln oder dem technisch anspruchsvollem MRT des Rückenmarks.“ Von dieser „Betriebsanleitung“ zum MRT-Einsatz bei MS profitieren in erster Linie die Betroffenen. Denn die Richtlinie gewährleistet eine standardisierte Patientenversorgung, die genaue Empfehlungen gibt, wann, wie und warum eine MRT vorgenommen werden sollte. Das betrifft sowohl die Diagnosestellung als auch die Beobachtung der Patienten während der Therapie und die Einschätzung der Prognose des Krankheitsverlaufs.
„Die Regelung ist quasi der Goldstandard in der Bildgebung bei MS und erforderlich, damit die Aufnahmen überhaupt vergleichbar sind“, sagt der Neuroradiologe. Denn ohne verbindliche Standards ist eine Verlaufskontrolle schwieriger, da kaum zu beurteilen ist, ob die typischen Gewebeschädigungen (Läsionen) im Hirn und Rückenmark neu entstanden, oder ob bestehende Läsionen größer oder kleiner geworden sind. Für den Vergleich mehrerer MRT-Scans ist es daher wichtig, dass etwa räumliche Auflösung der Aufnahmen, Kontrastmitteldosis, Magnetfeldstärke oder Positionierung des Gehirns im Scanner unter denselben Bedingungen erfolgt sind.

 

Aktuelle Forschungsergebnisse in klinische Praxis umgesetzt

Die Leitlinien bedeuteten jedoch auch für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte eine enorme Erleichterung, stellt Professor Wattjes fest. Sie erhalten einen konkreten Anwendungsleitfaden für unterschiedliche Patientengruppen und verschiedene Krankheitsstadien – von Kindern mit MS über Schwangere bis hin zu älteren Patienten, bei denen die Krankheit nicht mehr in den typischen Schüben, sondern schleichend verläuft. „Unser internationales Team hat aktuelle Forschungsergebnisse in die klinische Praxis umgesetzt und genau erarbeitet, was für welchen Patienten zu welchem Zeitpunkt sinnvoll ist“, sagt Professor Wattjes. Die genauen Anleitungen sollen Ärzten nun ermöglichen, bessere Diagnosen zu erstellen, die Wirkung von Medikamenten gegen MS individuell und gezielt überwachen und zuverlässige Prognosen zur Krankheitsentwicklung stellen können.

 

 

Originalpublikation

 

 


Quelle: Medizinische Hochschule Hannover, 15.06.2021 (tB).

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