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Bipolare Störungen

Intensive Frühlingssonne lässt Menschen früher manisch-depressiv werden

 

Dresden (18. Dezember 2012) – Die jahreszeitlich bedingte Zunahme von Sonnenstunden steht im engen Zusammenhang mit dem erstmaligen Auftreten Bipolarer Störungen – besser als Manisch-Depressive Erkrankung bekannt. Das belegt eine vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden koordinierte Studie. Die Wissenschaftler der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie unter der Leitung von Klinikdirektor Prof. Michael Bauer haben dazu die Daten von rund 2.400 Patienten aus 24 Städten in 16 Ländern ausgewertet. Dabei fiel auf, dass in bestimmten Orten – etwa Los Angeles, Oslo oder Santiago de Chile – Bipolare Störungen in einem signifikant geringeren Lebensalter beginnen.

 

Beim Abgleich mit Wetterdaten der amerikanischen Weltraumbehörde NASA fanden die Wissenschaftler heraus, dass in diesen Ländern oder Regionen, also Kalifornien, Norwegen oder Chile, im Frühjahr eine überdurchschnittlich starke Zunahme der täglichen Sonneneinstrahlung auftritt. Die Ergebnisse der Studie wurden in der international renommierten Zeitschrift „Bipolar Disorders“ veröffentlicht (doi 10.1111/j.1399-5618.2012.01025.x).

Das oft bediente Klischee der immer fröhlich-entspannten Kalifornier hält der Betrachtung von Medizinern nicht stand: Denn im Westen der USA entspricht der Anteil der Menschen mit behandlungsbedürftigen Depressionen dem Landesdurchschnitt. Bei der Sonderform „Manische Depression“ steigt das Risiko einer frühen Erkrankung in Los Angeles sogar: Hier werden Biopolare Störungen in der Altersgruppe der bis zu 25-Jährigen durchschnittlich mit 18,90 Jahren erstmals diagnostiziert. In Würzburg dagegen liegt das Einstiegsalter bei 22,37 Jahren. „Mit unserer Studie konnten wir erstmals zeigen, dass Umweltfaktoren wie ein jahreszeitlich bedingter, starker Anstieg der Sonnenstrahlung eine Rolle bei der Entstehung seelischer Erkrankungen spielt“, sagt Prof. Bauer.

Die Erkenntnisse der Studie geben nicht nur Hinweise zu möglichen Gefährdungen junger Menschen, sondern sie helfen auch bereits Erkrankten und deren Therapeuten, besser mit der seelischen Störung umzugehen. „Dieses Wissen kann nun zum Beispiel in Schulungsprogramme einfließen, um die Patienten dafür zu sensibilisieren, dass sie in dieser Jahreszeit stärker auf die Anzeichen manischer Episoden achten und sich frühzeitig um Hilfe bemühen“, so der Arzt und Wissenschaftler weiter.

Obgleich die Studie Daten von 2.414 Patienten aus drei Kontinenten analysiert hat, wollen die Wissenschaftler diese Erkenntnisse auf eine noch breitere Datenbasis stellen. Deshalb bereiten sie derzeit eine weitere Untersuchung vor, in die auch Regionen und Patientendaten aus Afrika und Asien einfließen sollen.

Prof. Bauer und sein Team gehört bundesweit zu den profiliertesten Experten in der Behandlung dieser schweren Stimmungserkrankung. So haben sie eine führende Rolle bei der Erarbeitung der ersten wissenschaftlich fundierten S3-Leitlinie zur Diagnose und Behandlung bipolarer Erkrankungen übernommen. Das Besondere des im Sommer veröffentlichten Dokuments sind unterschiedliche Elemente der Selbsthilfe für Betroffene und ihre Angehörigen – unter anderem regelmäßige Schulungen, um besser mit den Krankheitsschüben umgehen zu können. Der Klinikdirektor hat mit dem „International Journal of Bipolar Disorders“ aus dem Springer Medizinverlag vor wenigen Wochen zudem eine Fachzeitschrift ins Leben gerufen und deren Chefredaktion übernommen. Die Publikation bündelt erstmals auf globaler Ebene wissenschaftliche Informationen zu der Erkrankung. Auch wurden Prof. Michael Bauer sowie sein Mitarbeiter Dr. Emanuel Severus durch das Magazin „Focus Gesundheit“ in der Kategorie Psychiatrie (Depressionen und bipolare Störungen) als Top-Mediziner ausgezeichnet.


Weitere Informationen

 

www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22612720 – Artikel in „Bipolar Disorders“

www.springer.com/medicine/psychiatry/journal/40345  

 


 

Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, 18.12.2012 (hB).

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