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Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE)

Ehemalige Krebspatienten sollten ungesunde Lebensmittel meiden

Potsdam-Rehbrücke (16. Dezember 2016) – Wie eine systematische Auswertung und Analyse von 117 Beobachtungsstudien mit Daten von insgesamt 209.597 Menschen zeigen, haben ehemalige Krebspatienten ein um etwa 50 Prozent erhöhtes Risiko vorzeitig zu sterben, wenn sie sich ungesund ernähren. Das Wissenschaftlerteam unter Führung von Lukas Schwingshackl, Carolina Schwedhelm und Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) veröffentlichte seine Daten kürzlich in der Fachzeitschrift Nutrition Reviews (Schwedhelm et al., 2016, doi:10.1093/nutrit/nuw045; http://nutritionreviews.oxfordjournals.org/content/74/12/737.long ).

Die Zahl der Menschen, die eine Krebserkrankung überleben, nimmt sowohl in Europa als auch den USA beständig zu. Dennoch gibt es nur wenige Studien, welche die Zusammenhänge zwischen der Ernährung und dem Risiko eines vorzeitigen Tods in dieser Personengruppe systematisch untersucht haben. Ein besseres Verständnis dieser Zusammenhänge könnte jedoch dazu beitragen, die Ernährungsempfehlungen für diese Gruppe anzupassen. Ziel der neuen Studie war daher, erstmals eine systematische Datenanalyse aller weltweit in Frage kommenden Beobachtungsstudien durchzuführen, um die Effekte bestimmter Lebensmittelgruppen aber auch bestimmter Ernährungsweisen/-muster zu untersuchen.

55 der 117 analysierten Beobachtungsstudien basieren auf US-amerikanischen, 33 auf europäischen und 21 auf asiatischen Daten. Die restlichen Studien berücksichtigen Daten von Studienpopulationen anderer Länder wie Kanada oder Australien.

Personen, die sich vor oder auch nach der Krebserkrankung ungesund ernährten, das heißt, eine als Western-Diät bezeichnete Ernährungsform bevorzugten, hatten ein um bis zu 50 Prozent erhöhtes Risiko, frühzeitig zu sterben. Diese Zusammenhänge konnten die Wissenschaftler insbesondere bei Brust- und Dickdarmkrebs-Überlebenden beobachten. Die Western-Diät ist durch einen hohen Anteil gesättigter Fette, zucker- und salzhaltiger Lebensmittel, Weißmehlprodukte sowie stark verarbeiteter Lebensmittel, wie zum Beispiel Wurstwaren, charakterisiert. Die Datenanalyse der Wissenschaftler weist zudem darauf hin, dass eine im Vergleich zu der Western-Diät gesunde Ernährung die Sterblichkeit vermindert, wie beispielsweise die Mittelmeer-Diät, die reich ist an Getreideprodukten, Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen sowie Fisch.

„Wurden einzelne Lebensmittel und Getränke betrachtet, konnten wir zeigen, dass ein hoher Alkoholkonsum mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko verbunden war“, sagt Erstautorin Carolina Schwedhelm. Dies galt insbesondere für Krebsüberlebende, die an Leber-, Speiseröhren- und Rachen-Krebs sowie Tumoren im Kopf- und Nackenbereich erkrankt waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Krebserkrankung wieder auftrat, erhöhte sich nach aktueller Studienlage durch den erhöhten Konsum von Alkohol zudem auf 17 bis 31 Prozent, insbesondere bei an Brustkrebs erkrankten Patienten.

„Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine ungesunde Ernährungsweise die Lebenserwartung relativ stark beeinflusst. Dies zeigen sowohl die Beobachtungsstudien, welche die Ernährungsgewohnheiten vor als auch nach der Krebsdiagnose erfassten“, erklärt Studienleiter Schwingshackl. „Auf der anderen Seite beobachteten wir, dass als gesund angesehene Lebensmittel sowie Ernährungsweisen, bei denen reichlich von diesen Nahrungsmitteln gegessen wird, die Lebenszeit bei Krebsüberlebenden verlängern können“, so der Ernährungswissenschaftler weiter. „Sowohl diese Studie wie auch andere konnten zeigen, dass die Ernährungsweise einen Einfluss auf komplexe Geschehen wie die Sterblichkeit hat. Solche Zusammenhänge sollten weiter erforscht werden, zum Beispiel im Zuge der Rehabilitationsmaßnahmen nach einer Krebserkrankung. Die Datenlage wird mit jeder Studie sicherer, dass eine Ernährung mit bevorzugt risikoarmen Lebensmitteln sinnvoll ist, nicht nur für Krebsüberlebende“, ergänzt Heiner Boeing, der am DIfE die Abteilung Epidemiologie leitet.

Hintergrundinformation

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD).

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 88 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Milliarden Euro.

Weitere Informationen


Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke , 16.12.2016 (tB).

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