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„Das Hungergefühl spüren ist eine gute Idee“
Berlin (3. Februar 2009) – Nehmen ältere Menschen weniger Kalorien zu sich, verbessert sich ihre Gedächtnisleistung. So lautet das Ergebnis einer aktuellen, international beachteten Studie aus der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Dr. Erich Bernd Ringelstein vom Universitätsklinikum Münster. Die normal- bis übergewichtigen Probanden mit einem mittleren Alter von 60,5 Jahren hatten drei Monate die individuelle Kalorienaufnahme auf bis zu zwei Drittel reduziert. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) fragte bei dem Direktor des Neurologischen Klinikums nach.
DGN: Wie schätzen Sie die Bedeutung der Ergebnisse von Dr. Agnes Flöel aus Ihrer Arbeitsgruppe ein?
Ringelstein: Erstmals wurden die Vorteile einer gehirnschützenden Diät beim Menschen bewiesen – auch wenn die Zahl der Studienteilnehmer mit 50 natürlich noch relativ gering ist. Der positive Effekt einer kalorischen Restriktion war bislang lediglich aus Tierversuchen bekannt. Die Gewichtskontrolle ist bei älteren Menschen bekanntlich ein wichtiges Ziel, etwa im Hinblick auf die Kontrolle des metabolischen Syndroms bzw. des Altersdiabetes. Die Arbeit liefert den Kolleginnen und Kollegen zumindest ein weiteres, wichtiges Argument, um die Motivation ihrer Patienten zu steigern: Auch ihr Gedächtnis bleibt fit.
DGN: Wie haben Sie die Verbesserung der Lernleistung gemessen?
Ringelstein: Als Gedächtnisaufgabe mussten unsere Probanden eine deutsche Version des „Rey Auditory Verbal Learning Task“ unter Aufsicht eines Neuropsychologen durchführen. Dabei waren aus Listen von 15 Wörtern so viele Begriffe zu lernen und nach 30 Minuten zu reproduzieren wie möglich. Im anschließenden Gedächtnistest zeigte sich, dass die Diät-Gruppe um 20 Prozent besser abschnitt als die beiden Kontrollgruppen.
DGN: Woraus genau bestand die Diät?
Ringelstein: Entscheidend war, dass wir von der jeweils individuell üblichen Kalorienmenge ausgingen. Dafür hatten die Probanden eine Woche lang ein Ernährungstagebuch über ihre Essgewohnheiten geführt. Für die Diät-Gruppen entwickelten wir dann einen Speiseplan, der entweder reich an ungesättigten Fettsäuren war oder eine um 30 Prozent reduzierte Kalorienzufuhr vorsah. Interessant ist, dass die alleinige Zufuhr ungesättigter Fettsäuren ohne gleichzeitige kalorische Restriktion keinen eindeutig positiven Effekt hatte.
DGN: Wie haben die Probanden die Diät empfunden?
Ringelstein: Die Compliance war erstaunlicherweise sehr hoch. Ich persönlich hätte die Vorgaben womöglich nur sehr schwer erfüllen können.
DGN: Haben die Ergebnisse auch Auswirkungen auf die Ernährungsgewohnheiten des Feinschmeckers Ringelstein?
Ringelstein: Letztlich ist es schon ein Hinweis, dass eine gewisse Askese dem Menschen gut tut. Ein- oder zweimal am Tag ein Hungergefühl zu erleben, wie es viele von uns noch aus ihrer Kindheit kennen, ist sicher keine schlechte Idee. Ich versuche das schon jetzt.
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) vom 03.02.2009.