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Aktuelles zum chronischen Handekzem

Neue Daten stützen leitliniengerechte Behandlung im Praxisalltag

 

Dresden (2. Mai 2013) – Das chronische Handekzem (CHE) stellt für Dermatologen eine große diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Für die Patienten ist es mit hoher Krankheitslast und psychosozialen Beeinträchtigungen verbunden. Vor allem berufsbedingte Erkrankungen und deren oft langwierige Verläufe haben enorme gesundheitsökonomische Belastungen zur Folge. Der Schlüssel für das Langzeitmanagement liegt in der Hautbarrierefunktion. Das innovative Vitamin-A-Derivat Alitretinoin (Toctino®) ist als bisher einziges spezifisches Medikament zur systemischen Therapie des CHE zugelassen. Anlässlich der 47. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) präsentierten Experten neue Daten zum CHE unter besonderer Berücksichtigung des frühzeitigen leitliniengerechten Einsatzes von Alitretinoin im Praxisalltag.

 

Handekzeme (HE) gehören zu den häufigsten Hauterkrankungen. Der oft chronische oder chronisch-rezidivierende Verlauf ist mit erheblichen psychosozialen Auswirkungen und Einschränkungen der Lebensqualität verbunden. Etwa jeder zehnte Erwachsene zwischen dem 20. und 65. Lebensjahr leidet an einem CHE, davon ca. 6% an einer schweren Form. In mehr als der Hälfte der Fälle tritt die Erkrankung berufsbedingt auf, was oft lange Arbeitsausfälle zur Folge hat. Aufgrund der hohen direkten und indirekten Kosten, die die Erkrankung verursacht, ist das CHE von enormer sozialmedizinischer und gesundheitsökonomischer Bedeutung.1 „Chronische Handekzeme weisen in Deutschland einen hohen Versorgungsbedarf auf“, so Dr. Ralph von Kiedrowski, Selters. „Eine konsequente Prävention, frühzeitige Therapie und eine stadiengerechte Behandlung der Erkrankung nach Leitlinie sollten etablierter Standard sein.“

 

 

Hautbarriere – Schlüsselfunktion in Pathogenese und Therapie

 

Pathophysiologisch geht das HE meist auf eine Schädigung der epidermalen Barrierefunktion zurück, die es Noxen und/oder Allergenen erleichtert, in die Haut einzudringen. Die Hautbarriere ist komplex aufgebaut und unterliegt einer sehr feinen Regulation durch den Organismus, wie Prof. Margitta Worm, Berlin, erläuterte. Durch Entzündungsprozesse kommt es zu einer Störung ihres Aufbaus bzw. einer veränderten Zusammensetzung der Hornschicht mit entsprechenden Folgen für die Barrierefunktion. Daraus folgt, dass eine erfolgreiche Behandlung auch langfristig auf eine Normalisierung bzw. Stabilisierung der Hautbarriere abzielen sollte.

 

 

Weltweit erste Leitlinie in Deutschland entwickelt

 

Wie Prof. Thomas Diepgen, Heidelberg, erläuterte, wurde 2009 in Deutschland die weltweit erste Leitlinie zum Management des HE entwickelt, die mittlerweile auch in anderen Ländern Nachahmer gefunden hat. Entsprechend diesen Empfehlungen erfolgt die Therapie des HE stufenförmig in Abhängigkeit von der Schwere und Chronizität der Erkrankung. In allen Fällen ist neben der Vermeidung von Triggerfaktoren und Hautschutzmaßnahmen eine externe Basistherapie erforderlich. Bei leichtem HE (Stufe 1) sind antipruriginöse und antiseptische Wirkstoffe, topische Glukokortikoide oder Calcineurin-Inhibitoren sowie Iontophorese indiziert. Für mittelschwere und schwere Formen (Stufe 2) werden zusätzlich hochpotente  topische Glukokortikoide, UV-Therapie und/oder systemisches Alitretinoin empfohlen. Persistierende oder chronisch rezidivierende HE (Stufe 3) bedürfen grundsätzlich einer systemischen immunmodulierenden Therapie.1

 

Topische Glukokortikoide als ein zentraler Bestandteil der antientzündlichen externen Behandlung eignen sich am besten zur kurzzeitigen Behandlung im akuten Schub. Sie sollten jedoch nicht über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden. Denn unter den bekannten Nebenwirkungen dieser Wirkstoffgruppe sind Hautatrophie und epidermale Barriereschädigung beim HE besonders von Bedeutung. Das erschwert die funktionelle Wiederherstellung der Hautbarriere, was wiederum die langfristige Abheilung und medizinische Rehabilitation gefährdet.1

 

Die Auswertung von 223 Patientendaten einer deutschen Multicenterstudie ergab, dass das gegenüber topischen Steroiden therapierefraktäre CHE erhebliche sozioökonomische Kosten verursacht, die insbesondere bei hospitalisierten Patienten mit dem klinischen Schweregrad der Erkrankung und den Therapiestufen überproportional zunehmen. Den Autoren zufolge können neue Behandlungsoptionen zu einer Kostenreduktion beitragen.2

 

 

Toctino®: erste spezifische systemische Therapie

 

Seit 2008 steht mit dem Vitamin-A-Derivat Alitretinoin (Toctino®) das erste und bisher einzige zugelassene Medikament zur spezifischen systemischen Therapie des schweren CHE zur Verfügung. Toctino® ist zugelassen bei erwachsenen Patienten mit schwerem CHE, das auf die Behandlung mit potenten topischen Glukokortikoiden nicht anspricht.3 Wie die zulassungsrelevante Phase-III-Studie (BACH-Studie) zeigte, führte Alitretinoin in der Behandlung des schweren therapieresistenten HE bei einem Großteil der Patienten zu einer Verbesserung bzw. zum Abheilen der Hauterscheinungen.4

 

Diese klinischen Beobachtungen wurden durch Ergebnisse aus Untersuchungen zur Barrierefunktion bei den mit Alitretinoin behandelten Patienten bestätigt, wie Worm berichtet. Neben immunologischen Veränderungen, die auf eine antiinflammatorische Wirkung hinweisen, gab es Anzeichen für eine Wiederherstellung der epidermalen Barriere.5 „Die klinischen Daten von Patienten mit Handekzem, die mit Alitretinoin behandelt wurden, sind exzellent und die Untersuchungen in der Haut weisen darauf hin, dass es unter der Behandlung oder auch nach Absetzen der Therapie zu einer nachhaltigen Stabilisierung beziehungsweise Normalisierung der Haut und Hautbarriere kommt“, lautet das Resümee von Worm.

 

 

Verbesserte Datenlage als Basis für neue S3-Leitlinie

 

Aufgrund einer Reihe neuer Studiendaten konnte der Kenntnisstand über das CHE in den letzten Jahren deutlich verbessert werden. Dazu trägt auch das in Deutschland initiierte Register CARPE (Chronisches Handekzem-Register zum Patienten-Langzeitmanagement) bei, das zum Ziel hat, neue Erkenntnisse zu Krankheitsverlauf, Versorgung und leitliniengerechter Therapie des CHE zu gewinnen. Erste Daten bestätigen den hohen Krankheitswert und die besondere therapeutische Herausforderung des CHE.6 Diepgen zufolge wird die noch gültige S1-Leitlinie derzeit auf Basis eines systematischen Cochrane-Reviews zur S3-Leitlinie weiterentwickelt, sodass diese Empfehlungen künftig auf einer noch breiteren evidenzbasierten Datenlage beruhen.

 

 

Umfangreiche Datenlage zur Anwendung von Toctino® im klinischen Alltag

 

Aus Sicht der Versorgungsforschung ist es von hohem Interesse, neben den zulassungsrelevanten klinischen Daten, umfangreiche Daten aus dem therapeutischen Praxisalltag zu gewinnen. Dazu wurde in einer ersten nichtinterventionellen Studie der Therapieerfolg mit Alitretinoin (TOCCATA) unter Praxisbedingungen an Patienten mit schwerem CHE, das auf potente topische Kortikosteroide nicht ansprach, beobachtet. Insgesamt nahmen 680 Patienten aus 349 Zentren teil. Die Wirksamkeit wurde anhand des „Physician Global Assessment“, kurz PGA, über 12 bis maximal 24 Wochen bewertet. Die Daten waren mit denen der Phase-III-Studie in Bezug auf demographische Charakteristika, Vorerkrankungsdauer, Behandlungsergebnisse (Wirksamkeit) und Sicherheitsprofil weitgehend konsistent. Nach einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von fünf Monaten kam es bei 57% der Patienten zu einer vollständigen oder fast vollständigen Abheilung. Alle Formen des CHE sprachen gut auf die Therapie an, wobei eine kürzere Vorerkrankungsdauer (≤ 1 Jahr) rascher zum Ansprechen führte. Dabei war die Therapieadhärenz hoch: Nur 6% der Patienten beendeten die Behandlung innerhalb des ersten Monats.7 Weitere Auswertungen zum beruflich bedingten HE im Rahmen von TOCCATA bestätigten, dass ein CHE lange Arbeitsausfälle verursachen kann. Unter der Behandlung mit Alitretinoin kam es zu einer Reduktion krankheitsbedingter Ausfallzeiten von über 50%, und mehr als die Hälfte der Patienten konnte bereits nach zwölf Wochen ohne HE-bedingte Ausfallzeiten wieder in den Arbeitsprozess eingegliedert werden.8

 

Neben der Definition der Erkrankungsschwere über die klinischen Parameter [PGA] ist die gesundheitsbezogene Lebensqualität ein weiterer wichtiger Parameter für die Einstufung der Erkrankungsschwere. Daten zum Einfluss einer stadiengerechten, leitlinienkonformen CHE-Therapie auf die Lebensqualität sind bislang nicht verfügbar. In einer zweiten nicht-interventionellen Studie (FUGETTA 3/36) wurde daher erstmals untersucht, inwieweit ein frühzeitiger und leitliniengerechter Einsatz von Toctino® bei Patienten mit CHE Einfluss auf die Lebensqualität hat. Von Kiedrowski berichtet beeindruckend von seinen Erfahrungen mit den 25 Patienten, die aus seiner Praxis in die Studie eingeschlossen wurden. Bei einer im Vergleich zum typischen Handekzempatienten relativ kurzen Vorerkrankungsdauer von 19,7 Monaten waren die Patienten mit einem DLQI von 12,6 bereits sehr stark in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. Unter der Therapie mit Alitretinoin erreichten über 70% der Patienten innerhalb des Beobachtungszeitraums eine fast vollständige bzw. vollständige Abheilung des CHE bei gleichzeitiger deutlicher Verbesserung der Lebensqualität auf einen DLQI-Wert von 3,2. Über alle Patienten hinweg besserte sich der DLQI auf einen Wert von 4,7. Die Ergebnisse der Studie sind bisher noch nicht veröffentlicht, jedoch geht von Kiedrowski nach den Erfahrungen mit seinen in die Studie eingeschlossenen Patienten von einem deutlichen Zugewinn an Lebensqualität für HE-Patienten durch die Behandlung mit Alitretinoin aus. „CHE ist eine schwere Dermatose mit einem beträchtlichen Leidensdruck für den Patienten. Zur Einstufung der Erkrankungsschwere und der Wahl der geeigneten therapeutischen Maßnahmen sollte die Berücksichtigung der individuellen Lebensqualität unbedingt fester Bestandteil werden", resümiert von Kiedrowski.

 

 

Literatur 

  1. Diepgen TL et al. Guideline on the management on hand eczema. J Dtsch Dermatol Ges 2009; 7 (Suppl 3): S1–16
  2. Augustin M et al. Cost-of-illness of patients with chronic hand eczema in routine care: results from a multicenter study in Germany. Br J Dermatol 2011; 165: 845–851
  3. Fachinformation Toctino® Stand: Jan. 2013
  4. Ruzicka T et al. Efficacy and safety of oral alitretinoin (9-cis retinoic acid) in patients with severe chronic hand eczema refractory to topical corticosteroids: results of a randomized, double-blind, placebo-controlled, multicentre trial. Br J Dermatol 2008; 158: 808–17
  5. Abdollahnia M et al. Investigating the epidermal barrier function and the immune response upon systemic treatment of hand eczema with alitretinoin; ESCD 2010 P029
  6. Apfelbacher CJ et al. CARPE: a registry project of the German Dermatological Society (DDG) for the characterization and care of chronic hand eczema. J Dtsch Dermatol Ges 2011; 9: 682–688
  7. Diepgen T et al. Efficacy and tolerability of Alitretinoin for chronic hand eczema under daily practice conditions: Results of the TOCCATA open study comprising 680 patients. Acta Derm Venereol 2012; 92(1): 102–3
  8. Diepgen T, Kuessner D, ISPOR 2012; PSS17

 

Über Toctino®

 

Gemäß der aktuellen Leitlinie1 der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) wird der Einsatz des systemisch wirksamen Vitamin-A-Derivates Alitretinoin (Toctino®), das für schwere chronische Handekzeme (CHE) zugelassen ist, die nicht auf potente topische Kortikosteroide ansprechen, bereits bei mittelschweren bis schweren Handekzemen empfohlen. Seine Wirksamkeit und Verträglichkeit konnte in der bisher größten zum CHE durchgeführten Untersuchung, der sogenannten BACH-Studie2 (Benefit of Alitretinoin in Chronic Hand Eczema; n = 1032 Patienten) nachgewiesen werden. So reduzierten sich unter Toctino® 30 mg 1x täglich innerhalb von 12 bis 24 Wochen die Handekzem-Symptome im Mittel um 75%. Bei fast 50% der Patienten heilte das Handekzem sogar vollständig bzw. fast vollständig ab.

 

 

GlaxoSmithKline – eines der weltweit führenden forschenden Arzneimittel- und Healthcare-Unternehmen – engagiert sich für die Verbesserung der Lebensqualität, um Menschen ein aktiveres, längeres und gesünderes Leben zu ermöglichen. Weitergehende Information über GSK finden Sie unter www.glaxosmithkline.de.

 

 

Stiefel – Stiefel, ein Unternehmen von GSK, hat sich der wissenschaftlichen Weiterentwicklung der Dermatologie rund um die Welt verpflichtet, um Menschen zu einer gesünderen Haut zu verhelfen. Diese Innovationsanstrengungen haben Stiefel, zusammen mit seinem Fokus auf die Entwicklung dermatologischer Pharmazeutika und Produkten zur medizinischen Hautpflege, als ein weltweit führendes Unternehmen der Hautgesundheitsbranche etabliert.

 

 

 


 

Quelle: Stiefel/GSK, 02.05.2013 (tB).

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