MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

ASCO 2009: Avastin plus Interferon first line beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom

In der Sequenz erstmals Gesamtüberleben von mehr als 3 Jahren erreicht

 

Köln (25. Juni 2009) – Auf der diesjährigen Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Onkologie (ASCO) wurden die abschließenden Analysen der beiden Phase-III-Studien zum Einsatz des Angiogenesehemmers Avastin® (Bevacizumab) beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom präsentiert. Das wichtigste Ergebnis: Wird in der First-line Bevacizumab plus Interferon-alpha2a (IFN) gegeben, gefolgt von einem Tyrosinkinaseinhibitor (TKI), lässt sich erstmals ein medianes Gesamtüberleben von mehr als 3 Jahren erzielen.

 

Die beiden Phase-III-Studien AVOREN [1] und CALGB 90206 [2] belegen den Nutzen der Kombination Bevacizumab/IFN in der First-line-Therapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms (mRCC). Auf dem ASCO 2009 wurden jetzt eine Reanalyse der AVOREN-Daten durch ein unabhängiges Komitee und die finalen Ergebnisse zum Gesamtüberleben (OS) aus beiden Studien präsentiert.

 

Das unabhängige Review Komitee konnte die in der AVOREN-Studie gezeigte Verdoppelung des progressionsfreien Überlebens (PFS) und die annähernde Verdreifachung der Ansprechrate (ORR) durch die Kombination mit Bevacizumab eindrucksvoll bestätigen (medianes PFS 10,4 vs. 5,5 Monate; HR = 0,57; p < 0,0001; ORR 31 % vs. 12 %; p < 0,0001). Die finale Auswertung des Gesamtüberlebens ergab ein medianes OS im Bevacizumab/IFN-Arm von 23,3 Monaten versus 21,3 Monaten im IFN/Plazebo-Arm (HR = 0,86; p = 0,13). Eine statistische Signifikanz wurde hier nicht erwartet, da über 50 % der Patienten nach der Tumorprogression Folgetherapien, überwiegend mit TKIs, erhielten. Zudem war es den Patienten im Plazebo/IFN-Arm erlaubt, bei eintretender Progression in den Bevacizumab/IFN-Arm zu wechseln. Wie eine retrospektive Subgruppenanalyse zeigte, lag das OS der Bevacizumab/IFN-Patienten, die aufgrund von Nebenwirkungen eine reduzierte IFN-Dosis erhalten hatten, bei 26,0 Monaten – eine weitere Bestätigung dafür, dass eine aus Gründen der Verträglichkeitssteigerung erfolgte IFN-Dosisreduktion nicht von Nachteil ist.

 

Sequenz Bevacizumab first line gefolgt von TKI – Gesamtüberleben von mehr als 3 Jahren

Wie eine explorative Analyse des Gesamtüberlebens in der AVOREN-Studie in Abhängigkeit von der eingesetzten Folgetherapie zeigen konnte, erreichten Bevacizumab/IFN-Patienten, die mit einem TKI weiterbehandelt wurden, erstmalig beim mRCC ein medianes OS von mehr als 3 Jahren (38,6 Monate; HR = 0,80) [3]. Ein vergleichbares Ergebnis erzielten auch Patienten in der amerikanische Phase-III-Studie CALGB 90206, die nach einer First-line-Therapie mit Bevacizumab/IFN noch eine Second-line-Therapie erhalten hatten: Ihr OS betrug 31,4 Monate – versus 26,8 Monate, wenn die Patienten first line nur mit IFN behandelt wurden [2]. Der in beiden Phase-III-Studien gezeigte Unterschied von etwa 5 Monaten (HR = 0,80) im Gesamtüberleben stärkt die bereits publizierte Evidenz für die Therapiesequenz: zuerst Bevacizumab/IFN, dann TKI.

 

Die guten Daten der Phase-III-Studien haben bereits Eingang in die aktuellen europäischen und amerikanischen Leitlinien gefunden. Sowohl die EAU (European Association of Urology) als auch das NCCN (National Comprehensive Cancer Network) empfehlen Bevacizumab/IFN mit dem höchsten Evidenzgrad für die First-line-Therapie [4, 5].

 

AVOREN

An der überwiegend in Europa durchgeführten randomisierten Doppelblindstudie AVOREN nahmen 649 Patienten teil, die entweder Bevacizumab plus IFN oder IFN plus Plazebo erhielten. Das mediane PFS konnte durch die Hinzugabe von Bevacizumab annähernd verdoppelt werden – von 5,4 auf 10,2 Monate
(HR = 0,63; p < 0,0001). Dies hatte bereits Ende 2007 zur Zulassung von Bevacizumab beim mRCC geführt. Die Gesamtansprechrate unter Bevacizumab/IFN lag bei 31 % – versus 13 % unter der alleinigen IFN-Therapie (p < 0,0001) [1]. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass die Dosis des zusammen mit Bevacizumab verabreichten IFN bei Bedarf reduziert werden kann, um die Verträglichkeit der Therapie zu verbessern. Die Wirksamkeit bleibt trotz reduzierter IFN-Dosis erhalten [6].

 

CALGB 90206

Die amerikanische Phase-III-Studie CALGB 90206 zur First-line-Therapie des mRCC mit Bevacizumab/IFN versus IFN allein hatte ein vergleichbares Studiendesign wie die AVOREN-Studie und führte zu ähnlich guten Ergebnissen [2]. Auch hier konnte das PFS durch die Kombination mit Bevacizumab signifikant von 4,9 auf 8,4 Monate gesteigert werden (HR = 0,71; p < 0,0001). Die ORR lag bei 25,5 % versus 13,1 % (p < 0,0001).

 

 

Quellen

 

Escudier B et al., Lancet 2007; 370: 2103-11

Rini BI et al., ASCO 2009, Abstract LBA5019

Escudier BJ et al., ASCO 2009, Abstract 5020

EAU Guidelines on Renal Cell Carcinoma; March/2009

NCCN Practice Guidelines in Oncology, Version 1.2009

Melichar B et al., Annals of Oncology 2008:8; 1470-1476

 

 

 

Download

 

Daten und Fakten

 

Nierenzellkarzinom: factsheet_nierenzellkarzinom.pdf factsheet_nierenzellkarzinom.pdf (103.78 KB) 

Avastin(R) in der Therapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms: factsheet_avastin.pdf factsheet_avastin.pdf (29.37 KB)


 

Quelle: Pressekonferenz der Firma Roche Pharma zum Thema „Post-ASCO 2009 – Fortschritte in der Krebstherapie : Wo stehen wir ?“ am 25.06.2009 in Köln (medical relations).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…