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17. Bamberger Gespräche 2013

Infektsuppression bei Katheterableitung

PD Dr. med. Winfried Vahlensieck, Bad Nauheim

Bamberg (7. September 2013) – Seit ca. 5.000 Jahren wird die Harnblase mit Kathetern der unterschiedlichsten Materialien entleert. Fundstücke aus Pompeji sehen modernen Kathetern von der Form her schon frappierend ähnlich. Schon immer stellten durch die Katheter ausgelöste Infektionen ein großes Problem dar.
Folgende allgemeinprophylaktischen Maßnahmen sollten dabei berücksichtigt werden:

 

  • Überprüfen der Indikation des Katheters
  • Umstellung auf sterilen Selbstkatheterismus, Kondomurinal oder suprapubischen Katheter falls möglich
  • Hände waschen vor Manipulation am Katheter
  • Handschuhe bei Manipulation am Katheter
  • tägliche Reinigung von Meatus urethrae und Glans penis bis zum Sulcus coronarius mit Wasser und Seife
  • je nach Patientensituation geschlossenes Drainagesystem oder Katheterventil mit/ohne Nachtbeutelableitung (Benefit des geschlossenen Systems bei Langzeitkatheterismus allerdings nicht erwiesen)
  • individualisierte Katheterwechselintervalle, 2-3 Tage nach Beginn einer antibiotischen Therapie Katheterwechsel
  • Wertigkeit von Silber- und Hydrogelbeschichtungen unklar
  • keine routinemäßigen Spülungen oder Abklemmen von Katheter und Harnblase
  • > 10 Jahre DK-Drainage: 1mal pro Jahr zystoskopischer Blasentumorausschluss
  • Vermeidung einer Stuhlverstopfung
  • ausreichende Trinkmenge
  • Trinken von Zitronensaft bei Katheterinkrustationen (60 ml Konzentrat in 1 l Wasser)
  • ansäuernde Therapie mit L-Methionin oder Cranberry-Prophylaxe (individuell entscheiden)
  • keine orale antibiotische Prophylaxe, keine Therapie asymptomatischer Bakteriurien

vgl.:Maßnahmen zur Verringerung hygienischer Probleme und von Infektionen bei Dauerkatheterpatienten (Beynon et al. 2005, Khan et al. 2010, Hagen et al. 2010, Hooton et al. 2010, Tenke et al. 2008)

Zur Beseitigung eines möglichen, durch antibiotische Therapie nur schwer zu entfernenden Biofilms mit ESBL-produzierenden Erregern als Ausgangspunkt eines Infektrelapses durch Erregerpersistenz sollte nach 2-3 Tagen testentsprechender antibiotischer Behandlung der Katheter gewechselt werden. Bei Durchführung des in den EAU-Leitlinien empfohlenen Katheterwechsel vor Beginn der antibiotischen Therapie können durch Inkrustationen Schleimhauteinrisse und septische Schübe entstehen. Für eine geringere Infektionsrate bei suprapubischem Katheter gibt es für Langzeitkatheterpatienten keine wissenschaftliche Evidenz, diese erhöhen jedoch gfls. den Patientenkomfort. Auch haben wenige Studien zu Kathetern mit antimikrobieller Beschichtung der Katheter keine ausreichende Evidenz für deren routinemäßigen Einsatz erbracht, so dass für Langzeitkatheterismus Silikonkatheter zur Verringerung des Striktur- und Inkrustationsrisiko verwendet werden sollten.

Bei symptomatischer katheterbedingter Harnwegsinfektion kann eine testentsprechende Behandlung über 7 Tage begonnen werden. Bei verzögerter Verbesserung der Symptomatik wird die Behandlungsdauer auf 10-14 Tage ausgedehnt, unabhängig davon, ob der Patient seinen Katheter behält oder nicht. Bei nicht schwer erkranktem Patienten reicht eventuell eine 5tägige Behandlung mit 500 mg Levofloxacin 1x/d aus, sofern diese Substanz testentsprechend ist.


Quelle: 17. Bamberger Gespräche 2013, 07.09.2013 (tB).

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